Jede und jeder Jugendliche in Deutschland steht nach dem Schulabschluss
vor der Frage, wie es weitergehen soll. Viele entscheiden sich für eine duale Berufsausbildung. Doch das klingt einfacher als es ist: Auch 2019 gab es deutlich weniger Ausbildungsstellen als gemeldete Ausbildungsplatzsuchende in Berlin.
Dazu kommt, dass gerade einmal 11,3 Prozent der Unternehmen in Berlin ausbilden (der bundesweite Durchschnitt beträgt 19,7 Prozent). Und trotzdem beklagen Unternehmen viele unbesetzte Ausbildungsstellen. Eine Herausforderungen, die auch das Berliner Abgeordnetenhaus beschäftigt. Denn es muss durch gesetzliche Regelungen die Rahmenbedingungen für Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und die Auszubildenden schaffen.
DAS SIND DIE HÄUFIGSTEN AUSBILDUNGSBERUFE IN BERLIN
Das sind die zehn Berufe mit den meisten Ausbildungsplätzen in Berlin und im Vergleich dazu die Zahlen der Bewerberinnen und Bewerber. Man sieht: Die Jobs, in denen es besonders viele Ausbildungsstellen gibt, sind nicht unbedingt die, auf die sich auch viele bewerben – und umgekehrt:
Warum wollen mehr Mädchen Bürokauffrau werden als Jungen Bürokaufmann? Diese Ungleichverteilung ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Ein wichtiger Punkt ist, dass manche Berufe typisch männlich oder typisch weiblich geprägt sind. So gibt es beispielsweise mehr Mechaniker als Mechanikerinnen. Aber die Bewerberinnen und Bewerber in Berlin brechen auch mit Klischees. So gab es im Jahr 2019/20 mehr Männer als Frauen, die sich für eine Ausbildung zum Friseur entschieden haben.
Das Landesgleichstellungsgesetz, welches das Berliner Abgeordnetenhaus zuletzt 2010 erneuert hat, sieht vor, mehr Frauen in typische Männerberufe und mehr Männer in typische Frauenberufe zu bringen. Die Kampagne Girlsatec ist beispielsweise ein Weg, wie auf Instagram und weiteren Plattformen junge Frauen dazu animiert werden, sich auf technische Ausbildungsplätze zu bewerben.
Zu wenige Unternehmen, die ausbilden
Bis Ende September 2019 blieben in Berlin 1.302 Ausbildungsstellen unbesetzt. Wie kann es sein, dass es gleichzeitig unbesetzte Ausbildungsstellen und mehr als 3.000 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gibt? Einerseits halten Betriebe manche Ausbildungssuchende für fachlich nicht geeignet und lehnen sie deshalb ab. Andererseits fehlt es vielen Ausbildungsplätzen an Attraktivität oder Bekanntheit, sodass sich kaum jemand bewirbt. Hier die Bilanz für einige Ausbildungsberufe:
Auch wenn alle Ausbildungsplätze besetzt worden wären, hätte es 2019 trotzdem knapp 2.000 Bewerber/-innen "zu viel" gegeben. Wie können also mehr Unternehmen animiert werden, junge Berufseinsteiger/-innen auszubilden?
Im Berliner Abgeordnetenhaus kümmert sich darum vor allem der Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie.
Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie
Vorsitzende: Emine Demirbüken-Wegner (CDU)
Mitglieder: 24
Die Ausschussmitglieder kommen aus allen sechs Fraktionen des Abgeordnetenhauses, entsprechend den Mehrheitsverhältnissen. Die Fraktion mit den meisten Sitzen im Plenum ist also auch im Ausschuss in der Mehrheit. Mehr Infos zum Ausschuss findet ihr hier.
Ausschüsse sind im Parlament wie kleine Arbeitsgruppen, die sich auf spezielle Themengebiete fokussieren. Sie beraten über Anträge und Gesetzentwürfe, dazu treffen sie sich auch mit Expert/-innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden.
Diesen Antrag, der sich auch auf die Berufsausbildung auswirken könnte, bearbeitete der Ausschuss 2018:
Antrag
der Fraktionen von SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
Die Mehrheit im Parlament stimmte hier entsprechend der Beschlussempfehlung des Ausschussesfür den Antrag und setzte sich damit dafür ein, bessere Tarifverträge für Erzieher- und Sozialberufe auszuhandeln. Damit werden die Berufsfelder auch für Auszubildende attraktiver.
DAS AGH ALS ARBEITGEBER
Das Berliner Abgeordnetenhaus setzt nicht nur den Rahmen für Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, sondern bildet seit 2004 auch selbst aus: