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So bleibt ihr auf dem Laufenden

Friedrich-Ebert -Stiftung

Geht alles online heutzutage, oder nicht? „Ja, schon, aber“ wäre wohl die treffendste Antwort hierzu. Wenn es um die EU geht, informieren sich junge Leute in der Tat am liebsten online. Aber auch Fernsehen, Radio und selbst Tageszeitungen spielen für die 15- bis 34-Jährigen noch eine Rolle, wenn auch eine eher kleine, wie im Fall von Tageszeitungen. Junge Leute nutzen vor allem viele verschiedene Kanäle, um sich über Politik in Europa zu informieren.

Dazu gehören selbstverständlich auch Youtube, Instagram & Co. Für junge Leute aber haben soziale Netzwerke eine andere Funktion als reguläre Medien. Schauen wir uns mal genauer wan, wie sich junge Leute über Europa und die Politik in der EU informieren.

Fernsehen wichtigste Nachrichtenquelle

Knapp zwei Drittel der jungen Leute sagen, dass sie sich hauptsächlich im Fernsehen über Nachrichten aus Europa informieren. Und auch aus dem Radio nehmen 40% der 15- bis 34-Jährigen oft Infos zur EU mit.1 Heißt das, die gucken alle die Tagesschau und hören Deutschlandfunk? Eher nicht. Natürlich nutzen junge Leute Fernsehen und Radio. Dass Fernsehen für junge Leute häufig auch Streaming-Angebote miteinbezieht und dass das Radio eher bei den Eltern in der Küche steht oder im Auto läuft, das erklären die Statistiken nicht.

 

 

Um auf dem Laufenden zu bleiben, nutzen junge Leute neben Radio und Fernsehen aber eben auch noch tausende anderer Kanäle. Allen voran alle möglichen Webseiten (44% insgesamt und Platz 1 für immerhin ein Viertel der 15-bis 34-Jährigen). Genutzt werden Info-Webseiten, Online-Zeitungen (jeweils 38%) und offizielle Regierungswebseiten (31%).2 Auch Infos aus sozialen Netzwerken gehören für mindestens ein Viertel der jungen Leute mit dazu (27%). Sie sind aber eher selten die Informationsquelle Nr. 1 (für weniger als acht Prozent)

 

 

[1] Eurobarometer 88.3, „Wichtigste Informationsquellen (Nachrichten über europäische politische Angelegenheiten)“
[2] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“
[3] Eurobarometer 88.3, „Wichtigste Informationsquellen (Nachrichten über europäische politische Angelegenheiten)“

Objektiv – wie schreibt man das?

Soziale Netzwerke sind zwar beliebt und weiter im Aufwind. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie für junge Leute die Tagesschau oder Spiegel Online ersetzen. Während gut zwei Drittel Fernsehen, Radio und auch Tageszeitungen für einigermaßen objektiv halten (67, 66 und 61% jeweils), ist den meisten jungen Leuten klar, dass Infos von Webseiten oder aus sozialen Netzwerken nicht unbedingt objektiv sind.

Das ist für die meisten jungen Leute übrigens so klar, dass es für sie völlig normal ist, Nachrichten aus sozialen Netzwerken mit Vorsicht zu genießen. 62% der jungen Leute finden Informationen über politische Angelegenheiten aus sozialen Netzwerken nicht vertrauenswürdig.4 Jede und jeder siebte hält soziale Netzwerke sogar für eine Gefahr für die Demokratie.5 Dennoch glauben mehr als die Hälfte, dass soziale Netzwerke auch zum Fortschritt der Demokratie beitragen: erstens, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen (59%)und zweitens, weil sie ein guter Weg sind, mehr Leute an politische Angelegenheiten heranzuführen (74%).Wie passt das zusammen?

 

 

[3] Eurobarometer 88.3, „Glauben Sie, dass das Fernsehen/Radio/Tageszeitungen/Webseiten/soziale Netzwerke die EU zu positiv, objektiv oder zu negativ darstellen?“ % objektiv
[4] Eurobarometer 88.3, „Glauben Sie, dass soziale Netzwerke die EU zu positiv, objektiv oder zu negativ darstellen?“ % objektiv
[5] Eurobarometer 85.1, „In Bezug auf soziale Netzwerke, welche der folgenden beiden Aussagen liegt näher an Ihrer Meinung? Soziale Netzwerke tragen zum Fortschritt der Demokratie bei, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen.
[6] Eurobarometer 85.1, „In Bezug auf soziale Netzwerke, welche der folgenden beiden Aussagen liegt näher an Ihrer Meinung?“ „Soziale Netzwerke tragen zum Fortschritt der Demokratie bei, weil sie allen Menschen erlauben, an öffentlichen Debatten teilzunehmen.“
[7] Eurobarometer 88.3, „Soziale Netzwerke können Menschen für politische Angelegenheiten begeistern.“

Im Stil freundschaftlich

Soziale Netzwerke und Politik passen für viele junge Leute insofern zusammen, dass es nicht unbedingt schlecht ist, wenn Infos nicht objektiv sind. Irgendwie scheint vielen jungen Leuten sowieso klar, dass es die eine Wahrheit nicht gibt. Nicht mal in der Tagesschau.

