Quelle: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.
#KLISCHEEFREI

GIRLS IN DIE POLEPOSITION

Blanco, 15 years

#klischeefrei #teamhund #pizzaoverload

Schonmal drüber nachgedacht ein Unternehmen zu gründen und euer eigener Chef zu sein? Vielleicht ist die Zeit dafür gerade so gut wie nie. Durch die Digitalisierung boomt beispielsweise die naturwissenschaftliche und technische Branche. Und gerade dort fehlen Frauen. Und vor allem: Frauen in Führungspositionen.

Von ihrem Weg einer Schülerin, die sich für Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik interessiert, zur digitalen Expertin, erzählt Linda.

ENTWICKLERIN UND VORSTANDSMITGLIED

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Linda hat mit ihrem Master in Game Development and Research den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt: Mit ihrem Spieleunternehmen „the Good Evil“ entwickelt die Kölnerin Games für Kinder und Jugendliche. Zudem ist sie Vorstandsmitglied des game – Verband der deutschen Games-Branche. Ein Interview mit ihr könnt ihr hier nachlesen.

Mehr Frauen für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Berufe und für leitende Positionen zu begeistern, dafür machen sich die folgenden Projekte stark:

Seid ihr irgendwo dabei? Sagt es uns mit dem #klischeefrei!

Text: Romy Stühmeier, Nina Reining

Quelle: Tim Reckmann
#KLISCHEEFREI

SO HAT DICH DEIN GEHIRN IM GRIFF

Quelle: jungagiert e.V.

Lilith, 26 years

#klischeefrei #unterstrom

TRATSCHMÄNNER UND MATHEMÄDELS

Frauen können nicht Autofahren, Jungs sind besser in Mathe und Physik, Frauen tratschen. Das ist in unserer Gesellschaft allgemein festgesetzt und bleibt weiter in den Köpfen, obwohl einige dieser Vorurteile nicht nur in meiner Familie, sondern bereits seit langem durch aussagekräftige Studien widerlegt wurden. So sind beispielsweise Mädchen in den Naturwissenschaften in einigen Ländern stärker als Jungen (Pisa-Studie) und Frauen reden laut einer Studie der Universität von Arizona nicht mehr als ihre männlichen Kollegen.

Klischees existieren nicht nur im Unterschied zwischen den Geschlechtern. Auch unterschiedlichen Nationalitäten spricht man unterschiedliche Eigenschaften zu. Und auch Zugehörige von Berufsgruppen werden gerne in Schubladen gesteckt.

WOHER DIE MACHT?

Doch warum haben Klischees eine solche Macht, dass wir sie nicht loswerden? Einer der seit langem erforschten Ursachen: Menschen fühlen sich gerne bestätigt. Reist man beispielsweise nach England und es regnet die Hälfte der Urlaubstage, so bleiben diese Tage gleich viel besser im Gedächtnis hängen, und man fühlt sich in seiner Annahme, in England würde es immer regnen, bestätigt, während die sonnigen Stunden der anderen Urlaubshälfte vollkommen in Vergessenheit geraten.

Beziehen wir es auf die Geschlechterklischees, so wird sich sicher jeder von uns daran erinnern, sich am Parkplatz bereits mehr als einmal über einen Waagen beschwert zu haben, der seltsam hin- und hermanövriert wurde – „natürlich“ mit Frau am Steuer. Die zahlreichen Male, bei denen wir feststellen, dass es sich doch um einen männlichen Fahrer handelte, erinnern wir uns schon am nächsten Tag nicht mehr. Kurzum: Situationen, die unsere Annahmen widerlegen, bleiben unterbewusst weit schlechter hängen, als Erlebnisse, in denen sie sich erfüllen.

WOHER KOMMEN KLISCHEES?

Bevor wir unsere Voreingenommenheit bestätigt sehen, muss sich diese jedoch erst bilden. Woher kommen diese Klischees also überhaupt? Nun, Vorurteile oder Stereotypen sind nichts ursprünglich Schlechtes. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der seine „Artgenossen“, die ihm möglichst ähnlich sind, am meisten Vertrauen schenkt. Unterschiede in der Hautfarbe oder dem Geschlecht fallen da mehr ins Gewicht als die eigentlich überwiegenden Gemeinsamkeiten.

Zudem dient diese Art der Pauschalisierung der Vereinfachung für unser Gehirn. Wir versuchen die Welt zu ordnen und denken daher in Kategorien, in Stereotypen. So können wir mit bestimmten Beobachtungen schnell bestimmte Eigenschaften verbinden. Das entlastet quasi unser Gehirn.

UND DIE ERZIEHUNG?

Auch die Erziehung und die Geschichte spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Da Frauen über Jahrtausende deutlich weniger Rechte und rein „unmännliche“ Pflichten hatten (selbst im alten Griechenland durften weibliche Personen nicht wählen und aus den Zeiten des Mittelalters lässt sich keine weibliche Ritterin nachweisen), so ist es kaum verwunderlich, dass sich auch heute Klischees aufrechterhalten. Durch Filme, Serien oder Werbung werden sie am Leben gehalten. Achtet mal drauf! Oft sitzen Frauen in Werbespots tiefer als Männer: Männer sind mächtiger! Frauen werden seltener mit Bildungsattributen dargestellt. Häufig sind sie es, die die Fragen stellen, während der „wissende Mann“ antwortet. In Filmem oder Serien können sich die Jungs mit den männlichen Ärzten oder Rechtsanwälten identifizieren, während Frauen oft erst über die Männer eine Rolle erhalten, wie zum Beispiel die Frau von …, die Sekretärin von … Dadurch, dass Film und Fernsehen in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielen, halten wir die Klischees ebenfalls am Leben.

WIE WEITER?

Das alles zusammen macht es uns schwer, und zwar als Mädchen und als Jungen. Denn ein Klischee ergibt oft einen Teufelskreis. Herrscht das Klischee vor, Jungs seien besser in Mathe als Mädchen, so trauen sich viele Mädchen erst gar nicht an naturwissenschaftliche und technische Aufgabenstellungen heran. Genauso ist es mit dem Klischee, Mädchen seien besser in Handarbeit als Jungen, oder Männer können nicht gut mit Kindern umgehen.

