Quelle: Milena Glimbovski Original Unverpackt – bearbeitet durch jungagiert e.V.
#MEERRETTICH

UNVERPACKTE GESCHÄFTSIDEE

Quelle: jungagiert e.V.

Gustav, 31 Jahre

#fahrradfahrer #tofudresseur #röstzwiebelkoch

Milena Glimbovski ist 26 Jahre alt und lebt nach dem Motto „Wenn es keine Alternative gibt, musst du dir eben eine schaffen“. Gustav hat sie erzählt, warum Nutella für sie keine Option ist und was sie als nächstes plant.

Milena, wer dich googelt, muss erstmal klarkommen: Du hast ein Buch geschrieben, vloggst bei YouTube, hast ein nachhaltiges Unternehmen gegründet, verkaufst dort nachhaltige Produkte – kann man das, was du machst, überhaupt in einem Wort beschreiben?

Ich denke schon: Ich bin Unternehmerin. Das klingt erstmal negativ. Dabei unternehme ich gerne was! In meinem Laden „Original Unverpackt“ handle ich mit fairen Produkten. Ich handle sowieso lieber, als nur über Dinge zu reden.

Quelle: Milena Glimbovski Original UnverpacktAuf deinem YouTube-Kanal Milenskaya zeigst du zum Beispiel, wie du lebst, ohne dabei viel Müll zu verursachen. Das ist … naja … selten bei YouTube.

Stimmt allerdings. YouTube ist vollgestopft mit Klischees. Ernste Themen funktionieren nur, wenn du sie humorvoll verpackst. Aber eine richtige Strategie hatte ich nie dafür. Meine Strategie war: erstmal drauflos filmen. Es interessiert die Leute doch nicht, welche Kamera du nutzt oder ob du gut im Schneiden bist. Hauptsache, du zeigst, was dich ausmacht: Ich habe mich erst damit beschäftigt, wie man eine Firma gründet. Dann kamen feministische Themen dazu und mein Zero-Waste-Lifestyle. Das hat die Leute interessiert.

Und dann hast du 2014 deinen eigenen Supermarkt eröffnet. „Original Unverpackt“ heißt er – und vor den weißen Fliesen einer alten Metzgerei türmen sich Fencheltee, feines Meersalz und Laugenbrezeln. Aber … wo sind die Verpackungen?

Quelle: Milena Glimbovski Original UnverpacktIch hatte es satt, beim Einkaufen immer so viel Müll zu produzieren. Alles ist in Plastik eingepackt, jede Gurke einzeln eingeschweißt. Aber es gab auch einfach keine Alternative! Und wenn es keine Alternative gibt, musst du dir eben eine schaffen. In meinem Laden gibt es deshalb keine Einwegverpackungen.

Ihr habt hohe Ansprüche an euch – aber auch an die Unternehmen, die euch die Produkte liefern. Was ist eure Philosophie dahinter?

Unsere Produkte sind regional und saisonal.  Also keine Himbeeren im Winter, zum Beispiel. Wir achten auch auf faire Löhne – in der Lieferkette und bei uns im Laden. Wer nicht liefert, was und wie wir es wollen, hat keine Chance. Wir werden nie Nutella bei uns verkaufen können: Erstmal sind da grässliche Inhaltsstoffe drin und das Produkt hat nichts mit bio zu tun – und die Verpackungen können auch nicht wiederverwendet werden. Das ist also wichtig für uns: Entweder, die Lieferunternehmen nehmen die Verpackungen wieder mit, um sie noch einmal zu benutzen – oder die Verpackungen sind komplett recycelbar.  Wir verwenden oft Pappe, denn die lässt sich mehrmals wiederverwenden.

Kann man mit dem Konzept „Nachhaltigkeit“ denn Geld verdienen?

Quelle: Milena Glimbovski Original UnverpacktJa, kann man. Der Laden hält sich. Übrigens kriegen das auch langsam die großen Riesen raus. Fast-Food-Ketten schnallen langsam: Mit Nachhaltigkeit und Bio-Produkten lockt man auch immer mehr Kunden. Wer will schon der Umwelt absichtlich schaden? Die Ketten reagieren auf diesen Trend – leider oft nur in den Werbespots.

