Quelle: rawpixel.com
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So bleibt ihr auf dem Laufenden

Friedrich-Ebert -Stiftung

Geht alles online heutzutage, oder nicht? „Ja, schon, aber“ wäre wohl die treffendste Antwort hierzu. Wenn es um die EU geht, informieren sich junge Leute in der Tat am liebsten online. Aber auch Fernsehen, Radio und selbst Tageszeitungen spielen für die 15- bis 34-Jährigen noch eine Rolle, wenn auch eine eher kleine, wie im Fall von Tageszeitungen. Junge Leute nutzen vor allem viele verschiedene Kanäle, um sich über Politik in Europa zu informieren.

Dazu gehören selbstverständlich auch Youtube, Instagram & Co. Für junge Leute aber haben soziale Netzwerke eine andere Funktion als reguläre Medien. Schauen wir uns mal genauer wan, wie sich junge Leute über Europa und die Politik in der EU informieren.

Fernsehen wichtigste Nachrichtenquelle

Knapp zwei Drittel der jungen Leute sagen, dass sie sich hauptsächlich im Fernsehen über Nachrichten aus Europa informieren. Und auch aus dem Radio nehmen 40% der 15- bis 34-Jährigen oft Infos zur EU mit.1 Heißt das, die gucken alle die Tagesschau und hören Deutschlandfunk? Eher nicht. Natürlich nutzen junge Leute Fernsehen und Radio. Dass Fernsehen für junge Leute häufig auch Streaming-Angebote miteinbezieht und dass das Radio eher bei den Eltern in der Küche steht oder im Auto läuft, das erklären die Statistiken nicht.

 

 

Um auf dem Laufenden zu bleiben, nutzen junge Leute neben Radio und Fernsehen aber eben auch noch tausende anderer Kanäle. Allen voran alle möglichen Webseiten (44% insgesamt und Platz 1 für immerhin ein Viertel der 15-bis 34-Jährigen). Genutzt werden Info-Webseiten, Online-Zeitungen (jeweils 38%) und offizielle Regierungswebseiten (31%).2 Auch Infos aus sozialen Netzwerken gehören für mindestens ein Viertel der jungen Leute mit dazu (27%). Sie sind aber eher selten die Informationsquelle Nr. 1 (für weniger als acht Prozent)

 

 

[1] Eurobarometer 88.3, „Wichtigste Informationsquellen (Nachrichten über europäische politische Angelegenheiten)“
[2] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“
[3] Eurobarometer 88.3, „Wichtigste Informationsquellen (Nachrichten über europäische politische Angelegenheiten)“

Objektiv – wie schreibt man das?

Soziale Netzwerke sind zwar beliebt und weiter im Aufwind. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie für junge Leute die Tagesschau oder Spiegel Online ersetzen. Während gut zwei Drittel Fernsehen, Radio und auch Tageszeitungen für einigermaßen objektiv halten (67, 66 und 61% jeweils), ist den meisten jungen Leuten klar, dass Infos von Webseiten oder aus sozialen Netzwerken nicht unbedingt objektiv sind.

Das ist für die meisten jungen Leute übrigens so klar, dass es für sie völlig normal ist, Nachrichten aus sozialen Netzwerken mit Vorsicht zu genießen. 62% der jungen Leute finden Informationen über politische Angelegenheiten aus sozialen Netzwerken nicht vertrauenswürdig.4 Jede und jeder siebte hält soziale Netzwerke sogar für eine Gefahr für die Demokratie.5 Dennoch glauben mehr als die Hälfte, dass soziale Netzwerke auch zum Fortschritt der Demokratie beitragen: erstens, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen (59%)und zweitens, weil sie ein guter Weg sind, mehr Leute an politische Angelegenheiten heranzuführen (74%).Wie passt das zusammen?

 

 

[3] Eurobarometer 88.3, „Glauben Sie, dass das Fernsehen/Radio/Tageszeitungen/Webseiten/soziale Netzwerke die EU zu positiv, objektiv oder zu negativ darstellen?“ % objektiv
[4] Eurobarometer 88.3, „Glauben Sie, dass soziale Netzwerke die EU zu positiv, objektiv oder zu negativ darstellen?“ % objektiv
[5] Eurobarometer 85.1, „In Bezug auf soziale Netzwerke, welche der folgenden beiden Aussagen liegt näher an Ihrer Meinung? Soziale Netzwerke tragen zum Fortschritt der Demokratie bei, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen.
[6] Eurobarometer 85.1, „In Bezug auf soziale Netzwerke, welche der folgenden beiden Aussagen liegt näher an Ihrer Meinung?“ „Soziale Netzwerke tragen zum Fortschritt der Demokratie bei, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen.“
[7] Eurobarometer 88.3, „Soziale Netzwerke können Menschen für politische Angelegenheiten begeistern.“

Im Stil freundschaftlich

Soziale Netzwerke und Politik passen für viele junge Leute insofern zusammen, dass es nicht unbedingt schlecht ist, wenn Infos nicht objektiv sind. Irgendwie scheint vielen jungen Leuten sowieso klar, dass es die eine Wahrheit nicht gibt. Nicht mal in der Tagesschau.

Vielmehr suchen vor allem die Jüngeren eher persönliche und authentische Einschätzungen der Lage in Europa. Daraus können sie sich dann ihre eigene Meinung zusammenschustern, zusammen mit Infos, die sie selbst im Netz herausgesucht haben. So kommt es auch, dass fast ein Viertel der jungen Leute Infos zur Politik in Europa besonders gern aus Diskussionen mit Freunden, Verwandten oder Kollegen mitnimmt (23%). Unter den 15- bis 24-Jährigen ist das sogar ein knappes Drittel (32%).8 Es ist eben alles nützlich, solange man verschiedene Infos hat und sich selbst eine Meinung bilden kann. Interviews, zum Beispiel, die gehen immer. Das zumindest sagt die 16-Jährige Bloggerin Livia Kerp.9

 

[8] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“
[9] https://www.liviajosephine.de/

Follower, Youtuber, Influencer?

Bisher folgen eher wenige junge Leute Politikern oder politischen Kanälen online. Zumindest erscheinen selbst die 750.000 Instagram-Follower von Angela Merkel oder Christian Lindners 102.000 Follower mickrig verglichen mit Bibisbeautypalace (6,3 Millionen Follower), Lisaundlena (knapp 14 Millionen) oder Toni Kroos’ 20 Millionen Followern.

Das liegt aber wahrscheinlich eher an den Politikern: Von denen nutzen viele das Internet lieber als digitale Litfaßsäule als für den ehrlichen Austausch von Meinungen. Es fehlt bisher an Ernsthaftigkeit und Authentizität.

Wir wollen mitmachen.

 

„Ja, ich glaube, das kommt mir so ein bisschen ‚möchte gern‘ vor. Nach dem Motto: Wir wollen auch mitmachen“11 heißt es. Influencer und Youtube-Stars sind da wesentlich besser aufgestellt. Sie schaffen es eher, persönlichen Bezug zu politischen Themen herzustellen, so wie es eben auch ein Gespräch unter Freunden tun würde.

Dabei ist zu bedenken, dass die meisten jungen Leute auf verschiedene Meinungen und Quellen setzen (oder das zumindest versuchen) und dass soziale Medien sich eher dafür eignen, kurzfristig hohe Aufmerksamkeit zu erreichen. So glauben zwar drei Viertel der jungen Leute unter 35 (und sogar 80% der 15- bis 24-Jährigen), dass soziale Netzwerke ein guter Weg sind, um Menschen für politische Angelegenheiten zu begeistern.12 Aber es ist eben häufig nur das Begeistern, was Youtuber und Influencer leisten können. Einen tiefgreifenden politischen Austausch wünschen sich auch junge Leute, aber dafür sind soziale Netzwerke eher nicht der richtige Ort.

 

[10] Alexandra, 18 Jahre, im Interview mit Tobias Goltz vom Medien Innovationszentrums in Potsdam-Babelsberg
[11] Eurobarometer 88.3, „Soziale Netzwerke können Menschen für politische Angelegenheiten begeistern.“

Eins noch

Übrigens: Junge Leute informieren sich nicht anders über EU-Politik als darüber, was in Berlin abgeht. Ja, sie informieren sich nicht mal weniger! Gerade mal sieben Prozent der 15- bis 34-Jährigen sagen, dass sie nie mit Infos über die Politik in Europa in Kontakt kommen.13

 

[13] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“

Zusammengefasst:

  • Junge Leute nutzen eine Vielzahl von Kanälen, um sich über Politik und die EU zu informieren.
  • Fernsehen und Webseiten sind die Top-Informationsquellen für junge Leute. Aber auch das Radio zählt und soziale Netzwerke gewinnen an Einfluss, vor allem unter den Jüngsten.
  • Der Mehrheit der jungen Leute ist völlig klar, dass in sozialen Netzwerke kein objektives Bild von der Politik gegeben wird. Sie suchen eher persönliche und authentische Einschätzungen, wie zum Beispiel in einem Gespräch mit Freunden.
  • Soziale Netzwerke eignen sich deshalb besser für persönliche Inhalte mit einem freundschaftlichen Ton und dafür, kurzfristige Aufmerksamkeit zu erreichen oder Leute an Themen heranzuführen. Für den komplexen inhaltlichen Austausch über Politik.
Quelle: geralt
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Wie geht es mit Europa weiter?

Friedrich-Ebert -Stiftung

Insgesamt blicken junge Leute in Deutschland zwar nach wie vor positiv auf die EU, die Stimmung in Sachen EU ist momentan aber eher verhalten. Die Mehrheit der jungen Leute ist der Meinung, dass sich die Dinge in der EU gerade in die falsche Richtung entwickeln. Daran soll dringend etwas geändert werden. Viele junge Leute wünschen sich, dass die Länder innerhalb der EU mehr zusammenarbeiten und dass Probleme gemeinsam gelöst werden. Junge Leute wünschen sich auch mehr Einflussmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger.