Hier zwischendurch mal Gegenbeispiele. Interviews von Frauen, die in „Technikwelten“ arbeiten mit tollen Tipps für weibliche Technik-Freaks: http://www.komm-mach-mint.de/MINT-Life/MINT-Interviews

Sowie einige Beispiele von Männern in den sogenannten SAHGE-Berufen (Soziale Arbeit, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege, Erziehung und Bildung): https://www.boys-day.de/Jungen/Zukunft-Beruf/Jungs-in-Boys-Day-Berufen

SELBST ERLEBT

Ich, als vielseitig interessiertes Mädchen, habe mich während meiner Schulzeit sowie in den Ferien auf Workshops und Seminaren wiedergefunden, die thematisch von sozialem Engagement, Debattieren und Schreiben hin zu naturwissenschaftlicher Forschung, Mathematik und Informatik reichten und habe auch dabei eindeutig „Klischeeauswirkungen“ feststellen können.

Alleine an den Unterschieden der Geschlechterverhältnisse je nach Thema der Veranstaltung waren diese nicht zu übersehen. So fand ich mich auf einem Informatikcamp als eines von zehn Mädchen unter 50 Teilnehmenden wieder. In der Mentorenausbildung fürs Geräteturnen hingegen ließ sich kein einziger Junge blicken und auch im Schreibworkshop war das männliche Geschlecht in der Unterzahl.

Dennoch trägt der spezielle Fokus, das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht anzuwerben, den diese Programme oft verfolgen, zu einem Wandel bei. Auch Angebote wie der Girls’Day  und der Boys’Day halte ich für sinnvoll. Ich selbst habe acht Mal beim Girls’Day mitgemacht und dabei Einblicke in den Aufbau eines Automotors, dem Programmieren eines Computerarztes, den Alltag eines Schornsteinfegers und vieles mehr erhalten. #klischeefrei

Welchen Klischees begegnet ihr immer wieder? Sagt es auf Facebook, Instagram oder Twitter #klischeefrei.

Quelle: jeshoots
#KLISCHEEFREI

VIELFALT IM JOB

Quelle: jungagiert e.V.

Tim, 24 years

Teilzeit, Elternzeit, mobiles Büro, Selbstständigkeit, Sabbatjahr: Arbeiten ist heutzutage schon ganz schön flexibel. Und die Zeichen stehen gut, dass sich irgendwann jeder seinen Job unter Traumbedingungen zusammenbasteln kann. Einen Job, in dem nicht mehr von uns erwartet wird, dass wir um 8 Uhr morgens im Büro sind, einen Job, in dem wir nicht mehr zwischen Eltern sein und Arbeiten trennen müssen, oder gar einen Beruf, der es uns erlaubt zu reisen, bei dem wir quasi keinen Urlaub mehr brauchen und ständig im Paradies sind. Ob und wie das geht, werden wir uns jetzt mal genauer anschauen.

TEILZEIT

Wer hätte 1950 gedacht, dass wir 70 Jahre später Väter haben werden, die um 13 Uhr den Computer ausschalten und das Büro verlassen, um die Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen. Wie in dem Kinofilm „Der Nanny“ gibt es immer mehr Männer, die zumindest teilweise zu Hause bleiben und sich um Kinder und Haushalt kümmern. Möglich macht das alles das Teilzeitmodell.

Ein Blick in das Leben unserer europäischen Nachbarn. Wie läuft das eigentlich mit der täglichen Hausarbeit und Kinderbetreuung. Hier ein Vergleich für die Fakten-Checker unter euch.

Teilzeitarbeit bringt deutlich mehr Flexibilität in das eigene Leben. Allerdings sind die Statistiken weiterhin von Geschlechterrollen beeinflusst. Im Frühjahr 2015 arbeiteten lediglich 22 Prozent aller Frauen mit Kindern unter 18 Jahren in Vollzeit, während zum gleichen Zeitpunkt 90 Prozent aller Männer mit Kindern unter 18 Jahren Vollzeit arbeiten – so eine Studie der Friedrich Ebert Stiftung.

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Teilzeitarbeit ist eine gute Möglichkeit, um Beruf mit Familie und Freizeit zu vereinbaren, wird aber von Männern wesentlich seltener als von Frauen in Anspruch genommen. Denn das Recht auf Teilzeit steht uns allen zu. So ist es in § 8 des Gesetzes über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge geregelt. Wer länger als sechs Monate in einem Arbeitsverhältnis ist, hat das Recht die Verringerung seiner Wochenstunden einzufordern. Der Arbeitgeber muss dem nachkommen, wenn nicht betriebliche Gründe im Wege stehen.

OHNE FESTES BÜRO

Laptop aufklappen und loslegen: Wer bei seinem Job nicht auf eine bestimmte Infrastruktur oder große Gerätschaften angewiesen ist, kann quasi überall arbeiten – oder zumindest überall, wo es Internet gibt. Einer Studie der Unternehmensberatung  EY zufolge, ist der Homeoffice-Anteil in den Bereichen IT und Medien am größten (73 Prozent). Es folgen Bildung und Forschung (69 Prozent) sowie Finanzdienstleister (66 Prozent). Doch dabei wird es höchstwahrscheinlich nicht bleiben. Die Zukunft der Arbeit wird flexibler, mobiler und vielleicht auch gesünder.

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Wenn Unternehmen und Einrichtungen bereit sind und es anbieten, können nahezu alle von zu Hause arbeiten, die einen klassischen Bürojob haben. Oder auch für Kunden in einem anderen Land arbeiten. Oder das Homeoffice durch ein Coworking-Space tauschen, in dem sich viele Menschen ohne festes Büro einen Arbeitsplatz teilen. Viele Beschäftigte würden sich im Homeoffice vor allem über gesparte Zeit freuen – aber die Kolleginnen und Kollegen vermissen, auch ein Ergebnis der Studie.