Vielmehr suchen vor allem die Jüngeren eher persönliche und authentische Einschätzungen der Lage in Europa. Daraus können sie sich dann ihre eigene Meinung zusammenschustern, zusammen mit Infos, die sie selbst im Netz herausgesucht haben. So kommt es auch, dass fast ein Viertel der jungen Leute Infos zur Politik in Europa besonders gern aus Diskussionen mit Freunden, Verwandten oder Kollegen mitnimmt (23%). Unter den 15- bis 24-Jährigen ist das sogar ein knappes Drittel (32%).8 Es ist eben alles nützlich, solange man verschiedene Infos hat und sich selbst eine Meinung bilden kann. Interviews, zum Beispiel, die gehen immer. Das zumindest sagt die 16-Jährige Bloggerin Livia Kerp.9

 

[8] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“
[9] https://www.liviajosephine.de/

Follower, Youtuber, Influencer?

Bisher folgen eher wenige junge Leute Politikern oder politischen Kanälen online. Zumindest erscheinen selbst die 750.000 Instagram-Follower von Angela Merkel oder Christian Lindners 102.000 Follower mickrig verglichen mit Bibisbeautypalace (6,3 Millionen Follower), Lisaundlena (knapp 14 Millionen) oder Toni Kroos’ 20 Millionen Followern.

Das liegt aber wahrscheinlich eher an den Politikern: Von denen nutzen viele das Internet lieber als digitale Litfaßsäule als für den ehrlichen Austausch von Meinungen. Es fehlt bisher an Ernsthaftigkeit und Authentizität.

Wir wollen mitmachen.

 

„Ja, ich glaube, das kommt mir so ein bisschen ‚möchte gern‘ vor. Nach dem Motto: Wir wollen auch mitmachen“11 heißt es. Influencer und Youtube-Stars sind da wesentlich besser aufgestellt. Sie schaffen es eher, persönlichen Bezug zu politischen Themen herzustellen, so wie es eben auch ein Gespräch unter Freunden tun würde.

Dabei ist zu bedenken, dass die meisten jungen Leute auf verschiedene Meinungen und Quellen setzen (oder das zumindest versuchen) und dass soziale Medien sich eher dafür eignen, kurzfristig hohe Aufmerksamkeit zu erreichen. So glauben zwar drei Viertel der jungen Leute unter 35 (und sogar 80% der 15- bis 24-Jährigen), dass soziale Netzwerke ein guter Weg sind, um Menschen für politische Angelegenheiten zu begeistern.12 Aber es ist eben häufig nur das Begeistern, was Youtuber und Influencer leisten können. Einen tiefgreifenden politischen Austausch wünschen sich auch junge Leute, aber dafür sind soziale Netzwerke eher nicht der richtige Ort.

 

[10] Alexandra, 18 Jahre, im Interview mit Tobias Goltz vom Medien Innovationszentrums in Potsdam-Babelsberg
[11] Eurobarometer 88.3, „Soziale Netzwerke können Menschen für politische Angelegenheiten begeistern.“

Eins noch

Übrigens: Junge Leute informieren sich nicht anders über EU-Politik als darüber, was in Berlin abgeht. Ja, sie informieren sich nicht mal weniger! Gerade mal sieben Prozent der 15- bis 34-Jährigen sagen, dass sie nie mit Infos über die Politik in Europa in Kontakt kommen.13

 

[13] Eurobarometer 88.3, „Wenn Sie Informationen über die EU, ihre Politik, ihre Institutionen suchen, welche der folgenden Quellen nutzen Sie?“

Zusammengefasst:

  • Junge Leute nutzen eine Vielzahl von Kanälen, um sich über Politik und die EU zu informieren.
  • Fernsehen und Webseiten sind die Top-Informationsquellen für junge Leute. Aber auch das Radio zählt und soziale Netzwerke gewinnen an Einfluss, vor allem unter den Jüngsten.
  • Der Mehrheit der jungen Leute ist völlig klar, dass in sozialen Netzwerke kein objektives Bild von der Politik gegeben wird. Sie suchen eher persönliche und authentische Einschätzungen, wie zum Beispiel in einem Gespräch mit Freunden.
  • Soziale Netzwerke eignen sich deshalb besser für persönliche Inhalte mit einem freundschaftlichen Ton und dafür, kurzfristige Aufmerksamkeit zu erreichen oder Leute an Themen heranzuführen. Für den komplexen inhaltlichen Austausch über Politik.

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