Dinge in der EU gehen momentan eher in die falsche Richtung

Derzeit blicken die meisten jungen Leute mit gemischten Gefühlen auf die EU. So hält eine Mehrheit große Stücke auf die grundsätzliche Idee der Staatengemeinschaft. Sechs von zehn jungen Leute in Deutschland sind grundsätzlich zufrieden mit der EU im Allgemeinen. Aber mit dieser allgemeinen Zufriedenheit ist es schnell dahin, wenn man junge Leute nach ihrem Eindruck von der Arbeit konkreter EU-Institutionen fragt. Nur 45 % der 16- bis 30-Jährigen ist zufrieden mit der Arbeit der EU-Institutionen.1

 

 

Für viele junge Leute hat die EU derzeit eher einen schlechten Vibe. Bei einer Mehrheit herrscht der Eindruck, dass die Dinge in der EU momentan nicht in die richtige Richtung gehen (62 %). Und das über alle Teile der jungen Bevölkerung hinweg. Nur etwas mehr als jeder zehnte findet, dass sich die Dinge in der EU im Moment gut entwickeln.

 

[1] Junges Europa, „Wie zufrieden sind Sie persönlich mit den folgenden Institutionen und Organisationen?“ EU im Allgemeinen, Institutionen der EU, Europäische Zentralbank

Die EU-Mitgliedsländer sollten enger zusammenarbeiten

Am meisten stört es junge Leute, dass die EU-Länder momentan nicht gut zusammenarbeiten. Für 39 % der 16- bis 30-Jährigen gilt es, das zuallererst zu verbessern. 40 % der 16- bis 30-Jährigen sind zum Beispiel der Auffassung, dass die EU-Staaten unbedingt eine gemeinsame europäische Antwort auf die Frage der Migration finden sollten. Ebenso viele wünschen sich, dass sich Mitgliedsländer bei wirtschaftlichen Engpässen gegenseitig unterstützen. Dazu erhoffen sich vier von zehn jungen Deutschen, dass die EU-Länder in Zukunft noch enger miteinander verbunden sein werden und die EU dadurch von den USA unabhängiger wird (43 %).

 

Junge Leute wünschen sich mehr Einfluss auf die EU

Junge Leute sind auch gespalten, wenn man sie zu ihrem eigenen Einfluss auf die Politik in der EU fragt. Es gibt ungefähr gleich viele junge Leute, die finden, dass ihre Stimme in der EU zählt, wie die, die sagen, dass sie nichts zählt. So taucht in den Top 3 Verbesserungswünschen junger Leute auch häufig der Wunsch auf, dass Bürgerinnen und Bürger mehr Einflussmöglichkeiten auf die EU bekommen sollten (bei 28 %, um genau zu sein). Den Vorschlag, mehr und direktere Mitsprachemöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedsländer zu schaffen (z.B. Bürgerentscheide), finden mehr als zwei Drittel gut. Mit dem Personal der EU, der Zusammenarbeit der europäischen Institutionen und dem Einfluss der EU auf die Bundesregierung haben dagegen nur wenige junge Leute ernsthaft ein Problem.

Bei sozialer Ungleichheit ist die EU bisher keine Hilfe

Grundsätzlich sind junge Leute optimistischer als ältere Menschen. Aber einige Dinge machen auch ihnen Angst – allen voran die zunehmende soziale Ungleichheit in Deutschland. Eine überwältigende Mehrheit der jungen Leute findet, dass die Ungleichheit in Deutschland immer mehr zunimmt (86 %).2 Und mehr als ein Drittel der jungen Leute hat Angst vor möglichen sozialen Unruhen. Jeder Vierte 18- bis 34-Jährige macht sich konkrete Sorgen um die eigene finanzielle Lage, zum Beispiel darüber, in Zukunft nicht genug Geld zu haben, um die Rente oder darum, bezahlbaren Wohnraum zu finden.3

Die EU scheint jungen Leuten bei diesen Sorgen bisher wenig Hoffnung zu bieten. Vier von zehn jungen Deutschen fürchten in Bezug auf die weiter voranschreitende Zusammenarbeit innerhalb der EU eher den Verlust von sozialer Sicherheit.4 Genauso viele sprechen sich deshalb auch dafür aus, dass die EU die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit zur Priorität macht. Vor allem jungen Frauen und denjenigen, die jünger als 25 Jahre sind, ist das ein besonderes Anliegen.5

 

[2] Generation What, „Die Ungleichheit in Deutschland nimmt immer mehr zu.“ Stimmt/ Stimmt nicht
[3] Generation What, „Klicke von den folgenden Punkten die drei an, über die du dir am meisten Sorgen machst.“ Soziale Unruhen, genug Geld haben, Renten, bezahlbarer Wohnraum
[4] d|part & Demos Studie, „Geben Sie bitte für jeden Punkt an, inwieweit dieser bei Ihnen derzeit Ängste hervorruft (falls überhaupt): Der Verlust von sozialer Sicherheit.“
[5] Eurobarometer 90.1, „Vor welchen der folgenden Bedrohungen sollte die EU ihre Bürger schützen?“

Ein Teil der jungen Leute schaut besonders skeptisch auf die EU

 

 

Neben der allgemein verhaltenen Stimmung gibt es auch eine Gruppe junger Leute in Deutschland, die sich von der EU gar nichts erhoffen und die ihr besonders skeptisch gegenüberstehen. Vor allem von jungen Leuten mit niedrigerer Bildung, in Ostdeutschland und von denen, die Probleme haben, ihre Rechnungen zu bezahlen, schauen viele eher negativ auf die EU.

 

Zusammengefasst:

  • In Bezug auf die EU ist die Stimmung unter jungen Leuten momentan eher verhalten. Die meisten finden, dass die Dinge in der EU gerade in die falsche Richtung gehen.
  • Junge Leute möchten, dass sich dringend etwas in der EU ändert. Denn die EU brauchen wir noch und ihre grundsätzliche Idee finden viele nach wie vor gut.
  • Junge Leute wünschen sich, dass die Mitgliedsländer wieder besser zusammenarbeiten und Probleme gemeinsam lösen.
  • Junge Leute wünschen sich auch mehr Einfluss auf die Politik in der EU für Bürgerinnen und Bürger. 
Quelle: fill
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Was wisst ihr über Europa?

Friedrich-Ebert -Stiftung

Es heißt ja immer, die EU sei zu kompliziert für die Jugend von heute. Falsch! Also, jein. Ja, die EU ist kompliziert, aber junge Leute in Deutschland wissen ungefähr genauso viel (oder wenig) über sie wie alle anderen Leute auch. In manchen Fragen wissen die unter 35-Jährigen sogar besser Bescheid. In vielerlei Hinsicht ist es auch egal, wie viel wir genau über die EU wissen. Es macht keinen Unterschied für das Image der EU oder dafür, wie gut sich junge Leute in der EU repräsentiert fühlen. Aber diejenigen, die mehr über die EU wissen, haben ein höheres Vertrauen in EU-Institutionen und fänden es besser, wenn die Länder in der EU noch enger zusammenarbeiten würden. Sie gehen auch eher zur Wahl.

 

Wofür steht welche Partei?

Jetzt den Wahlomat zur Europawahl machen!

Junge Leute wissen nicht weniger über die EU, als andere

Gerade einmal ein Drittel der jungen Leute weiß derzeit, dass im Mai 2019 Europawahlen stattfinden. Aber ganz ehrlich, unter den älteren Leuten in Deutschland sieht das nicht viel besser aus. Auch von denen wissen fast zwei Drittel nicht, wann die nächste Wahl ansteht (63 % im Gegensatz zu 66 % unter den 15 bis 34 Jährigen).1 Wenn es darum geht, wie genau die EU funktioniert, wissen junge Leute tendenziell etwas weniger als ältere Menschen, aber auch hier sind die Unterschiede eher klein.2

 

[1] Eurobarometer 90.1 “Wann wird Ihrer Meinung nach die nächste Europawahl hier in Deutschland abgehalten?“
[2] Brexit-Studie, Eurobarometer 88.3, Summe richtiger Antworten aus sechs bzw. drei Wissensfragen zur EU

In manchen Fragen sind junge Leute sogar besser informiert

Zum Beispiel in Fragen der Reisefreiheit und bei Arbeitnehmerfragen. So wissen tendenziell mehr junge als ältere Leute, dass man bei Ankunft in Großbritannien den Pass vorzeigen muss (sechs von zehn). Und es sind auch eher die Jüngeren, die wissen, dass man nicht einfach so in ein anderes EU-Land ziehen kann, wenn man dort nicht vorhat zu studieren oder zu arbeiten (vier von zehn).3

 

 

[3] Brexit-Studie, „Bitte geben Sie für jede der Aussagen an, ob Sie diese für richtig oder falsch halten.“ – „Wenn ein italienischer Staatsbürger mit dem Flugzeug nach Großbritannien einreist, muss dieser seinen Reisepass nicht vorzeigen.“ „Alle Staatsbürger eines EU-Mitgliedstaats können ihren Wohnsitz in einen anderen Mitgliedstaat verlegen, auch wenn sie dort keiner Arbeit nachgehen.“

Fachwissen zur EU ist gar nicht so wichtig

Wie viel junge Leute über die EU wissen, macht keinen Unterschied für ihr allgemeines Image oder dafür, wie gut sich junge Leute in der EU repräsentiert fühlen. Fachwissen hin oder her – die meisten finden die EU wichtig und setzen große Hoffnungen auf die Idee von der Staatengemeinschaft. Junge Leute, die eher nicht so genau über die EU Bescheid wissen, finden die EU ähnlich wichtig und gleich positiv wie EU-Experten (54 vs. 56 % und jeweils 42 %). Auch fühlen sich Viel- und Wenigwisser ähnlich gut in der EU repräsentiert (54 % bzw. 56 %).4

 

 

[4] Brexit-Studie, „Wie wichtig oder unwichtig ist die Europäische Union für Sie im Allgemeinen?“

Aber EU-Vielwisser trauen der EU mehr zu

Aber wenn es darum geht, sich konkret an der EU zu beteiligen, dann macht das Wissen einen Unterschied. Junge Leute, die die Funktionsweise der EU gut verstehen, sind eher bereit, sich an den Europawahlen zu beteiligen (69 %) als diejenigen, die davon nicht so viel verstehen (64 %).