Aber nicht nur Bürojobs werden flexibler: Je kleiner Maschinen und Werkzeuge werden, desto eher können beispielsweise auch Handwerker ihr Hab und Gut zusammenpacken. Viele brauchen bereits heute nur ihren Kleintransporter mit den notwendigen Werkzeugen und können sich dann direkt von zu Hause auf zum Kunden machen.

OHNE CHEF UND CHEFIN

Auch Selbstständigkeit bietet viel Gestaltungsspielraum. Freiheit, Selbstbestimmtheit und die Möglichkeit, sich seine Zeit frei einzuteilen – das sehen viele Selbstständige als große Vorteile. Übrigens: Einer Studie zufolge arbeiten Selbstständige nicht weniger als Angestellte. Beide kommen im Schnitt auf 42 Wochenstunden oder mehr. Auftragsdruck, wechselhaftes Einkommen und größere Unsicherheit, das sind negative Aspekte der Selbstständigkeit.

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Während übrigens die meisten Angestellten männlich sind, hält sich die Geschlechterverteilung bei den Selbstständigen etwa die Waage. Die Zahlen beziehen sich auf den Kulturbereich, in dem es traditionell viele Selbstständige gibt. Das Fazit der Studie #2017plus: Menschen, die alleine und ohne festen Vertrag arbeiten, sind zufriedener mit ihrer Situation als ihre festangestellten Kollegen.

ELTERNZEIT

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Elternzeit gibt es nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer! Bis zu 28 Monate (je nachdem, wie sie sich die Zeit einteilen) können Eltern so mehr Zeit mit ihrem neugeborenen Nachwuchs verbringen und gleichzeitig einen Teil ihres vorherigen Gehalts beziehen. Während der Elternzeit besteht außerdem besonderer Kündigungsschutz. Das heißt, dass alle wieder in ihrem alten Job einsteigen und während der Elternzeit nicht gekündigt werden dürfen.

Laut Statistischem Bundesamt nutzen auch immer mehr Väter diese Möglichkeit. Ihre Zahl stieg 2016 um fast zwölf Prozent auf rund 365.000. Die Zahl der Mütter, die die Leistung erhielten, legte um gut drei Prozent auf etwa 1,28 Millionen zu. Damit sind aktuell bundesweit nur knapp über 20 Prozent der Elterngeldbezieher Männer. Auch bei der Dauer ist Luft nach oben: Im Schnitt beziehen Väter 3,5 Monate Elterngeld, bei den Müttern waren es 13,3 Monate.

AUSZEIT

Ein Jahr lang nicht arbeiten – und dafür wird man auch noch bezahlt? Das geht? Tatsächlich können sich alle Beschäftigten eine Auszeit nehmen. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:
1.    Das Sabbatjahr als unbezahlten Urlaub
2.    Einen teilweisen Geldverzicht im Vorfeld des Sabbatjahres (drei Jahre für 75% des Gehalts, viertes Jahr Sabbatjahr)
Oder
3.    Das Ansammeln von Überstunden oder nicht genutzter Elternzeit.

Natürlich ist all dies mit einem finanziellen Aufwand verbunden, bietet aber auch die Möglichkeit, Träume zu verfolgen, neue Ideen zu finden oder einfach mal abzuschalten.

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Und zum Schluss ein Blick auf den durchschnittlichen Stundenlohn nach Beruf von Frauen und Männern in Deutschland (Statistisches Bundesamt).

Und? Wie stellst du dir dein Arbeitsleben vor? Sag’s überall da, wo’s Hashtags gibt. #klischeefrei

Quelle: www.helenesouza.com / pixelio.de
#KLISCHEEFREI

5 TIPPS: FINDE HERAUS, WAS DU KANNST!

Maxi, 26 years

„Finde heraus, was deine Stärken sind und mach das, was du gut kannst.“ – Leichter gesagt als getan. Als ich in der neunten Klasse zum ersten Mal das Wort „Berufsorientierung“ hörte und meine Talente aufschreiben sollte, kam mir als erstes mein liebstes Hobby Tanzen in den Sinn – doch wie sollte mir das bei der Berufswahl helfen?

1. EIGENE STÄRKEN ERKENNEN

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Einen ersten Überblick über die eigenen Stärken und Schwächen können die eigenen Schulnoten liefern: Bin ich ein Sportass? Liegen mir Naturwissenschaften besonders? Kann ich gute Texte schreiben? Persönlichen Begabungen und Interessen zu folgen, bildet eine stabile Grundlage für das Herausfinden von Berufswünschen. Manchmal fällt es uns schwer, zuzugeben, dass wir glauben in etwas besonders gut zu sein. Neben den eigenen Überlegungen hilft es deshalb oft auch mit Freundinnen und Freunden, Verwandten und Lehrkräften zu sprechen und sie zu bitten einzuschätzen, was man in ihren Augen gut und weniger gut kann. Häufig sind es Dinge, an die man selbst nie gedacht hätte.

2. TESTS MACHEN

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Ich erinnere mich noch an das Ergebnis einer meiner ersten Tests zur Berufswahl: Bestatterin wurde mir anhand meiner Eigenschaften, Fähigkeiten und Wünsche vorgeschlagen. Online-Tests wie Berufe Entdecker oder Berufe Universum bieten einen ersten Überblick über die berufliche Richtung, in die man eventuell gehen könnte. Sie können hilfreich sein, jedoch sollte man die Ergebnisse nicht als endgültige Festlegung sehen, sondern sie immer noch einmal kritisch hinterfragen und als Momentaufnahme begreifen. Tatsächlich Bestatterin zu werden, kam für mich nämlich zu dem Zeitpunkt nicht in Frage.

3. INFORMIEREN, INFORMIEREN, INFORMIEREN

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2017 gab es in Deutschland 18.467 Studienfächer und 327 anerkannte Ausbildungsberufe. Die Ausbildungsberufe umfassen die Ausbildung im dualen System, (also gegkoppelt an einen Betrieb) und rein in einer entsprechenden Schule mit praktischem Anteil. Theoretisch ist die Auswahl also so groß, dass für jeden und jede etwas dabei sein müsste. Doch viel Auswahl bedeutet auch immer die Qual der Wahl zu haben. Die Website www.abi.de von der Bundesagentur für Arbeit gibt einen ersten Überblick über alle Studiengänge und Ausbildungsberufe.