Hattest du Sorgen, als du dich mit deiner alternativen Geschäftsidee selbstständig gemacht hast?

Ich hab – Gott sei Dank – nicht so viel darüber nachgedacht. Wir haben vorher eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, also Leute im Internet gebeten, uns Geld zu geben, um unsere Idee umsetzen zu können. Wir haben viel mehr bekommen als wir ursprünglich wollten! Wow! Es war dann trotzdem schwierig, eine Stammkundschaft aufzubauen. Denn gerade am Anfang waren es vor allem „Touristen“, die sich unser Projekt mal genauer anschauen wollten. Langfristig brauchen wir aber Kunden, die immer wieder kommen.

Welche Kunden kommen zu euch?

Unterschiedlich:  Alte und junge, Männer und Frauen gleichermaßen, viele mit Kindern. Berlin-Kreuzberg ist halt sehr bunt. Es kommen nicht nur Leute mit ausgewaschenen Second-Hand-Jeans, sondern auch Leute, denen man erstmal nicht ansieht, dass sie sich für einen ökologischen Lifestyle interessieren. Das freut uns natürlich besonders.

Ihr vertreibt Alltagsgegenstände – aber die sind gar nicht alltäglich. Wie überzeugt ihr Menschen, vielleicht ein paar Cent mehr dafür auszugeben als im Discounter?

Das können wir nicht.

 

Quelle: Milena Glimbovski Original UnverpacktWollt ihr denn?

Nein. Jeder soll selbst entscheiden, wo er einkaufen geht. Wir wollen niemanden überzeugen. Manche Menschen haben auch keine Wahl, weil sie nicht so viel Geld haben.  Aber wer in unseren Laden kommt, dem zeigen wir gerne, warum es sich lohnt, bei uns ein paar Cent mehr auszugeben. Wir haben ja nicht nur Produkte für den alltäglichen Bedarf. Auch Algen-Tofu und Hanfsamen sind bei uns im Sortiment.

 

Seid ihr ein Nischengeschäft?

Wir sind schon recht einzigartig. Aber wir haben echt Potential zu wachsen. Nachhaltigkeit bietet auch Berufschancen. Wir haben ja Jobs geschaffen. Unsere Mitarbeiter verdienen bei uns ihren Lebensunterhalt. Auch in der Lieferkette sind neue Jobs entstanden.

Kann man bei euch auch sein Praktikum machen?

Sehr gerne sogar. Praktika sind bei uns möglich. Wir bilden neuerdings auch Einzelhandelskaufleute aus. Ihr solltet euch aber schon sicher sein, später in der Richtung unterwegs zu sein. Vielleicht auch schon ein paar Semester studiert haben. Zweiwöchige Schülerpraktika bieten wir deshalb nicht an.

Wo siehst du „Original Unverpackt“ in zehn Jahren?

Im Idealfall sind wir größer geworden. Niemand kann die Zukunft voraussehen, und es wird sich viel entwickeln. Ich hätte vor zwei Jahren nicht gedacht, dass wir mal einen Onlineshop gründen. Ich war von Anfang an dagegen, weil allein schon der Versand gegen unsere Prinzipien verstoßen hätte. Wir haben uns geeinigt, die Waren nur in gebrauchten Pappkartons zu verschicken. Das war ein Kompromiss. Man muss immer wieder bereit sein, Kompromisse einzugehen.

Und wo siehst du dich selbst in zehn Jahren?

Weiß ich nicht. Aber ich freue mich drauf.

 

Über Milena Glimbovski:

Milena ist 26 Jahre alt und hat einen der ersten verpackungsfreien Supermärkte gegründet. Wenn ihr wollt, könnt ihr sie und ihr Team ja mal besuchen: in der Wiener Straße 16, Berlin-Kreuzberg. Oder ihr schaut mal bei wastelandrebel.de und utopia.de, welche Läden ohne Einwegverpackungen es in eurer Nähe so gibt. Schaut auch mal bei Milenas YouTube-Kanal oder ihrem Buchprojekt vorbei!

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