Bei älteren Leuten ist dieser Unterschied übrigens weit weniger gravierend.5 Vor allem aber trauen junge Leute der EU mehr zu, wenn sie sie gut verstehen. Sie haben zum Beispiel mehr Vertrauen in Institutionen wie das Europäische Parlament, die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank. Diejenigen, die viel wissen, sind auch eher für eine weitere Integration der EU (40 % vs. 30 % derjenigen, die wenig wissen).6

 

[5] Brexit-Studie, „Haben Sie 2014 an der Wahl des Europäischen Parlaments teilgenommen?“
[6] Brexit-Studie, „Was kommt Ihrer eigenen Ansicht am nächsten?“ – „Die europäische Integration sollte weiter gehen.“

Junge Leute wollen gern mehr über die EU lernen

Eine große Mehrheit wünscht sich, dass junge Leute in Deutschland mehr über die EU lernen. Bei diesen Zahlen würde sich jeder Politiklehrer wahrscheinlich ’nen Ast abfreuen. Neun von zehn jungen Deutschen finden es wichtig, dass junge Leute über die EU und die Arbeitsweise ihrer Institutionen lernen.Fast genauso viele finden auch, dass im Unterricht mehr über die Rechte und Pflichten von EU-Bürgern gesprochen werden sollte. Ginge es nach jungen Leuten in Deutschland, sollte es in der Schule Pflicht sein, etwas über die EU zu lernen.8

 

 

[7] Eurobarometer 85.1, „Wie wichtig oder nicht wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass jungen Leute in Europa etwas über die EU und die Funktionsweise ihrer Institutionen lernen?“ (Wichtig und sehr wichtig zusammen)
[8] Eurobarometer 455, „Es sollte Teil der Pflichtschulbildung sein, etwas über europäische Themen zu lernen, zum Beispiel wie die EU und ihre Institutionen funktionieren, die Geschichte der EU oder die europäische Kultur.”

Zusammengefasst:

  • Junge Leute wissen etwas weniger über die EU als ältere Menschen, aber der Unterschied ist klein. In manchen Fragen wissen die 16- bis 35-Jährigen sogar besser Bescheid, zum Beispiel bei konkreten Fragen zur Freizügigkeit.
  • Ein Drittel der jungen Leute weiß, dass im kommenden Jahr Europawahlen stattfinden. Das sind ungefähr genauso viele wie unter älteren Leuten.
  • Wie viel junge Leute über die EU wissen hat wenig Einfluss auf ihre generelle Einstellung zur EU. Nur wenn es darum geht, was man der EU in Zukunft zutraut, dann unterscheiden sich EU-Experten von denjenigen, die weniger über die genaue Funktionsweise der EU wissen.
  • Die Mehrheit der jungen Leute in Deutschland möchte mehr über die EU lernen und findet, dass das auch Pflichtthema um Schulunterricht sein sollte.
Quelle: Nubia Navarro (nubikini)
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Reisen, Studieren, Leben

Friedrich-Ebert -Stiftung

Wie wichtig ist jungen Deutschen eigetnlich die Europäische Union? Kurz gesagt: ziemlich wichtig. Für viele junge Deutsche zählt die EU viel. Sie sehen sie als Wirtschafts- oder Friedensbündnis, als Zusammenschluss von Ländern mit offenen Grenzen oder als Bündnis, das gemeinsame Werte vertritt. Aber nur weil die EU wichtig ist, heißt das nicht automatisch, dass sich alle jungen Leute in Deutschland als leidenschaftliche Europäerinnen und Europäer feiern.

Einige sicherlich, aber für die große Masse gilt, dass die EU eher Mittel zum Zweck ist. In Deutschland haben viele junge Leute die Hoffnung, mithilfe der EU einen Teil der Welt so gestalten zu können, wie sie es sich wünschen:

  • in Frieden,
  • mit Menschenrechten,
  • Demokratie,
  • und ohne Einschränkungen in der Reisefreiheit
  • oder im Handel.

Die EU als Zweck- und Hoffnungsbündnis sozusagen. Die Mehrheit der 18- bis 34-Jährigen möchte demnach auch, dass Deutschland in der EU bleibt, vorrangig um mit der EU etwas zu bewegen.

Die EU als „notwendiges Konstrukt“

 

Die Mehrheit der jungen Deutschen findet, dass die EU wichtig ist (63%).1 Für viele ist die EU aber kein Herzensprojekt. Sie ist eher ein „notwendiges Konstrukt“.2 Die meisten jungen Leute sehen die EU in erster Linie als wirtschaftliches Bündnis (75%), als Bündnis zur Friedenssicherung in Europa (71%) und als Zusammenschluss von Ländern mit offenen Grenzen, in dem man frei reisen, wohnen und arbeiten kann (70%).3 Das sind auch genau die Bereiche, in denen junge Leute ihrer Meinung nach am meisten von der EU profitieren.

 

 

[1] Brexit-Studie, „Im Allgemeinen, wie wichtig oder unwichtig ist die EU für Sie persönlich?“
[2] Generation What, „Europa ist für dich…“
[3] Junges Europa, „Welche der folgenden Aufgaben und Bedeutungen beschreiben Ihrer Meinung nach am besten die EU?“

Wo junge Leute Vorteile von der EU haben

 

Junge Deutsche sind Europarekordhalter im Reisen: 92% der 16- bis 26-Jährigen haben schon einmal andere europäische Länder besucht. Davon waren die meisten in Frankreich, Spanien oder Großbritannien.Auch können sich sieben von zehn jungen Deutschen vorstellen, für einen längeren Zeitraum in einem anderen europäischen Land zu leben und zu arbeiten5, und sechs von zehn haben Freunde in anderen europäischen Ländern.6

Dementsprechend ist es keine Überraschung, dass zwei Drittel sagen sie finden es gut, dass die EU ihnen Mobilität bei Arbeit, Reisen, Studium ermöglicht. Etwas mehr als die Hälfte glaubt, dass die EU für Frieden sorgt und für knapp ebenso viele ist die EU gut für die Wirtschaft.7

 

 

[4] Junges Europa, „Haben Sie schon einmal andere europäische Länder besucht?“
[5] Junges Europa, „Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, über einen längeren Zeitraum hinweg in einem anderen europäischen Land zu leben und zu arbeiten?“
[6] Generation What, „Hast du Freunde in einem anderen europäischen Land?“
[7] Generation What, „Was hat deiner Meinung nach mit der EU zu tun?“

Die EU brauchen wir noch

Ginge es nach den jungen Leuten in Deutschland, sollte sich die EU auch weiterhin für die Mobilität ihrer Bürgerinnen und Bürger und für eine starke und freie Wirtschaft einsetzen. Fast drei Viertel wünscht sich, dass EU-Bürger weiterhin frei wählen können, in welchem Land sie leben und arbeiten möchten (74%). Die Staatengemeinschaft sollte auch eine gemeinsame Währung haben (72%) und keine Handelseinschränkungen oder Zölle (73%). Fast zwei Drittel der jungen Deutschen wünscht sich, dass sich EU-Mitgliedsländer bei wirtschaftlichen Engpässen gegenseitig unterstützen (63%).8

Auch als Beschützer gemeinsamer Werte und demokratischer Prinzipien spielt die EU für junge Leute eine wichtige Rolle. Zwei Drittel der jungen Deutschen glauben, die EU sei absolut notwendig, um den Frieden zwischen den Staaten Europas zu garantieren. Dabei setzen junge Leute teilweise große Hoffnungen in die EU. Zum Beispiel sagen 82 % der 16- bis 26-Jährigen, dass die Staatengemeinschaft Maßnahmen gegen Mitgliedsländer ergreifen sollte, wenn dieses Menschenrechte oder demokratische Prinzipien verletze. Auch für die Rechte von Homosexuellen (79%) und Flüchtlingen (71%) soll sich die EU einsetzen.9

 

 

[8] Junges Europa, „Befürworten Sie die folgenden Aussagen zur EU oder lehnen Sie diese ab?“
[9] Junges Europa, „Befürworten Sie die folgenden Aussagen zur EU oder lehnen Sie diese ab?“ – „Wenn ein EU-Mitglied die Menschenrechte/ demokratische Prinzipien verletzt, sollte die EU Maßnahmen gegen dieses Mitgliedsland ergreifen.“ „Homosexuelle Menschen sollten in allen EU-Mitgliedsländern die gleichen Rechte haben.“, „Die EU ist absolut notwendig, um den Frieden zwischen den Staaten Europas zu garantieren.“

Junge Leute sind eher keine Herzenseuropäer

Dass die EU eher eine Zweckgemeinschaft als eine Herzensangelegenheit ist, sieht man unter anderem auch daran, dass die meisten jungen Leute eher keine frenetisch begeisterten Europäerinnen und Europäer sind. Für viele junge Leute ist es heutzutage völlig normal, mehrere Identitäten zu haben; die Europäische ist da nur eine von mehreren. Eine europäische Identität zu haben ist zwar für viele junge Leute wichtig, aber nicht am allerwichtigsten.