Abschrecken lassen solltest du dich auf keinen Fall von vermeintlichen „Frauenberufen“ oder „Männerberufen“. Warum soll man sein eigenes Talent in den Naturwissenschaften verstecken oder dem nicht nachgehen wollen, nur weil statistisch gesehen weniger Frauen Kraftfahrzeugmechatronikerin werden wollen? Das bedeutet nicht, dass man sich als Mädchen nicht gut mit Autos auskennen kann oder Jungs nicht begeisterte Erzieher sein können.

3. MIT MENSCHEN IN DEN BERUFEN SPRECHEN

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Etwas über Berufe zu lesen ist natürlich unerlässlich, doch ein wirkliches Bild bekommt ihr erst, wenn ihr mit jemandem sprecht, der tatsächlich in diesem Beruf arbeitet, diese Ausbildung selbst macht oder im dem Studiengang studiert, für den ihr euch interessiert. Das ist oft um einiges aufschlussreicher als die pure Theorie. Jemand, der selbst in diesem Bereich arbeitet oder studiert, kann euch sagen was ihr wirklich mitbringen solltet, was vielleicht anders ist, als ihr es erwartet oder was Nachteile in dem Beruf, der Ausbildung oder der Studienrichtung sind. Etwas, das eben nicht auf buntbedruckten Werbebroschüren steht. Eine Möglichkeit, solche Menschen zu treffen sind Messen, Tage der offenen Tür oder Berufsorientierungstage wie der Girls’Day und Boys’Day. Ihr könnt aber auch einfach eine Mail mit dem Anliegen an die jeweilige Firma oder die Universität schreiben, in den meisten Fällen wird einem gern weitergeholfen und das Wissen wird gern geteilt. Oder ihr hört euch in eurem Bekanntenkreis um, wer wen kennt, der wen kennt …

4. PRAXISERFAHRUNGEN SAMMELN

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Doch auch wenn ausnahmslos alle von der Ausbildung, dem Studium oder dem Beruf begeistert sind, kann es trotzdem passieren, dass es nicht zu dir passt. Bevor ihr euch also für eine berufliche Richtung entscheidet, solltet ihr unbedingt ein Praktikum gemacht haben und Praxiserfahrung sammeln, um euch die Frage stellen zu können: „Möchte ich das wirklich?“ Oft reichen die zwei Wochen Pflichtpraktikum in der Schulzeit dafür nicht aus. Ihr solltet euch auch in den Ferien damit beschäftigen. Ich habe zum Beispiel an die zwei Wochen Pflichtprakikum in der Schule noch zwei Wochen in den Sommerferien rangehängt, nur um dann zu sagen, dass ich absolut nicht in diesem Beruf arbeiten möchte. Aber auch das war eine hilfreiche Erfahrung. Generell sind Praxiserfahrungen, egal ob gut oder schlecht, immer wichtig.

5. FAZIT

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Obwohl die Wahl eines passenden Berufs wichtig ist, trefft ihr natürlich keine absolut endgültige und unabänderbare Entscheidung. Die Lebensläufe der meisten Menschen sind geprägt von Veränderungen und beruflichem Wechsel. Das Wichtigste ist, dass ihr euch in dem gewählten Beruf wohl fühlt und er euch glücklich macht und erfüllt.

Erzählt uns doch auch von euren Erfahrungen beim Suchen und Finden eures Traumjobs. Kommt zu Facebook, Instagram oder Twitter und verwendet den #klischeefrei.

Quelle: FangXiaNuo/istockphoto.com
#FAIRHANDELN
#fairhandeln

Wo bleiben die Menschenrechte bei unserem täglichen Konsum?

Laura, 27 years

Eine Tafel Schokolade für 0,88€, ein Liter Milch für 0,69€ und das T-Shirt für 3,99€ – das alles lese ich, wenn ich die wöchentlichen Werbeprospekte durchblättere und mir die neuesten Angebote anschaue. Sie erzählen mir, dass sie „Lebensmittel lieben“, „sich lohnen“ oder „Qualität zum Aldipreis“ anbieten. Wie fasst es noch ein großer Elektronikgeräte-Discounter zusammen? „Geiz ist geil“. Na dann mal los, wer findet das günstigste Angebot?

Mich beschleicht beim Betrachten all dieser Angebote immer wieder ein schlechtes Gefühl. Können Lebensmittel überhaupt so günstig sein? Können Lebensmittel so günstig hergestellt werden? Und unter welchen Bedingungen geschieht das? Was verdienen die Produzent*innen an der Milch, wenn diese weniger als einen Euro kostet? Wie viel bekommen die Menschen, die die Kakaobohnen für meine Schokolade ernten? Und brauche ich das T-Shirt für 3,99 € überhaupt?

Welche Rolle spielen Menschenrechte und Umwelt in  der Weltwirtschaft?

Mittlerweile gibt es viele zivilgesellschaftliche Organisationen, die über die Produktionsbedingungen unserer täglichen Konsumgüter und den Folgen unseres grenzenlosen Konsums aufklären. Bäuer*innen, die von dem Anbau unserer Lebensmittel nicht mehr leben können, weil sie zu wenig Geld bekommen; Kinder, die auf Plantagen unter sklavenähnlichen Bedingungen den Kakao für unsere Schokolade ernten oder Näher*innen in Bangladesch, die in Akkordarbeit und ohne geregelten Arbeitnehmer*innenrechte unsere Kleidung nähen. Menschenrechte und Umwelt spielen in der globalen Weltwirtschaft im Gegensatz zu Wirtschaftswachstum eine untergeordnete Rolle.

Sicherlich werdet ihr euch nun fragen: Was können wir nun dagegen tun? Was gibt es für Alternativen? Und ist nicht die Politik dafür verantwortlich die großen Konzerne in die Schranken zu weisen? Mittlerweile verkaufen auch die großen Supermärkte eine Reihe von fairtrade – und biogesiegelte Produkten (Welchen Siegeln in dem Siegeldschungel ihr vertrauen könnt, seht ihr unter diesem Beitrag). Das ist auf jeden Fall begrüßenswert, aber es bleibt die große Marktmacht, die wenige Supermarktketten in Deutschland haben und damit die Preise diktieren können.

