VON MÜLL ZU TÜLL
Kleidung, Kunst und kreative Projekte: Benutztes Plastik muss nicht immer in der Tonne landen. Wenn man sich etwas Mühe gibt und seiner Kreativität freien Lauf lässt, können aus vermeintlichem Müll Kunst und andere tolle Gegenstände gefertigt werden. Ein paar Projekte aus der ganzen Welt stellen wir euch hier vor:
Kunstvolles Häkeln
Quelle: [Trophäe/2015] von Maria Gilges
Ein Video aus dem Internet, das eine Afrikanerin vor einer Hütte zeigt, gab ihr den Anstoß: Von ihrer Malerei schwingt die Düsseldorfer Künstlerin Maria Gilges um auf Kunst aus Plastik. Sie zerschneidet stundenland bis zu 40 Plastiktüten in kleine Streifen, wickelt sie zu einem Knäuel auf und beginnt zu häkeln. Das Ergebnis sind kunstvolle bunte Tierköpfe, die jedes Hirschgeweih ersetzen könnten. „Aus Alt mach Neu“ ist das Motto der Künstlerin, die gebrauchten Plastiktüten zu einer neuen und dekorativen Bestimmung verhilft.
Plastik statt Seide
Quelle: [Shopping/2015] von Stephan Hann
Der Berliner Stephan Hann bringt Plastikmüll auf die Laufstege. Ein petrolfarbener Overall mit alten CDs als Pfauenfedern ist nur eines seiner Objekte mit denen er den Kunststoff erfahrbar machen möchte. Ein weiterer Overall aus Blisterverpackungen von Tabletten soll auf die heilende und zugleich zerstörerische Rolle von Medikamenten in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Gefährlich sind nicht nur die Plastikverpackungen, die später im Meer landen können, auch Rückstände der Medikamente selbst landen in Gewässern und im Grundwasser.
Wenn Netze plötzlich Rollen bekommen ...
Quelle: Bureo Inc.
Im Meer umhergeisternde Fischernetze sind ein großes Problem. Sie bestehen nicht nur aus Plastik, in ihnen verheddern sich auch viele Meeresbewohner, wenn die Netze statt ordnungsgemäß entsorgt zu werden, herrenlos im Meer treiben. Drei Freunde mit einer Leidenschaft für Surfen bilden das „Bureo Team“ und entwickelten nachhaltige Skateboards aus Fischernetzen, genannt Minnow. 2,8 Quadratmeter recycelte Fischernetze bilden den Kern eines Skateboards. Die imitierten Schuppen und ein Fischschwanz visualisieren in geschickter Weise die Plastikmüll-Problematik des Meeres über das Medium. Bis heute wurden schon etwa 2673 Quadratmeter Fischernetze in Form von Bureo-Skateboards recycelt.
Ob man das noch essen kann?
Quelle: [Guten Appetit/2011] von Angelika Heckhausen
„Guten Appetit“ heißt dieses Werk von Angelika Heckhausen. Es zeigt einen Fisch aus zerbrochenen Plastikstückchen auf einem Porzellanteller mit Besteck daneben. Die Künstlerin absolvierte unter anderem ein Teilstudium der Grafik und Malerei und ist seit 18 Jahren freischaffende Mosaikkünstlerin in Berlin und Fuerteventura. Ihre Werke sind auf den ersten Blick bunt und verspielt bis man schockiert feststellt, welche Botschaft sich darin verbirgt. Eine Schildkröte, die zur Hälfte wie durch ein Röntgenbild betrachtet wird, hat einen Magen gefüllt mit kleinen Plastikteilchen oder eine zugemüllte und weinende Meerjungfrau gehören zu ihrer Meeresmüll-Kunst. Die Kritik: Letzten Endes landet das Plastik, das wir in die Meere werfen durch die Nahrungskette wieder auf unseren Tellern. Diese Veranschaulichung öffnet dem Betrachter die Augen.
Mehr als nur ein Accessoire
Quelle: daizuoxin / Fotolia.com – bearbeitet durch jungagiert e.V.
„Sustainability is an integral part of quality“, auf Deutsch: „Nachhaltigkeit ist ein Bestandteil von Qualität“, so lautet das Motto von „Studio Sillekens“. Das im Jahre 2000 gegründete Label produziert nicht nur Taschen aus gebrauchten und ausrangierten Plastiktüten sowie Verpackungsmaterialien, sondern organisiert auch Workshops, in denen Studenten Informationen und Einblicke in die Lieferkette unserer Kleidungsstücke erhalten. Sie arbeiten zusammen mit Firmen und Organisationen, die sich für die Umwelt einsetzen und sogar ihre Website ist nachhaltig erstellt worden. Die Plastiktüten werden in einem Thermoverfahren zu einem neuen Werkstoff gepresst und verarbeitet und jede ihrer Taschen ist ein Unikat.