In erster Linie bin ich Mensch

 

„In erster Linie bin ich Mensch, und dann kommt Deutscher und dann irgendwann, dann kommt Europäer. Aber ich fühle mich schon als Europäer.“10

Obwohl sich rund 70% der 18- bis 34-jährigen Deutschen grundsätzlich als Europäerinnen und Europäer bezeichnen würden, sagen gerade einmal 15% von sich, dass ihnen die europäische Identität am wichtigsten von allen ist.11 Die meisten sehen sich in erster Linie als Menschen, als Deutsche oder mit ihrer Stadt oder Region und erst danach als Europäerinnen oder Europäer.12

 

[10] Generation What, Video „Europa – ein Traum, notwendig oder überflüssig?“
[11] Brexit-Studie, „Auf einer Skala von 1 bis 7, inwieweit betrachten Sie sich selbst als Europäer?“ (Antworten 5, 6 oder 7)
[12] Generation What, „Am meisten zugehörig fühlst du dich…?“ Europa, der Welt, der eigenen Stadt/Region, Deutschland

Zusammengefasst:

  • Für junge Deutsche ist die EU wichtig. Sie gilt als Wirtschafts- und Friedensbündnis und als Zusammenschluss von Ländern mit offenen Grenzen, in denen man frei reisen, wohnen und arbeiten kann.
  • Die meisten jungen Leute sehen, dass sie viele Vorteile von der EU haben. Viele reisen gern in andere EU-Länder und die Mehrheit kann sich vorstellen, mal in einem anderen EU-Land zu leben oder zu arbeiten.
  • Für die meisten ist die EU keine Herzensangelegenheit, sondern eher ein Zweck- und Hoffnungsbündnis.
  • Viele junge Leute hoffen, dass sich mithilfe der EU eine Vision von der Zukunft umsetzen lässt, in der Menschenrechte und Demokratie gelten, wo man sich frei bewegen kann und wo die Mitgliedsstaaten sich gegenseitig unterstützen.
Quelle: cocoparisienne
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Auf diese Themen wird es ankommen

Friedrich-Ebert -Stiftung

Was für Probleme sind das, zu denen junge Leute schleunigst Lösungen von der Europäischen Union erwarten? In den Top-Fünf der Themen, mit denen sich die Politik dringend beschäftigen sollte, tauchen zuverlässig auf:

  • die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit,
  • der Klima- und Umweltschutz,
  • die Immigration und die Aufgabe, eine gemeinsame europäische Antwort auf die Frage der Migration zu finden,
  • Terrorismus und Sicherheit
  • sowie der Schutz von Menschenrechten und Demokratie.

 

 

Schauen wir uns diese Top Fünf mal genauer an.

Top 1: Einwanderung

„Das ist ein ganz, ganz schwieriges Thema.“1 Junge Leute sind zwar in Migrationsfragen deutlich entspannter als ältere Generationen. Aber sie sind auch realistisch. Die Frage nach dem Umgang mit Migranten zählt für viele junge Leute zu den wichtigsten unserer Zeit. Und sie spaltet junge Leute in Deutschland.

Unsere Grenzen sind doch offen, oder bin ich blöd?

 

Dabei verläuft die Trennlinie unter den jungen Leuten nicht entlang der Frage, ob die Grenzen offen sein sollten oder nicht. „Also, unsere Grenzen sind doch offen, oder bin ich blöd?“2 Eher wollen junge Leute die Frage diskutieren, für wen die Grenzen offen sind und wie man mit Einwanderung am besten umgeht. So finden es acht von zehn 18- bis 34-Jährigen gut, wenn Menschen aus anderen EU-Ländern einwandern. Aber nur jeder zweite steht auch Einwanderern von außerhalb der EU positiv gegenüber.3 Übrigens immer noch deutlich mehr als in der älteren Bevölkerung. Und zwar gibt es mehr junge Leute in Deutschland, die die Einwanderung als Chance (32 %) sehen; aber knapp jeder Vierte empfindet sie auch als Bedrohung (24 %).4

 

 

Weil die Migrationsfrage so schwierig ist, erhoffen sich junge Leute Lösungen von der Politik. Für mehr als die Hälfte der unter 35-Jährigen ist das Thema Einwanderung eines der wichtigsten im Wahlkampf für die anstehende Europawahl (56 %).5 Vier von zehn jungen Leuten möchte, dass sich die Europapolitiker vorrangig damit beschäftigen, eine gemeinsame europäische Antwort auf die Frage der Migration zu finden. Dabei geht es ihnen nicht nur um die Bekämpfung illegaler Immigration.6 Junge Leute wünschen sich auch neue Ideen für die Integration von Flüchtlingen und für die Steuerung der Migration.7

 

 

Junge Leute in Deutschland sind auch wesentlich häufiger dafür, dass eine Lösung auf europäischer Ebene oder zumindest in enger Zusammenarbeit von Europapolitikern und deutscher Regierung ausgearbeitet wird. Eine rein deutsche Antwort wäre gerade mal für jeden Zehnten unter 35 Jahren akzeptabel.

 

 

Die Leute machen sich das auch ein bisschen zu einfach…

 

„Die Leute machen sich das auch ein bisschen zu einfach, so ne ‚Das ist mein Land. Da soll keiner hinkommen. Und fertig ist das Problem.‘ So ne. Das funktioniert einfach nicht so.“8

 

[1] Generation What, Video „Europa – ein Traum, notwendig oder überflüssig?“
[2] Generation What, Video „Europa – ein Traum, notwendig oder überflüssig?“
[3] Eurobarometer 88.3, „Gefühl in Bezug auf Einwanderung: von Menschen aus EU-Mitgliedsstaaten, von Menschen von außerhalb der EU“
[4] Junges Europa, „Empfinden Sie das folgende Phänomen für Ihr eigenes Leben eher als Bedrohung oder als Chance?“
[5] Eurobarometer 90.1, “Welches der folgenden Themen sollte während des Wahlkampfes für die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament vorrangig diskutiert werden? (Erstens und zweitens zusammen)”
[6] Eurobarometer 90.1, „Vor welchem der folgenden Punkte sollte die EU ihre Bürger schützen?“ (Ersten und zweitens zusammen)
[7] Eurobarometer 455, „Welches der folgenden Themen sollte Ihrer Meinung nach eine Priorität für die EU sein?“ Steuerung der Migrationsströme und Integration von Flüchtlingen
[8] Generation What, Video „Europa – ein Traum, notwendig oder überflüssig?“

Top 2: Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels

Ein Thema ist für die allermeisten jungen Leute sowieso gesetzt: der Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels. In der aktuellsten Befragung landet es auf Platz 2 der wichtigsten Themen, die im Europawahlkampf diskutiert werden sollen – fast gleichauf mit der Frage der Migration (51 %).

Was ältere Politiker und Politikerinnen oft nicht verstehen: Für junge Leute ist es gar keine Frage, ob wir uns mit dem Klimawandel auseinandersetzen müssen, sondern eher wann und mit welchen Mitteln. Für große Teile der jungen Generation steht der Klima- und Umweltschutz eigentlich über allem. Für neun von zehn jungen Leuten gehört eine intakte, natürliche Umwelt unbedingt zum guten Leben dazu. Und mehr als 70 % der 14- bis 22-Jährigen sind bereit, für umweltfreundliche Produkte mehr Geld auszugeben oder ihren Lebensstandard zum Schutz der Umwelt einzuschränken.9

Aber wenn es darum geht, das Ideal vom Umweltschutz in die Praxis umzusetzen, scheitern junge Leute häufig an ihren eigenen Ansprüchen (Stichwort Reisen). Auch hier erwarten viele junge Leute kreative Lösungen aus der Politik. Für 39 % der 16- bis 26-Jährigen sollte die Bekämpfung des Klimawandels sogar Vorrang haben bei zukünftiger Europapolitik.10

 

 

[9] BMU Studie, “Zu einem guten Leben gehört für mich eine intakte natürliche Umwelt unbedingt dazu.”, „Für umweltfreundliche Produkte bin ich bereit, mehr auszugeben.“, „Um unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, müssen wir alle bereit sein, unseren Lebensstandard einzuschränken.“
[10] Eurobarometer 90.1, „Welcher der folgenden Punkte sollte Ihrer Meinung nach vom Europäischen Parlament vorrangig behandelt werden?“ (Ersten und zweitens zusammen)

Top 3: Armut und soziale Ungleichheit

Ginge es nach jungen Leuten, würde die soziale Ungleichheit in der EU schleunigst abgebaut werden. Armut und Ausgrenzung sind für fast die Hälfte der jungen Deutschen eine Bedrohung, vor der die EU ihre Bürgerinnen und Bürger beschützen sollte (44 %).11 Da überrascht es wenig, dass vier von zehn jungen Deutschen die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit als eines der Topthemen in der EU ansehen.12 Unter den 15- bis 24-Jährigen und unter jungen Frauen ist es sogar fast die Hälfte (49 %).

Das Thema ’soziale Ungleichheit‘ kann allerdings ziemlich viel bedeuten. So denken manche bei diesem Thema an die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit (41 %). Andere wünschen sich mehr soziale Sicherheit für EU-Bürgerinnen und Bürger (38 %).13 Und weil viele junge Leute nach wie vor glauben, dass sozialer Aufstieg nur über Bildung funktioniert, soll die EU auch weiterhin Bildung und Fähigkeiten junger Leute fördern (55 %).14

 

[11] Eurobarometer 90.1 “Vor welchen der folgenden Bedrohungen sollte die EU ihre Bürger schützen?”
[12] Eurobarometer 90.1 “ Welcher der folgenden Punkte sollte Ihrer Meinung nach vom Europäischen Parlament vorrangig behandelt werden? (Erstens und zweitens zusammen)”
[13] Eurobarometer 90.1, “Welches der folgenden Themen sollte während des Wahlkampfes für die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament vorrangig diskutiert werden? (Erstens und zweitens zusammen)”
[14] Eurobarometer 455, „Welches der folgenden Themen sollte Ihrer Meinung nach eine Priorität für die EU sein?“

Top 4: Terrorismus

In der aktuellsten Umfrage vom September 2018 findet sich auch das Thema Terrorismus weit vorne auf der Liste wichtiger Probleme für junge Leute. Vor allem die Jüngeren (15 bis 24 Jahre) empfinden Terrorismus als Bedrohung und wünschen sich, dass in der EU etwas dagegen getan wird (47 %).15 Insgesamt landet der Kampf gegen den Terrorismus unter den 15- bis 34-Jährigen auf Platz 4 der wichtigsten Themen für den anstehenden Europawahlkampf.

 

[15] Eurobarometer 90.1 “Vor welchen der folgenden Bedrohungen sollte die EU ihre Bürger schützen?”

Top 5: Menschenrechte und Demokratie

Die Förderung von Menschenrechten und Demokratie ist vor allem jungen Leuten ein besonderes Anliegen. Unter den 15- bis 34-Jährigen landet es auf Platz 3 der wichtigsten Themen für den anstehenden Europawahlkampf.16 Für Menschen, die älter als 34 Jahre sind, ist das Thema dagegen eher nicht so wichtig ist. Es wird von so Dingen wie dem Schutz der EU-Außengrenzen aus der Liste der Topthemen verdrängt (für junge Leute übrigens weitaus weniger wichtig, siehe Top 1).