Was kannst du tun?

Deswegen können wir versuchen, Verantwortung für unseren eigenen Konsum zu übernehmen. Zunächst sind da die zahlreichen Weltläden zu nennen – über 800 Weltläden in Deutschland bieten als Fachgeschäft des Fairen Handels ausschließlich fair produzierte Waren an. Von Schokolade über Kleidung bis hin zu Geschirr und Schmuck – die Auswahl ist groß. Außerdem leisten sie auch noch jede Menge Informationsarbeit und beteiligen sich an politischer Kampagnenarbeit. Hier kannst du also nicht nur fair gehandelte Schokolade kaufen, sondern spannende Informationen über die Produktionsländer und die weltweiten Handelsbeziehungen bekommen und politische Forderungen unterstützen, wie beispielsweise gesetzliche Regelungen für die Konzerne. Wo du den nächsten Weltladen in deiner Umgebung findest, kannst du hier nachschauen.

Liegt die Lösung also nun darin, einfach mir woanders „ein gutes Gewissen“ zu kaufen? Hier ein paar Ideen, wie du noch bewusster konsumieren kannst:

Ich kenne mittlerweile einige Menschen, die versuchen weniger und anders zu konsumieren. Bei Kleidung reicht dabei oft die Frage, ob ich das T-Shirt wirklich brauche und der Gedanke an meinen überquellenden Kleiderschrank beantwortet mir die Frage meist mit einem schnellen „Nein!“. Auf Kleidertauschpartys kannst du nicht nur überflüssige Kleidung loswerden, sondern auch gegen andere eintauschen – und das kostenlos. Somit wird weniger Kleidung weggeschmissen und gekauft und vor allem freuen sich andere Menschen über Kleidungsstücke, die du nicht mehr anziehst.

Für Lebensmittel gibt es Projekte wie die Solidarische Landwirtschaft – mehrere Menschen schließen sich zusammen und bauen gemeinsam mit einem landwirtschaftlichen Betrieb ihr Gemüse an. Landwirt*innen können so besser planen und bekommen die Unterstützung der Gemeinschaft beim Anbau und der Ernte. Das Risiko beim Anbau (zum Beispiel eine schlechte Ernte aufgrund schlechten Wetters) lastet nicht nur auf den Produzent*innen, sondern wird von der Gemeinschaft mitgetragen. Im Gegenzug können die Mitglieder mitbestimmen, was und wie angebaut wird.

Wenn du die Augen in deiner Region offen hältst, findest du bestimmt noch viele weitere kleine und große Projekte die Alternativen zum konventionellen Konsum anbieten. Sei dabei aber nicht zu streng mit dir selbst, – ein erster Schritt kann auch sein, beim großen Supermarkt nachzufragen, unter welchen Bedingungen die 0,88 € Schokolade hergestellt wurde und welche Rolle Mensch und Umwelt dabei gespielt haben. Sei mutig, vielleicht öffnest du ein paar Manager*innen die Augen!

Woran erkennst du Produkte aus Fairem Handel?

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

KinderarbeitQuelle: TairA/shutterstock.com
#FAIRHANDELN
#Fairhandeln

Was ist eigentlich Kinderarbeit?

Lukas, 31 years

Vielleicht kennt Ihr es selbst aus Eurer Kindheit: die Suche nach kreativen Ausreden, um nicht im Haushalt mithelfen zu müssen. Ich weiß noch, wie ich mit meinen Geschwistern früher mit haarsträubenden Begründungen daherkam, um nicht die Spülmaschine ausräumen zu müssen. Geholfen hat es meistens wenig. Bei einem Argument kam ich mir besonders clever vor: ich behauptete, den Müll rauszubringen wäre Kinderarbeit und die wäre schließlich verboten.

Man muss wirklich kein Experte sein, um zu erkennen, dass diese Erklärung meines 10-jährigen Ichs ziemlicher Unfug ist. Trotzdem ergibt es Sinn, sich einmal genauer anzuschauen, welche Regelungen es zu Kinderarbeit gibt und wie diese aussehen.

Kinderarbeit und Kinderrechte

Quelle: Michał ParzuchowskiDie Grundlage bildet die UN-Kinderrechtskonvention, die 1989 von insgesamt 193 Staaten ratifiziert wurde. Eine Ratifizierung bedeutet dabei für das jeweilige Land, eine freiwillige, aber rechtlich bindende Selbstverpflichtung einzugehen. Lediglich von Somalia und den USA steht dieser Schritt noch aus.

In der Unterkategorie zu „Schutzrechten“ geht es in der Konvention auch um Kinderarbeit. So heißt es z.B. in Artikel 32:

„Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes an, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden, die Gefahren mit sich bringen, die Erziehung des Kindes behindern oder die Gesundheit des Kindes oder seine körperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen könnte. […]“

Kinderarbeit vs. „ausbeuterische“ Kinderarbeit

Hier wird deutlich, dass Kindern nicht jede Art von Arbeit verboten ist. Die Mitarbeit im Haushalt oder die Unterstützung der Eltern im Handwerksbetrieb oder in der Landwirtschaft kann wichtige gesellschaftliche Werte vermitteln und mitunter wertvoll für die persönliche Entwicklung der Kinder sein. Mit Blick auf den Umfang und die Art der Arbeit lässt sich aber der Begriff der „ausbeuterischen Kinderarbeit“ abgrenzen. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, benennt die schlimmsten Formen der Kinderarbeit:

  • Sklaverei und Schuldknechtschaft und alle Formen der Zwangsarbeit
  • Arbeit von Kindern unter 13 Jahren
  • Kinderprostitution und -pornografie
  • Der Einsatz von Kindern als Soldaten
  • Illegale Tätigkeiten, wie zum Beispiel Drogenschmuggel
  • Arbeit, die die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit gefährdet, also zum Beispiel Arbeit in Steinbrüchen, das Tragen schwerer Lasten oder sehr lange Arbeitszeiten und Nachtarbeit.

Obwohl die Grenzen der Kinderarbeit eigentlich also auf dem Papier klar geregelt sind, ist es leider nach wie vor ein sehr problematisches und aktuelles Thema.
Unicef schreibt, dass weltweit insgesamt 218 Millionen Kinder und Jugendliche (zwischen fünf und 17 Jahren) einer Arbeit nachgehen. 152 Millionen von ihnen sind Kinderarbeiter, das bedeutet, „sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben.“ Weiter heißt es, „fast die Hälfte der Kinderarbeiter – 73 Millionen – leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind“.

Prozentual gesehen ist der Anteil der arbeitenden Kinder in den afrikanischen Staaten mit 20 % am höchsten. Das bedeutet, dass dort jedes fünfte Kind arbeitet. An zweiter Stelle steht Asien, wo 7,4 % aller Kinder arbeiten.

Was hat das mit dir zu tun?

Quelle: Kai PilgerHabt Ihr schon mal Zeitungen ausgetragen, die Hecke der Nachbarn geschnitten oder Hunde ausgeführt, um Euch etwas dazu zu verdienen? Dann gehört Ihr zu den rund 40 % der Schüler*innen zwischen 12 und 16 Jahren in Deutschland, die einen Nebenjob haben. In aller Regel geschieht die Arbeit freiwillig; Deutschland gilt als nicht gefährdet von ausbeuterischer Kinderarbeit. Bedeutet das also, dass in unserem Alltag das Thema Kinderarbeit kein Problem darstellt? Auf keinen Fall! Denn viele Produkte, die es hier zu kaufen gibt, haben sehr undurchsichtige Handelsketten, in denen ausbeuterische Kinderarbeit einen versteckten Anteil haben kann. Das gilt besonders für Textilien, Kakao und viele andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Eine gute Lösung ist es, fair gehandelte Produkte zu kaufen, bei deren Herstellung auf Kinderarbeit verzichtet wird.
Das Forum Fairer Handel gibt eine Übersicht, wie man fair gehandelte Produkte erkennen kann und wofür die Labels stehen, die einem beim Einkaufen begegnen.

Wenn du selbst aktiv werden möchtest, gibt es viele Möglichkeiten. Schau doch zum Beispiel mal in deinem nächstgelegenen Weltladen vorbei; dort gibt es meistens tolle Möglichkeiten, sich zu engagieren. Andere Möglichkeiten um sich einzubringen gibt’s in entwicklungspolitischen Gruppen in Deiner Umgebung, z.B. Amnesty International. Wenn es Dich eher in die weite Welt zieht, kannst Du z.B. über das Weltwaerts-Programm Freiwilligendienste im Ausland finden.

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

Esst faire SchokoladeQuelle: Inkota
#FAIRHANDELN
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Esst faire Schokolade!

Dunja, 29 years

Frau isst SchokoladeQuelle: JANIFEST/istockphoto.comUnser Körper benötigt Aminosäuren, um Botenstoffe herzustellen. Tryptophan ist eine der Aminosäuren, die in Kakaopulver zu großen Anteilen enthalten ist. Mit ihr kann der Körper den „Glücksbotenstoff“ Serotonin herstellen, der uns vor Depressionen und Angstzuständen bewahrt. Ein*e Deutsche*r verdrückt durchschnittlich ganze 11,7 Kilogramm Schokolade im Jahr – umgerechnet in verkaufsübliche 100g-Tafeln ergibt das stolze 117 Stück. Wie viele von deinen Glücksgefühlen verdankst du der Schokolade?

Woher kommt die Schokolade?

Bis zur fertigen Schokolade ist es ein weiter Weg. Dieser beginnt in den Ländern rund um den Äquator, denn der Kakaobaum benötigt tropisches Klima, um gut zu gedeihen. Mittlerweile wachsen 70 % des weltweit angebauten Kakaos in Westafrika, wobei die Elfenbeinküste und Ghana als Hauptanbauländer gelten. Ursprünglich stammt der Kakaobaum aus Mittel- und Südamerika, wo heute nur noch 15 % des weltweiten Kakaos wachsen.

Von der Bohne bis zur Tafel

Kleinproduzent*innen und deren Arbeiter*innen bilden den Anfang der Lieferkette. Mit Macheten ernten sie die Kakaoschoten, aus deren Fruchtfleisch rund 20-30 Kakaobohnen ans Tageslicht gelangen. Die Bohnen werden fermentiert, gewaschen, getrocknet und danach in Säcke verpackt. Obwohl diese Schritte sehr arbeitsintensiv sind, erhalten Kakaobauern nur 6,6 % des Geldes, das Konsumenten für eine Tafel Schokolade bezahlen. Die fertig verpackten Kakaobohnen werden über Zwischenhändler an Exporteure verkauft und durch diese an Kakaoverarbeitungsunternehmen in den globalen Norden geliefert. Dort verarbeiten Unternehmen die Bohnen zu Kakaomasse, aus der neben Schokolade auch Kakaobutter und –pulver hergestellt werden. Bei den Schokoladenherstellern entsteht das fertige Produkt, was danach in den Einzelhandel gelangt. Schokoladenhersteller erhalten 35,2 % des Verkaufspreises, der Einzelhandel sogar 44,2 %, muss davon allerdings noch 7 % Mehrwertsteuer bezahlen.

Probleme in den Anbauländern

Aus der prozentualen Verteilung des Erlöses einer Schokoladentafel lässt sich ohne viel Aufwand feststellen, dass Kleinproduzent*innen und besonders ihre Arbeiter*innen ein schlechtes Geschäft machen. Geringe Löhne führen zu Armut, die es für viele Familien erforderlich macht, ihre Kinder auf den Plantagen arbeiten zu lassen, um die Familie zu versorgen. Auch die Anzahl an Kindersklaven, die meist aus Nachbarländern als billige Arbeitskräfte auf die Plantagen verschleppt werden, ist hoch. Oftmals ist es den Kindern nicht möglich, eine Schule zu besuchen. Die meisten Menschen arbeiten auf den Kakaoplantagen ohne Schutzkleidung, Krankenversicherung, Arbeitsvertrag, ausreichend Lohn…

Was hat Kakao mit Klimawandel zu tun?