Das passt zu den Werten, die jungen Leute am wichtigsten sind und die sie auch gern durch die EU vertreten sehen: Frieden (65 %), Menschenrechte (56 %), Toleranz (51 %) und Demokratie (41 %).17 Dabei denken junge Menschen nicht nur an die Länder in der EU. Ein Viertel der 15- bis 34-Jährigen wünscht sich, dass die Staatengemeinschaft sich auch über die EU-Grenzen hinweg für Grundrechte und Demokratie weltweit einsetzt (27 %).18

 

[16] Eurobarometer 90.1, “Welches der folgenden Themen sollte während des Wahlkampfes für die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament vorrangig diskutiert werden?“ (Erstens und zweitens zusammen)
[17] Junges Europa, „Welche dieser gesellschaftlichen Werte sind für Sie persönlich am wichtigsten?“, „Für welche dieser Werte steht Ihrer Meinung nach die EU?“
[18] Eurobarometer 90.1, “Welcher der folgenden Punkte sollte Ihrer Meinung nach vom Europäischen Parlament vorrangig behandelt werden?“ (Erstens und zweitens zusammen)

Was sonst noch wichtig ist

Neben den Top-Fünf-Themen Einwanderung, Klimaschutz, soziale Ungleichheit, Terrorismus und Menschenrechte ist es vielen jungen Leuten auch wichtig zu klären, wie es mit der EU weitergehen soll. Die Art und Weise, wie die EU in Zukunft arbeiten soll, landet zwar insgesamt knapp außerhalb unserer Top 5, ist aber vor allem den jüngeren Befragten ein wichtiges Anliegen (41 % der 15- bis 24-Jährigen, und damit Platz 4).19 Das macht insofern Sinn, dass die EU für viele junge Leute momentan eher einen schlechten Vibe hat und viele der Meinung sind, es müsse sich dringend etwas ändern (siehe Teil 3).

Für die Zukunft der EU sieht die Mehrheit der jungen Leute den Euro als einheitliche Währung und offene Grenzen in der EU als Chance (56 und 52 % jeweils). Auch auf die Digitalisierung, Globalisierung und Einwanderung schauen junge Leute eher positiv. Aber den anstehenden Brexit und politischen Extremismus sowie politische Parteien, die die EU ablehnen, empfinden viele junge Leute als Bedrohung (33, 38 und 45 % jeweils).20

Übrigens: Ich weiß, ich weiß, der Sinn einer Top 5-Liste ist es natürlich, nur über die wichtigsten Sachen zu sprechen. Aber die ein oder andere fragt sich jetzt vielleicht: Was ist eigentlich mit Dingen wie Fake News oder Datenschutz im Internet? Kümmern sich junge Leute da gar nicht drum? Doch! Tun sie. Jede und jeder Vierte möchte, dass das Thema Datenschutz mit im Wahlkampf diskutiert wird (im Vergleich zu einer oder einem von sechs Über-35-Jährigen) und auch das Thema Verbraucherschutz liegt ähnlich vielen jungen Leuten am Herzen (25 %). Fake News beschäftigen dagegen nur 10 % der jungen Leute.

 

[19] Eurobarometer 90.1, “Welches der folgenden Themen sollte während des Wahlkampfes für die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament vorrangig diskutiert werden?“ (Erstens und zweitens zusammen)
[20] Eurobarometer 90.1, “Vor welchen der folgenden Bedrohungen sollte die EU ihre Bürger schützen?” & Junges Europa, „Empfinden Sie das folgende Phänomen für Ihr eigenes Leben eher als Bedrohung oder als Chance?“ (% Chance, % Bedrohung)

Zusammengefasst:

Die Top-Themen unter jungen Leuten für die Europawahl sind:

  • Top 1: Einwanderung
  • Top 2: Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels
  • Top 3: Armut und soziale Ungleichheit
  • Top 4: Terrorismus
  • Top 5: Menschenrechte und Demokratie
Quelle: neshorn
#MASTERPLAN

Studieren in der Stadt der Kiffer

Quelle: minax

Noah, 29 years

Amsterdam ist international bekannt dafür, dass Cannabis-Verkauf dort nicht staatlich verfolgt, sondern reguliert wird. Eine Freiheit, die mit Vor- und Nachteilen verbunden ist. Einblicke eines Studenten in die Coffeeshops der europäischen Hauptstadt der Drogen.

Es ist immer dasselbe. Als ich einem meiner alten Lehrer neulich begegnete und ihm erzählte, dass ich seit letztem Jahr in Amsterdam studiere, kam wieder die augenzwinkernde Reaktion: „Na klar, du ‚studierst‘ in Amsterdam. Hab nicht zu viel Spaß da!“ Diese Reaktion kenne ich nur zu gut. Anscheinend haben die meisten Deutschen mit dieser Stadt nur eine Assoziation: Drogen.

Dabei ist Amsterdam so viel mehr. Amsterdam ist eine erfolgreiche Weltstadt, der Menschen aus über 180 Nationalitäten ihren kosmopolitischen Flair verleihen und deren wunderschöner Altstadtkern von den berühmten Grachten durchzogen wird. Amsterdam ist eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas, das über exzellente Universitäten verfügt. Doch für die meisten ist Amsterdam nur die internationale Hauptstadt der Kiffer: Jedes Jahr kommen über fünf Millionen Touristen in die Stadt, die gerade mal gut eine Million Einwohner hat. Eine Studie zeigt, dass fast 2 Millionen Touristen auch die Coffeeshops besuchen. Die lokal Ansässigen selbst konsumieren indes weniger Drogen: Nur einer von vier Holländern hat Cannabis oder härtere Drogen überhaupt schon mal ausprobiert.

Mehr Drogen, weniger Kriminalität?

Obwohl Cannabis in Deutschland illegal und in den Niederlanden zumindest geduldet ist, sind die Unterschiede in der Nutzung nicht sehr gravierend: Zwar haben in den Niederlanden etwas mehr Jugendliche schon mal Cannabis konsumiert (28 Prozent) als in Deutschland (24 Prozent), aber das sind immer noch weniger als beispielsweise in Frankreich (35 Prozent). Außerdem greifen deutsche Jugendliche häufiger als niederländische Jugendliche zu Alkohol. Was sich allerdings grundlegend unterscheidet, sind die Kriminalstatistiken: Während in Deutschland jedes Jahr statistisch einer von 400 Bürgern wegen Drogenverstößen angezeigt wird, ist es in den Niederlanden nur einer von 2300.

Auch wenn die Produktion sich weiterhin in einer rechtlichen Grauzone befindet, wird seit 1976 in den Niederlanden das formell noch geltende Drogenrecht für den Besitz kleiner Mengen Cannabis nicht mehr durchgesetzt. Die Drogennutzung ist seitdem in den Niederlanden, ebenso wie generell der europäische Trend, leicht gestiegen. Die durch Drogen verursachten Todesfälle hingegen wurden weniger. In Schweden, wo Drogenbesitz weiterhin hart bestraft wird, sterben proportional zur Bevölkerung sechsmal mehr Menschen an Drogenkonsum als in den Niederlanden.

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Der Geruch von Hanf in den Straßen

Gerade in Amsterdam ist Cannabis auch im öffentlichen Straßenbild sehr präsent. Auf 3000 Einwohner kommt in Amsterdam ein Coffeeshop (das ist etwas häufiger als eine Apotheke in Deutschland zu finden ist) – im Rest des Landes sind Coffeeshops etwa zehnmal so selten.Wenn man mit dem Fahrrad – dem wichtigsten holländischen Fortbewegungsmittel – durch Amsterdam fährt, riecht man aus den Coffeeshops das Cannabis. Aber auch die Coffeeshops sind so unterschiedlich wie die Stadt selbst: Es gibt schmuddelige, verschiedener alternativer Szenen, es gibt aber auch teure Coffeeshops, in denen der Türsteher einen feinen Anzug trägt. Fest steht: Auch wenn der Verkauf von Cannabis in Coffeeshops geduldet wird, ist er stark reguliert und die Anzahl der Coffeshops ist in den letzten 20 Jahren stark gesunken. Die Branche mit über 3000 Beschäftigten und über 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr, muss fünf etablierte und von der Polizei überprüfte Grundregeln einhalten:

  • kein Verkauf über 5 Gramm pro Person an einem Tag
  • keine anderen Drogen als Cannabis dürfen verkauft werden (auch kein Alkohol)
  • keine Werbung für Drogen
  • der Verkauf darf nicht zur Belästigung von Nachbarn führen
  • Minderjährige haben keinen Zutritt zu Coffeeshops

Wenn Coffeeshop-Betreiber sich nicht an die Regeln halten, wird ihr Laden geschlossen und ihnen der Prozess gemacht.

Auch wenn weiterhin diskutiert wird, wie Drogen reguliert werden sollen, genießen Coffeeshops in den Niederlanden breite Akzeptanz. Das ist auch Teil der generellen liberalen Grundhaltung der niederländischen Gesellschaft. Auch in vielen anderen Themen wie Prostitution oder Sterbehilfe gibt der niederländische Staat traditionell seinen Bürgern viel Freiheit. Daher wird über Drogen informiert, anstatt sie generell zu verteufeln. Es gibt viele offene Informationsstellen, wie beispielsweise das Cannabis College mit dem doppeldeutigen Motto „for your ‚higher‘ education“. In Party-Clubs werden Warnungen gegen gefährliche K.O.-Drogen ausgehängt, die derzeit im Umlauf sind. Die Niederlande setzen viel auf Prävention, aber auch auf Behandlung Abhängiger. Anstatt von Drogen regiert zu werden, versucht Holland sie unter Kontrolle zu kriegen und zu regulieren.

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Keine Drogen, kein Problem?

Doch auch wenn sich viel um verantwortlichen Konsum und Minimierung gesundheitlicher Risiken bemüht wird, lassen sich gewisse Schattenseiten nicht vermeiden. Wenn man sich mit Studenten aus höheren Semestern unterhält ist der erste und wichtigste Rat: „Nimm’ nicht zu viel Drogen. Das ist das einzige, was dich stoppen kann.“ Auch in den Niederlanden scheitern nach wie vor die Biographien zu vieler Menschen an Drogen.

Auch wenn ein Coffeeshop direkt am Campus ist, kriegt man von alledem im Studienalltag reichlich wenig mit. Für die allermeisten Studenten sind Drogen auch in Amsterdam nicht im Zentrum des Studentenlebens. Wie gehe ich persönlich mit der großen Verfügbarkeit und Auswahl an Drogen um? Ich habe hier noch keinen Joint geraucht oder härtere Drogen genommen. Außerdem trinke ich seitdem ich hier bin keinen Alkohol mehr – etwas das in meiner bayerischen Heimat sozial vollkommen inakzeptabel gewesen wäre. In Amsterdam darf eben wirklich jeder so leben, wie er will.

Quelle: ken19991210
#MASTERPLAN

Machen Drogen chinesische Studenten schlauer?

Quelle: minax

Noah, 29 years

Was wir aus dem chinesischen Bildungssystem über die Folgen von überhöhtem Leistungsdruck und das falsche Versprechen der sogenannten Smart Drugs lernen können.

„Meinen Eltern war immer sehr wichtig, dass ich gut in der Schule bin und viel lerne. So haben sie mich auch an die Elite-Universität Stanford gebracht — das war ihr Verdienst. Aber das Problem mit so einer Erziehung ist, dass man viele soziale Lebenserfahrungen verpasst, die auch wichtig für den späteren Beruf und das Privatleben sind. Das musste ich nachholen“, erzählt Lenora Chu, die als Tochter chinesischer Eltern in den USA aufwuchs, heute als Journalistin in Shanghai arbeitet und ein Buch über das chinesische Bildungssystem schreibt. So wie ihr geht es vielen jungen Chinesen. Studien aus Shanghai und Peking zeigen, dass chinesische Studenten, insbesondere männliche, unter sehr hohem Stress leiden. Am höchsten ist das Stresslevel bei Studenten in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern.

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Junge Generation unter Druck?

In China ist fast alles anders als in Europa — auch das Bildungssystem: So gilt in China die Schule als stressiger als das Studium. Wenn man dann mal auf der Uni ist, wird es ein wenig freier, aber auch da wird es gegen Ende des Semesters regelmäßig sehr anstrengend. Generell meint die Journalistin Chu: „Im chinesischen Bildungssystem hat man nicht so viel Freiheit zu lernen, was man will und im Vergleich zu vielen Westlichen Ländern, ist Bildung ein viel wichtigerer Faktor in der Erziehung. Das Top-Thema unter Eltern ist wie man seinen Kindern die beste Bildung zukommen lassen kann. Chinesische Eltern geben sehr viel für Schulbildung und Sonderkurse ihrer Kinder aus.“

Ein junger Mensch hat in China eine starke Verpflichtung gegenüber seiner Familie und seinen Eltern. Die gesellschaftliche Norm, den Eltern in allem zu gehorchen ist stärker verankert als in Europa und es wird erwartet, dass die Kinder die Eltern im Alter pflegen und versorgen. Lenora Chu erklärt daher das chinesische Phänomen des extremen Leistungsdrucks so: „Ein Kind an die Uni zu schicken ist der Traum jeder Familie in China. Aus benachteiligten, ländlichen Familien schaffen das nur wenige. Viele bekommen nicht einmal einen Schulabschluss.

Von den Schülern, die die Schule abgeschlossen haben, scheitern außerdem drei von vier an dem Aufnahmeprüfung zur Universität.“ In den letzten Jahrzehnten hat die Wichtigkeit von höherer Bildung für eine erfolgreiche Karriere enorm zugenommen — und damit der Druck auf die junge Generation.

Was macht der Leistungsdruck mit jungen Chinesen?

Im chinesischen Bildungssystem ist diese Uni-Aufnahmeprüfung, die sogenannte „Gao Kao“, der fast alles entscheidende Punkt in der Karriere eines jungen Menschen. Generell kommt es in China nicht so sehr auf die fortlaufenden Leistungen, sondern auf die großen Examen an, die für die Zukunft der jungen Menschen entscheidend sind.

Durch den enormen Leistungsdruck von Eltern und Lehrern entsteht auch ein starker Wettbewerb. Zwei Drittel der Chinesen sind sich einig, dass zu viel akademischer Leistungsdruck auf jungen Menschen lastet — in allen anderen Ländern der Welt, ist die Mehrheit vom Gegenteil überzeugt. Dies bleibt nicht folgenlos.

China gilt als größter Markt für sogenannte „Smart Drugs“, also Substanzen, die angeblich die mentale Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit steigern. Dazu gehören traditionelle Kräuter wie „ginseng“, „ginkgo biloba“ und „gotu kola“, aber auch synthetische Drogen wie Modafinil, das eigentlich als Stimulanzmittel gegen die sogenannte „Schlafkrankheit“ Narkolepsie entwickelt wurde. Der Aufstieg von Smart Drugs ist besonders alarmierend, da insbesondere junge Menschen — Studenten und Schüler — von dem Phänomen betroffen sind.

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Können Drogen schlauer machen?

Dabei ist die positive mentale Wirkung der Smart Drugs in den allermeisten Fällen kleiner als angepriesen. In Amerika, wo etwa eine Million junge Menschen Smart Drugs nutzen, zeigt eine zunehmende Zahl an Studien, dass viele Substanzen, denen intelligenzverbessernde Eigenschaften zugeschrieben wurden, keinen Effekt auf Noten haben. Fest steht nur: Je mehr junge Menschen Smart Drugs benutzen, desto häufiger haben ihre Altersgenossen das Gefühl Smart Drugs verwenden zu müssen, um mitzuhalten.

Amerikanische Studien zeigen auch, warum dieser Trend besorgniserregend sein sollte. Denn die kurzfristige Schärfung der Sinne, hat auch ihren Preis: Smart Drugs senken langfristig die Koordinationsfähigkeit, sowie die Fähigkeit im Voraus zu planen und führen außerdem zu erhöhtem Herzschlag und Blutdruck. Zu weiteren unvorhergesehenen Effekten kann es kommen, wenn die Wirkstoffe mit anderen Medikamenten die man einnimmt in Wechselwirkung treten. Zudem besteht bei vielen Substanzen stets die Gefahr ein Suchtverhalten zu entwickeln.

Smarte Drogen? Blöde Folgen!

Diese negativen Nebenwirkungen, die oft erst langfristig sichtbar werden, werden den jungen Konsumenten beim Einkauf meist verschwiegen. Besonders wenn die Substanzen über das Internet gekauft werden. Das Problembewusstsein auf Seiten der chinesischen Regierung ist allerdings nicht sehr groß, wie Lenora Chu erklärt: „Es ist schwer zu wissen, wie weit verbreitet der Konsum von Smart Drugs tatsächlich ist, da nicht mal verlässliche Statistiken erhoben werden. Fest steht aber: Dieser Markt ist vollkommen unreguliert — mit oft fatalen Folgen.“

Wenn das Thema in China anerkannt wird, geht es meist nicht darum, wie man den Verbrauch senken kann, sondern wie man den Verbrauch besser kontrollieren, die Qualität der Drogen steigern und negative Nebeneffekte vermeiden kann. Es gibt erste erfolgreiche Drogenpräventionsprogramme in China, die aber noch zu vereinzelt sind, um eine signifikante Wirkung zu entfalten. Es sieht leider so aus, als ob noch viele junge Chinesen dem falschen Versprechen der Smart Drugs auf den Leim gehen werden. Solange in China weiterhin Leitungsdruck in Kombination mit Deregulierung die Norm sind, wird dieser Markt weiterhin traurige Blüten treiben — auf Kosten der jungen Generation.

Quelle: rawpixel.com
#MASTERPLAN

So klappt die nächste Teamarbeit!

Quelle: jungagiert e.V.

Leo, 32 years

#küstenkind #eisverkäufer #algenfan

Zeitdruck, Rumgezicke und schlechte Zensuren: Eine Teamarbeit kann schnell zur schlimmsten Erfahrung des Studiums werden. Doch das lässt sich vermeiden – man muss nur fünf kleine Dinge beachten.

„Bitte finden Sie sich in Arbeitsgruppen zusammen!“ Bei dieser Aufforderung des Dozenten rollen die meisten Studierenden automatisch mit den Augen. Denn viele hatten während ihrer letzten Teamarbeit entweder extremen Zeitdruck, keinen Plan, was sie machen sollten oder Stress mit den anderen Gruppenmitgliedern. Dabei ist Teamarbeit später im Job eine Selbstverständlichkeit – und gute Teamplayer sind heiß begehrt. Denn auch die komplexeren Aufgaben im Beruf können oft nur gemeinsam bewältigt werden. Das weiß auch Brigitte Reysen-Kostudis, Psychologin und Studienberaterin an der Freien Universität Berlin. Wie Studis die nächste Teamarbeit auch schon an der Uni meistern können, erklärt sie in fünf einfachen Schritten.

1. Inhalte festlegen

Neben konkretem Ort und Zeitpunkt des Arbeitstreffens sollten auch die Themen vorher festgelegt werden, empfiehlt Reysen-Kostudis. Viele Studierende empfänden Gruppenarbeit als Zeitverschwendung, weil einzelne Punkte nicht zielgerichtet abgearbeitet werden. Stattdessen trinken die Gruppenmitglieder erst noch einen Kaffee oder warten, bis alle da sind. Dann dauert ein auf zwei Stunden angesetztes Treffen schnell vier oder fünf Stunden. Doch die Zeit der Gruppenmitglieder ist wertvoll, deshalb sollte sie effizient genutzt werden. In der Arbeitswelt ist es zudem völlig normal, die Themen eines Meetings auf einer Agenda festzuhalten und den Teilnehmenden vorher per Mail zu schicken.