Da sich viele Menschen erhoffen, durch eine höhere Produktion mehr zu verdienen, weiten sie ihre Plantagen aus. Die dort natürlicherweise wachsenden, zu großen Teilen geschützten, Regenwälder weichen Kakaoplantagen. Allein in der Elfenbeinküste ist die Regenwaldfläche – unter anderem für den Kakaoanbau – von 1960 mit 16 Millionen Hektar auf weniger als 2 Millionen Hektar im Jahr 2010 zurückgegangen. Die gerodete Fläche entspricht der doppelten Fläche Bayerns.
Durch Brandrodung und fehlende Bäume zur CO2 Bindung trägt die Ausweitung von Plantagen zur Erderwärmung bei. Forscher prognostizieren für die Elfenbeinküste und Ghana bis 2050 eine Klimaerwärmung von bis zu zwei Grad. Große Teile dieser Länder sind dann aufgrund von Trockenheit nicht mehr als Kakaoplantage nutzbar.

Mach mit: Kampagnen zum Thema „Faire Schokolade“

Geht’s auch anders?

Akteure im Fairen Handel haben es sich zur Aufgabe gemacht, Produkte so herzustellen, dass auch die Menschen am Anfang der Lieferkette von deren Tätigkeit leben können. Dazu schließen sich mehrere Kakaobäuer*innen zu einer, sich gegenseitig unterstützenden, Kooperative zusammen. Menschen entscheiden dort gemeinsam über Projekte wie Schulbau, Gesundheitsvorsorge oder Weiterbildung. Das Geld stammt von Prämien, die Bäuer*innen als Fair-Handels-Lieferanten neben besseren Löhnen erhalten. Für den Fairen Handel bestehen internationale Kriterien. Diese umfassen gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung, keine Kinder- und Zwangsarbeit, Respekt gegenüber der Umwelt, Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie Möglichkeiten für benachteiligte Produzent*innen am Markt teil zu haben.

Esst faire Schokolade!

Unter allen fair gehandelten Produkten in Deutschland belegt Schokolade mit einem Anteil von nur 4 % einen der hinteren Plätze. Damit Schokolade nicht nur uns glücklich macht, sondern auch den Produzenten in den Anbauländern bessere Perspektiven verschafft, teile dein Glück und kaufe faire Schokolade. Denn geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

Woran erkennst du Produkte aus Fairem Handel?

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

Dosen aus recyceltem ZeitungspapierQuelle: El Puente
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Aus Alt mach Neu

Lisa, 28 years

Turnschuhe aus Plastikflaschen, Schmuck aus Zeitungspapier oder ein Sessel aus alten Stoffen. Beim Upcycling werden aus „alten“ Materialien neue Produkte geschaffen. Was bei uns als Trend gefeiert wird, ist woanders oft alltägliche Praxis: Den Dingen ein zweites Leben zu geben.

Nachhaltigkeit als Lifestyle

Upcycling: Tasche aus alten Plakaten
Upcycling: Tasche aus alten Plakaten

Der alternative Klassiker zum Fahrradkorb ist längst die alte Weinkiste und Euro-Paletten sind nicht Müll, sondern ein Statussymbol im Wohnzimmer. Nachhaltigkeit ist heute nicht mehr nur ein Wort von Umweltschutzverbänden und politischen Organisationen – es gehört für viele zum Lifestyle. Die Idee, Gebrauchtes wiederzuverwenden, ist natürlich nicht neu. Kleidung kann man auf Kleidertauschpartys weitergeben oder zu Putzlappen zerschneiden und kaputte Koffer reparieren. Im Gegensatz dazu setzen sich Upcycler*innen zum Ziel, aus alten, kaputten, gebrauchten oder vermeintlich wertlosen Gegenständen neue hochwertige Produkte zu machen. Also Abfall aufzuwerten, deswegen auch Up für „nach oben“ und Cycling für „Wiederverwertung“. Die Paradebeispiele dafür sind Papier und Glas. Zur Fairen Woche 2017 etwa hat der Weltladen an der Planie (Stuttgart) aus alten Plakaten Papiertüten gebastelt.

Auch Konzerne ziehen mit: Der Sport-Gigant Adidas hat sich die NGO „Parley for the Oceans“ an Bord geholt und produziert seit 2016 Turnschuhe und seit Kurzem auch eine Yoga-Kollektion aus recyceltem Plastik. Der schwedische Modekonzern H&M bietet Kund*innen Gutscheine im Tausch gegen alte Klamotten an. Die alten T-Shirts, Socken oder Schuhe sollen recycelt und zu neuen Kleidern verarbeitet werden.

Wie nachhaltig ist Recycling in der Mode wirklich?

Neun Kilo Kleidung landen pro Person im Jahr in der Tonne. Ließe sich dieser Kreislauf wirklich schließen, könnten wir immer weiter produzieren, konsumieren und recyclen. Aber nicht alles, was recycelt wird, ist auch wirklich nachhaltiger. Gerade bei Kleidung ist das Upcycling schwieriger. Interessante Details dazu hat die Journalistin Sophie Dezlhofer für den BR recherchiert. Der ganze Prozess frisst viel Energie, Wasser und Chemie. Dazu werden die Teile je nach Faser sortiert und dann geschreddert. Die recycelten Fasern sind allerdings kürzer als zuvor und so müssen für das neue Garn mehr als die Hälfte frische Fasern beigemischt werden. Die Qualität wird also schlechter – im ursprünglichen Sinne ist das dann eher ein Recyceln „nach unten“. Und auch das Engagement der großen Player, beispielsweise H&M, hat oft Haken: Dänische Journalist*innen fanden im Herbst heraus, dass der Modekonzern seit 2013 pro Jahr durchschnittlich zwölf Tonnen unverkäuflicher Kleidung verbrennt.