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2. Aufgaben (sinnvoll) verteilen

Beim Verteilen der Aufgaben haben es Studis naturwissenschaftlicher Fächer grundsätzlich leichter. „Hier weisen die Dozenten zum Beispiel mehreren Leuten einen Laborplatz zu. Dann ist klar, dass einer protokollieren und ein anderer beobachten muss“, sagt Reysen-Kostudis. Müssen Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften aber ein Referat vorbereiten, haben oft alle die gleichen Aufgaben: Literatur recherchieren, zusammenfassen und anschaulich machen. Auch hier sollten die Arbeitsgruppen dennoch einzelne Rollen festlegen. So könnten manche Studis besser präsentieren oder Diskussionen anleiten, andere seien dafür sehr genau und gewissenhaft beim Recherchieren in der Bibliothek. Diese verschiedenen Stärken sollten Referatsgruppen nutzen.

3. Ergebnisse notieren

Genauso wichtig wie die Agenda fürs Arbeitstreffen ist ein Protokoll. „Dadurch sieht man, was man geschafft hat. Das motiviert!“, erklärt Reysen-Kostudis. Für das Protokoll sollte jeweils ein anderes Gruppenmitglied pro Treffen verantwortlich sein. Auch das ist im Berufsleben gang und gäbe.

4. Feedback-KULTUR!

„Dein Teil der Hausarbeit ist echt schlecht, da musst du nochmal ran!“ Solche Sätze können dazu führen, dass Leute den Rest ihres Studiums keine Lust mehr auf Teamarbeit haben. Gutes Feedback sollte deshalb immer wertschätzend sein, betont Reysen-Kostudis. So sollten Gruppenmitglieder erstmal loben: „Schön, dass du’s dir angeguckt hast. Vielen Dank für deinen Einsatz!“ Erscheint ein Arbeitsergebnis dann nicht gleich plausibel, sollte man nicht vorschnell sagen, dass man überhaupt nichts verstehe. Gruppenmitglieder sollten lieber abwarten und freundlich nachfragen: „Wie kommst du zu deinem Ergebnis?“ Außerdem ist es wichtig, immer von sich zu sprechen, statt zu verallgemeinern. Also: „Ich verstehe das nicht“ ist besser als „Das versteht man nicht.“

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5. Persönliche Konflikte vermeiden

„Mit diesem Menschen kann ich einfach nicht zusammenarbeiten!“ Das sagen viele Studis, die in Reysen-Kostudis‘ Sprechstunde kommen. Tritt ein Kommilitone zu dominant auf, fühlen sich andere Gruppenmitglieder oft schlecht behandelt oder sind sogar gekränkt. Dabei kommt es oft nur zu den persönlichen Konflikten, weil das Arbeitsziel nicht klar formuliert und die Aufgaben nicht richtig verteilt wurden.„Versuchen Sie, eine reine Arbeitsbeziehung zu Ihrer Gruppe aufzubauen“, rät die Psychologin dann. Denn man muss nicht mit jedem Gruppenpartner befreundet sein, um eine erfolgreiche Arbeit abzuliefern.

Quelle: HansMartinPaul
#MASTERPLAN

Mit dem Rauchen aufhören - Diese drei Studis haben es geschafft!

Quelle: jungagiert e.V.

Leo, 32 years

#küstenkind #eisverkäufer #algenfan

Prüfungsstress, Beziehungsstress oder einfach nur Partylaune: Es gibt viele „Gründe“, warum es jungen Menschen so schwer fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Doch es gibt auch Beispiele, die Mut machen. Leo spricht mit drei Studis darüber, warum und mit welchen Tricks sie ihre Sucht besiegt haben. Heute: Vorname, Alter, Studienfach und –ort.

Protokolliert von Leonard Kehnscherper

„Ich habe sogar von Zigaretten geträumt“

Mareike Fermum, 25, studiert Psychologie in Greifswald

 

Bei welcher Gelegenheit hast du mit dem Rauchen angefangen?

Als ich 15 und in der 10. Klasse war. Alle meine Schulfreunde haben damals mit dem Rauchen angefangen und ich habe einfach mitgemacht, ohne viel darüber nachzudenken.

Wie lange hast du geraucht?

Insgesamt vier Jahre. Mit 19 habe ich aufgehört.

Wie viel?

In der Schulwoche habe ich am Tag vielleicht fünf Zigaretten geraucht. Am Wochenende war es dann auch schon mal eine ganze Schachtel am Abend.

Wann hast du gemerkt, dass du wirklich aufhören willst?

Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht. Da musste ich gleich zum Beginn Schläuche sauber machen, die in den Luftröhren von manchen Patienten gesteckt haben. Der Inhalt sah wirklich eklig aus – und man konnte genau sehen, welcher Patient raucht und welcher nicht. Dieses Bild habe ich nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Nach ein paar Wochen konnte ich dann einfach nicht mehr rauchen. Die Zigarette hat nicht mehr geschmeckt.

Wie hast du es geschafft, das Nichtrauchen durchzuziehen?

Es ist mir insgesamt sehr schwer gefallen. Das Rauchen war ein so fester Teil meines Lebens, dass ich manchmal sogar von Zigaretten geträumt habe. Wenn ich auf Parties Alkohol getrunken habe, hatte ich deshalb immer ein Ersatzprodukt dabei. Das war ein kleiner Nikotin-Stab zum Inhalieren. Den brauchte ich, um überhaupt etwas in der Hand zu haben. Es fiel mir aber trotzdem sehr schwer, weil die meisten meiner Freunde nicht aufgehört haben. Nach etwa einem Monat hatte ich dann einen Rückfall – und musste den ganzen Abend husten. Der Husten war so übel, dass mir die Lust auf Zigaretten komplett vergangen ist. Wenn ich jetzt auf Parties bin und Leute um mich herum rauchen, habe ich überhaupt kein Verlangen mehr.

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„Mein Leben ist unkomplizierter geworden“

Anton Fischer, 24, studiert Stadtplanung in Berlin

 

Bei welcher Gelegenheit hast du mit dem Rauchen angefangen?

Als ich mit 13 Jahren auf eine neue Schule gekommen bin, haben die Leute, mit denen ich mich verstanden habe, alle geraucht. Also bin ich in der Pause auch immer rauchen gegangen. Die Pausen-Raucher waren eine eigene, zusammengeschweißte Clique. Da hat man natürlich nicht übers Aufhören nachgedacht.

Wie lange hast du geraucht?

Fast zehn Jahre. Vor zwei Jahren habe ich meinen Konsum aber sehr stark reduziert. Gelegentlich rauche ich noch, aber nur, wenn ich am Wochenende Bier trinke.

Wie viel?

Zuerst habe ich Schachtel-Zigaretten geraucht. Das waren so zwei bis drei am Tag. Während des Abiturs habe ich dann mit dem Drehen angefangen und locker bis zu 15 Zigaretten am Tag geraucht.

Wann hast du gemerkt, dass du wirklich aufhören willst?

Ich habe mich nicht gesundheitlich schlechter gefühlt oder so. Aber ich habe zum Beispiel gemerkt, dass ich nach einer Zigarette plötzlich schlapper war als davor. Wenn ich während einer Arbeitspause mal eine geraucht habe, fühlte ich mich also nicht angeregter oder entspannter. Dabei ist das ja der Effekt, den sich viele vom Rauchen versprechen. Irgendwie habe ich dann festgestellt, dass ich das Rauchen nicht mehr so krass brauche.

Wie hast du es geschafft, das Nichtrauchen durchzuziehen?

Das Rauchen schleicht sich als eine Gewohnheit ins Leben ein – genau wie der ständige Blick aufs Smartphone. Deshalb habe ich angefangen darauf zu achten, bei welchen Gelegenheiten ich mir bislang ganz automatisch eine Zigarette angezündet habe. Zum Beispiel nach einer Vorlesung, wenn ich einen Absatz in einer Hausarbeit fertig geschrieben hatte oder wenn ich auf den Bus warten musste. In diesen Momenten habe ich dann bewusst nicht geraucht – und es mir so abgewöhnt.

Auch mit dem Kaffeetrinken habe ich aufgehört. Denn dazu gehörte für mich auch immer eine Zigarette. Aber ich habe jetzt nicht mit Sport angefangen oder ein Anti-Nikotin-Buch gelesen. Seit ich nicht mehr rauche, ist mein Leben einfach unkomplizierter geworden. Die Gewohnheit stresst mich nicht mehr im Alltag, ich kann mich auf andere Dinge konzentrieren und gebe natürlich viel weniger Geld aus.

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„Ich werde viel seltener krank“

Tom Steiner, 25, studiert Sozialwissenschaften in Hamburg

 

Bei welcher Gelegenheit hast du mit dem Rauchen angefangen?

Auf Parties in der 10. Klasse. Es haben ziemlich viele gemacht und ich fand, dass Rauchen sehr cool aussah.

Wie lange hast du geraucht?

Fast zehn Jahre – von meinem 16. bis zu meinem 25. Lebensjahr.

Wie viel?

Bis zum Abi habe ich nur gelegentlich auf Parties geraucht. Während des Studiums habe ich dann auch täglich geraucht – vielleicht so fünf Kippen am Tag. Mein Rauchverhalten hing auch mit meiner neu gewonnen Freiheit zusammen: Ich war von zu Hause ausgezogen und wohnte in einer WG.

Wann hast du gemerkt, dass du wirklich aufhören willst?

Ich hatte keinen Vorsatz nach dem Motto: „Nach Silvester hör‘ ich auf!“ Stattdessen hat mich ein Trip nach Amsterdam zum Aufhören gebracht. An dem Wochenende hatte ich mit meinen Freunden sehr viel geraucht und war danach krass erkältet. Während ich krank war, habe ich natürlich nicht geraucht – aber dann auch nicht wieder angefangen.

Wie hast du es geschafft, das Nichtrauchen durchzuziehen?