Upcycling im Globalen Süden

Kleidung, die Näher*innen in Ländern des globalen Südens, also in Ländern Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas, unter schwersten Bedingungen produziert haben. Während der Globale Süden Rohstoffe liefert, streichen die großen Unternehmen im Norden die Gewinne ein. Der Faire Handel will dem entgegentreten. Er stärkt die Position der Produzent*innen und fördert ihre Selbstorganisation. In vielen Ländern des Globalen Südens werden Materialien schon lange upgecycelt und verkauft, um sich ein Einkommen zu schaffen. El Puente, ein Importeur von Produkten des Fairen Handels, vermarktet in Deutschland solche Produkte von Handelspartner*innen: Etwa Wohnaccessoires aus altem Zeitungspapier, Wanduhren aus aussortiertem Blech, Schmuck aus recyceltem Glas oder Sessel aus alten Sari-Stoffen.

Die Fair-Handels-Kooperative MAI aus Vietnam beispielsweise stellt Dosen aus recyceltem Zeitungspapier sowie Taschen aus alten Reissäcken her:

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

Markt in MarokkoQuelle: Pedro-Orihuela-Orellana/Shutterstock.com
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Fair handeln in Marokko

Constantin, 26 years

Die erste Assoziation, die mir beim Thema Fairer Handel in den Sinn kommt, dreht sich um die klassischen Fair-Trade-Produkte aus dem Supermarkt oder in den Weltläden. Also Produkte, von denen auch die Produzenten und Arbeiter leben können, deren Herkunft mir als Konsument bekannt ist und die sogar ein „Fair Trade“-Siegel besitzen. Diese Siegel bieten einem Orientierung. Aber was ist auf Reisen, beispielweise? Vergangenes Ostern war ich in Marokko. Seit diesem Trip denke ich bei Fairem Handel auch an das faire Handeln: Verhandeln auf dem Markt.

Marokko ist ein Land, das auf den Tourismus angewiesen ist. Die sogenannten Souks, die Märkte beziehungsweise Basare der Innenstädte, sind für Touristen ein Pflichtprogramm. Auf dem Souk erhält man viele Handwerksprodukte, Stoffe, Teppiche, Lampen, Gewürze oder Lederwaren. Fast kein Tourist verlässt den Souk, ohne etwas erstanden zu haben. Doch gerade beim Kauf netter Mitbringsel gibt es einiges zu beachten.

Handeln ist Pflicht

So ist es nicht nur üblich, sondern geradezu Pflicht, um ein Produkt zu verhandeln beziehungsweise zu feilschen, was das Zeug hält. In fast jedem Reiseführer wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den angeschriebenen Preisen nie um den Endpreis handelt, sondern dass man den Verkäufer um mindestens 25 Prozent drücken kann.

Wir handeln nicht

Auch wenn es zuweilen anstrengend sein kann, sich wegen 20 Dirham, was umgerechnet circa 2 Euro entspricht, eine viertel Stunde um eine Teekanne zu streiten, hat solches Gefeilsche gerade für uns Mitteleuropäer einen gewissen Reiz. Weil das Verhandeln um kleinere Beträge bei uns sehr unüblich ist und wir nur festgesetzte Preise kennen, beschäftigt man sich als Käufer*in plötzlich viel mehr mit dem Wert eines Produktes und der Motivation es zu kaufen. Ein Prozess, der beispielsweise beim Onlineshopping meistens total verloren geht. Die Verkäufer*innen selbst arbeiten dabei mit einer großen Theatralik und versuchen, den Käufer mit einer vertrauten, persönlichen Atmosphäre zu umgeben – das alles hat seinen ganz eigenen Charme.

Was ist es mir wert?

In den meisten Fällen läuft die Verhandlung auf ein faires Geschäft hinaus. Zumindest in dem Sinn: Man geht als Käufer mit dem guten Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben und auch der Verkäufer macht dann meistens doch auch ein gutes Geschäft. Den Wert eines Produktes einzuschätzen, ist allerdings garnicht so leicht. Schließlich geht es nicht ums blinde Herunterhandeln. Als Tourist*in geht man schnell das Risiko ein, unfaire Angebote zu machen, da sich der echte Wert der Produkte schwer einschätzen lässt. Auch weil nicht transparent ist, woher die Produkte tatsächlich kommen, wer sie hergestellt hat und wer am Ende alles mitverdient. Diese Transparenz gehört zu den Grundpfeilern Fairen Handels – den mit Siegeln, wie es ihn bei uns gibt. Die Reise hat mir nochmal gezeigt, wie wichtig das ist. Dass die meisten Preise von vorne herein nicht ernst gemeint sind, habe ich spätestens gemerkt, als ich über den Preis eines Silbertabletts verwundert war, der Verkäufer*innen sofort kam und sagte:

„Sir, that‘s the price for the Americans, I make you a better price.“

Wer unter solcher Preispolitik leidet? Die Händler*innen, die Ware zu ehrlichen Preisen verkaufen wollen. Denn auch auf den Souks kommt es vor, dass Händler*innen eigentlich nicht oder kaum verhandeln möchten. Als Tourist*in wendet man sich dann entweder meistens ab oder die Verkäufer*innen müssen viel zu tiefe Preise hinnehmen, da die Alternative wäre, gar nichts zu verkaufen.

Ehrlich oder nicht?

Die wirtschaftliche Lage in Marokko ist sehr schwankend, viele Menschen sind arbeitslos oder leben am Existenzminimum. Umso unfairer und absurder ist es also, dass die Verkäufer*innen mit den viel zu hohen Preisen wesentlich mehr Profit machen, als die, die ehrliche Preispolitik betreiben. So werden Verkäufer*innen fast gezwungen, ihre Ware zu unehrlichen Konditionen zu verkaufen, nur um sich oder seine Familie versorgen zu können, oder?

Infos sind wichtig

Marokkos Souks mit ihren Gerüchen, Farben und Absurditäten sind ein Erlebnis, eine Überflutung an Reizen, beeindruckend in vielerlei Hinsicht. Und sie haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, verlässliche Informationen über Produkte zu bekommen, Unklarheiten zu hinterfragen, um dem tatsächlichen Wert näher zu kommen und so zu einer fairen Verhandlung und einem fairen Handeln beizutragen.

Woran erkennst du Produkte aus Fairem Handel?

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

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