Seit meiner Erkältung bin ich von meiner Sucht tatsächlich wie geheilt. Erst ein Jahr nachdem ich aufgehört habe, habe ich auf einer Party – auf der ich auch Alkohol getrunken habe – wieder Lust auf eine Zigarette bekommen. Aber das Verlangen war trotzdem nicht groß genug. Jetzt werde ich einfach viel seltener krank, das will ich nicht aufs Spiel setzen. Außerdem wäre mir das Rauchen mittlerweile viel zu teuer. Das ist auch ein Grund, warum ich gar nicht erst auf die Idee komme, mir Zigaretten oder Tabak zu kaufen.

Quelle: andrew_t8
#MASTERPLAN

Schreibprobleme: "Auch im Bett ist erlaubt"

Quelle: jungagiert e.V.

Leo, 32 years

#küstenkind #eisverkäufer #algenfan

Wenn die Worte einfach nicht aufs Papier wollen: Das Verfassen einer längeren Arbeit ist für viele Studierende reine Quälerei. Was gegen Schreibprobleme hilft – und was nicht.

Das Thema ist ausgewählt, der Professor weiß Bescheid und die Bücher sind ausgeliehen – jetzt muss die Hausarbeit nur noch geschrieben werden. Doch das ist gar nicht so leicht. Denn fast jeder Student kennt die Schwierigkeiten beim Schreiben längerer Arbeiten. Was können Studis gegen ihre Schreibprobleme unternehmen?

Schreibblockade – Was ist das eigentlich?

Zunächst sollten Studierende wissen, wo genau sie Schwierigkeiten haben. Eine Expertin hierfür ist Dr. Stephanie Dreyfürst, Leiterin des Schreibzentrums der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dreyfürst, ihre Kollegen und die studentischen Peer-Tutoren des Schreibzentrums beraten Studierende aller Fächer beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Im Schreibzentrum unterscheiden Mitarbeiter generell zwischen einer Schreibblockade und einer Schreibhemmung.

„Von einer Schreibblockade würde ich erst sprechen, wenn der Student monatelang gar nichts zu Papier bringt, obwohl er eigentlich motiviert ist“, sagt Dreyfürst. Die meisten Studierenden hätten aber einfache Schreibhemmungen – also Phasen, in denen das Schreiben schwerer fällt als sonst. „Das ist ganz normal“, versichert Dreyfürst.

Oft fehlt Interesse am Thema

Aber wie kann es überhaupt zu einer Schreibhemmung kommen? Ein weit verbreiteter Grund liegt darin, dass die Studierenden nicht richtig Lust auf das Thema haben, das ihnen der Dozent gegeben hat. „Da hilft es, sich einen Aspekt aus dem Thema zu wählen, über den man wirklich etwas herausfinden möchte“, rät Dreyfürst. Denn jedes noch so trockene Thema hat auch seine spannenden Seiten – auch wenn man sie erst suchen muss.

Ein anderer Grund für eine Schreibhemmung liegt oft darin, dass die Schreibsituation so künstlich ist: „Man schreibt seinen Text ja nicht für interessierte Gleichaltrige, sondern für einen einzigen Leser – nämlich den Dozenten“, erklärt Dreyfürst. Da dieser natürlich viel mehr gelesen und Erfahrung an der Uni hat, empfinden viele Studierende ihren Dozenten auch noch als mehr oder weniger allwissend.

Also ist dem Studierenden bewusst, dass sie das Wissen der Gesellschaft mit ihrer kleinen Forschungsarbeit nicht vergrößern werden und am Ende „nur“ eine Note bekommen. „Das kann schnell hemmend wirken“, sagt Dreyfürst.

Auf die Fragestellung kommt es an

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine gute wissenschaftliche Arbeit gehört die klare Fragestellung. Ist diese nicht genau eingegrenzt, haben viele Studierende das Gefühl, wirklich alles aufschreiben zu müssen, was sie zu ihrem Thema wissen oder dazu gelesen haben. Eine Beobachtung, die Dreyfürst und ihre Kollegen von der Schreibberatung oft machen.

Deshalb weiß Dreyfürst auch: „Gerade am Anfang des Studiums verunsichert viele Studierende, dass es beim wissenschaftlichen Schreiben nicht darum geht, mit Masse Eindruck zu schinden.“ Stattdessen gehe es in der Wissenschaft vielmehr darum, sich zu einem Thema deutlich zu positionieren, indem man einfach und logisch argumentiert – mit dem Fokus auf die so wichtige Fragestellung.

Aber auch auf die jeweilige Schreib-Strategie kann es ankommen. Denn nicht jeder Student schreibt seine Hausarbeit mit dem gleichen System: So möchten manche Studierende nicht erst einen Berg von Literatur lesen, bevor sie sich selbst Gedanken machen. Sie schreiben lieber drauf los. Andere horten vorm Schreiben lieber viel Literatur, haben dann aber Probleme, ihre vielen Gedanken zu Papier zu bringen. Ein Erklärfilm des Schreibzentrums der Goethe-Uni beschreibt die unterschiedlichen Schreibtypen.

Auch Freunde können helfen

Schreibzentren wie das der Goethe-Uni gibt es mittlerweile übrigens auch an vielen anderen Unis oder Fachhochschulen. Sollte die Uni kein eigenes Schreibzentrum haben, könnten sich Studierende mit Schreibhemmungen auch einfach einen Freund oder eine Freundin schnappen, rät Dreyfürst.

Die Freunde können dann Fragen zur Arbeit stellen, wie zum Beispiel: Worüber möchtest du genau schreiben und welche Frage beantworten? Wie und mit welchen Methoden willst du das tun? Was musst du tun, damit das funktioniert? Außerdem lohnt es sich, so Dreyfürst, mit anderen eine Schreibgruppe zu bilden, sich in der Bibliothek zu verabreden und sich zu belohnen, wenn man einen Abschnitt geschafft hat.

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Von Arbeitsplan bis Zeitmanagement-App

Vielen Studierenden helfen außerdem konkrete Arbeitspläne in denen einzelne Aufgaben genau ausformuliert werden. Je präziser desto besser. Eine einfache To-do-Liste mit dem Hinweis „Drittes Kapitel fertig schreiben“ hilft also wenig. Stattdessen könne eine allgemeine Notiz für Dreyfürst eher so aussehen: „Zeigen, dass X mit Y so und so zusammenhängt und dass Z dazu wichtige Erkenntnisse geliefert hat.“

Daneben helfen auch verschiedene Zeitmanagement-Apps. Dreyfürst empfiehlt beispielsweise Apps, die nach der Pomodoro-Methode arbeiten. Das Wort „Pomodoro“ ist italienisch und bezieht sich auf die bekannten Küchenuhren im Tomaten-Look. Die Methode teilt alle Arbeitsschritte in 25-minütige Abschnitte ein und klingelt dann am Ende eines Abschnitts. Die häufigen Pausen sorgen bei vielen dafür, dass sie sich besser konzentrieren können und sie können auch verhindern, dass der Student in Panik gerät, wenn er trotz stundenlanger Arbeit nicht vorankommt.

„Natürlich ist es auch eine gute Idee, das Internet auszuschalten. Zumindest für eine gewisse Zeit“, ergänzt Dreyfürst. Übrigens sei es auch vollkommen in Ordnung, im Bett, Café oder im Lieblingspark zu schreiben, wenn einen der Ort inspiriert. Niemand ist gezwungen, sich alleine am eigenen Schreibtisch zu quälen. Dreyfürst spricht sich außerdem für eine effiziente Arbeitsweise aus: „Ich selbst arbeite lieber zwei, drei Stunden konzentriert an meinem Text und tue danach etwas anderes, als acht Stunden lustlos die Zeit zu verdaddeln.“ Wie deine nächste Hausarbeit gelingen kann, findest du hier.

Du möchtest dich zwar gesünder ernähren, aber weißt nicht genau wie? Ein Lernplan erscheint dir eine gute Idee, aber ihn zu erstellen fällt dir schwer? Vielleicht hilft dir ja eine dieser Apps weiter, dein Wunschziel strukturiert zu erreichen.

Für folgende Themenbereiche gibt es Apps für Studenten zur Auswahl:

  • Stressbewältigung – zum Beispiel eine App, die hilft Schreibblockaden zu überwinden
  • Gesund ernähren – zum Beispiel eine App, die dir hilft zu checken, was in deinem Essen alles enthalten ist
  • Entspannt aktiv – zum Beispiel eine App, die dir Entspannungstechniken zeigt
  • Erfolgreich Lernen – Zum Beispiel eine App, mithilfe der du Mind Maps erstellen kannst

Mythos vom „Gläschen Wein“

An vielen Unis kommt von Studis und selbst Professoren öfter der Hinweis, beim abendlichen Hausarbeit-Schreiben auch mal „ein Gläschen Rotwein“ zu trinken – um gewissermaßen die „Zunge zu lockern“ und schneller ins Schreiben zu kommen. Aber was ist dran an dem weit verbreiteten Mythos von der anregenden Wirkung des Alkohols?

Dreyfürst hält von dem Wein-Tipp wenig. Texte seien Rohtexte und dürften beim ersten Hinschreiben grottig schlecht sein. „Richtig gute Arbeiten entstehen sowieso erst durch Überarbeiten. Insofern ist es vollkommen egal, ob die Zunge locker ist oder nicht“, stellt Dreyfürst fest. Und ergänzt: „Profis überarbeiten ihre Texte bis zu acht Mal, bevor sie gedruckt werden.“

Damit wird auch klar: Zu den vielen praktischen Schreibtipps kann sich Alkohol-Konsum nicht gesellen. Denn am Ende bleibt wissenschaftliche Arbeit vor allem eins: Arbeit.

Tipp: Wenn ihr selbst Schreibprobleme habt, könnt ihr euch direkt auf Dein Masterplan beraten lassen – online, kostenlos und anyonym.

 

Hier das Video zu Schreibstrategien vom Schreibzentrum Frankfurt am Main:

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Dr. Stephanie Dreyfürst leitet das Schreibzentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die promovierte Germanistin schreibt selbst gern und viel, kann aber auch verstehen, wenn einem das wissenschaftliche Schreiben schwer fällt. Ihr Schreibtyp ist eine Mischung aus „Abenteurerin“ und „Eichhörnchen“.

 

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