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#unddu?

Hört in euch hinein!

Jenny, 30 Jahre

Wir haben manchmal ganz schön viele Ansprüche an uns selbst und möchten unseren Mitmenschen um jeden Preis gefallen. Um Zuspruch oder Anerkennung zu erfahren, überschreiten wir auch mal unsere eigenen Grenzen. Das ist vollkommen okay, solange sich das auch gut anfühlt. Doch wie damit umgehen, wenn andere diese Grenzen missachten?

Das Gefühl des ersten Verliebtseins, der Zeitpunkt, wenn aus dem Kinderzimmer ein Ort für Geheimnisse und erste Intimitäten wird, die Unsicherheiten, die Zweifel, die Fragen: In dieser Phase zwischen Kindheit und Erwachsensein passiert ganz schön viel. Der Körper verändert sich, Beziehungen und Zugehörigkeit nehmen einen wichtigen Stellenwert ein. Auch das Thema Sexualität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es geht darum, Neues auszuprobieren und eigene Grenzen zu entdecken. Warum das so wichtig ist? Damit wir wissen, was uns gefällt und was nicht und wir das auch anderen mitteilen können. Wie wir das herausfinden? Ganz einfach: Auf Entdeckungstour gehen.

Stark machen gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen: Das will die Kampagne #unddu? von Innocence in Danger. Sie klärt Jugendliche, Eltern und Profis umfassend über das Thema auf – und bietet Hilfe an. Mehr Infos findet ihr auf dem #unddu?-Portal.

Bleibt cool!

Versucht darauf zu achten, was eure Gefühle euch mitteilen wollen. Euch ziehen Jungs an – und Mädchen? Ihr wisst nicht so recht, was eure Vorlieben sind? Ihr seid in Flirtlaune, aber mehr geht heute nicht? Auch wenn es sich für euch garnicht so leicht anfühlt: Hört auf das, was euch gut tut. Kein anderer Mensch, kein Instagram, keine Gesellschaft mit unmöglichen Erwartungen kann wissen und nachvollziehen, was in euch vorgeht. Jeder Mensch tickt anders und hey: Es ist euer gutes Recht, euch erstmal eine ganze Weile mit euch zu beschäftigen, um herauszufinden, wer ihr seid. Also bleibt cool, falls andere schon vermeintlich weiter sind als ihr es seid. Auch ihr werdet mit der Zeit wissen, wohin für euch die Reise geht.

Grenzen in der Partnerschaft – die gibt es!

Die ersten sexuellen Fantasien und anschließende Erfahrungen sind immer mit etwas Aufregung verbunden. Was sich zuvor nur in euren Köpfen abgespielt hat, wird nun Realität – und die läuft dann doch meist etwas anders ab. Ihr habt vielleicht jemanden kennengelernt und euer erstes Date steht an oder ihr seid bereits in einer Beziehung und wollt euch nun ein wenig annähern. Spürt dabei immer zuerst in euch hinein. Ist das gerade okay? Gefällt es euch oder wird es zu viel? Auch in einer Partnerschaft gibt es Grenzen und die werden deutlich, wenn ihr gemeinsam Dinge ausprobiert. Um zu verdeutlichen, welche Situationen auf euch zukommen könnten, habe ich zwei Beispiele zusammengetragen und gebe euch auch noch ein paar Tipps mit auf den Weg.

Wenn Grenzen früh überschritten wurden

L. ist seit zwei Monaten mit A. zusammen. Bereits bei ihrem zweiten Treffen kam es zu Oral- und Geschlechtsverkehr, obwohl L. sich gerne Zeit genommen hätte. A. ist drei Jahre älter als sie, gibt den Ton im Bett und in der Beziehung an. L. spürt, dass sie sich manchmal verloren und traurig fühlt, weiß aber nicht, ob sie etwas ändern soll oder kann, und wenn ja, was. Denn bereits in ihrer Kindheit haben sich die Eltern über ihre Bedürfnisse hinweggesetzt und waren kaum für sie da. Manchmal musste die junge L. bis spät in die Nacht im Restaurant aushelfen. Sie hat nie kennengelernt, dass ihre Bedürfnisse ebenso zählen wie die des Gegenübers. Außerdem hat sie wahnsinnig Angst, A. zu verlieren, wenn sie ihm nicht genügt. In ihrer Beziehung nimmt sie an, es sei normal, dass er sich so verhält – machen ja anscheinend alle so – und sie sich unterordnen muss.

Wie könnt ihr damit umgehen?

  • Probiert, euren Gefühlen Ausdruck zu geben. Möglicherweise weiß euer/ eure Partner*in nicht, was euch belastet und dass ihr keine guten Erfahrungen gemacht habt.
  • Seid nicht enttäuscht von euch. Was in eurer Vergangenheit passierte, ist nicht leicht, aber Schuld daran seid nicht ihr!
  • Es ist wichtig, dass ihr euch bewusst macht, dass Liebe nicht erst dann entsteht, wenn ihr die Bedingungen des anderen erfüllt. Schenkt euch der/die Partner*in nur dann Beachtung, wenn ihr miteinander schlaft und ihr habt Angst, verlassen zu werden, dann ganz ehrlich: Das müsst ihr euch nicht gefallen lassen. Liebe findet niemals unter Zwang oder auf Krampf statt!

 

Man kann nicht nicht kommunizieren – vor allem im Bett nicht

C. und S. sind frisch verliebt und beide unerfahren, was Sexualität anbelangt. Nachdem die ersten Annäherungsversuche und schließlich der erste Sex stattgefunden haben, möchte C. ausprobieren, wie spontan S. ist. C. ist der typische Ablauf zu langweilig und er mag immer neue Stellungen und Orte ausprobieren. S. fühlt sich unwohl und in die Enge getrieben von C. Die beiden merken, dass dem jeweils anderen etwas fehlt bzw. spürt C., dass S. sich immer mehr zurückzieht und dem Sex versucht auszuweichen. Keiner von beiden weiß, was im Kopf des anderen los ist und keiner traut sich, den anderen zu fragen. Die Intimität nimmt ab, das Vertrauen schwindet. Schließlich gehen beide getrennte Wege – und fragen sich, wie es zu dieser Situation kommen konnte.

Einer der wichtigsten Tipps für Euch:

  • Kommuniziert! Ohne Kommunikation funktioniert keine Freundschaft, keine Beziehung, kein Zusammenleben.
  • Warum kommunizieren? Euer Gegenüber kann nicht eure Gedanken lesen und bei zwei Menschen ist es nur natürlich, dass unterschiedliche Vorlieben existieren. Wenn ihr darüber redet, was euch gefällt, kann der*die Partner*in darauf eingehen und vielleicht findet ihr auch Gemeinsamkeiten. Und übrigens: Das gilt nicht nur für Partnerschaften – sondern auch beim allgemeinen Balzgeschehen im Club, auf dem Schulhof oder sonst wo!
  • Was, wenn’s nicht so einfach geht? Gerade zu Beginn einer Beziehung ist es oft nicht leicht, klar benennen zu können, was man möchte und was nicht. Eurem*eurer Partner*in wird es aber bestimmt ähnlich gehen! Ihr müsst euch außerdem nicht verstecken, nur weil ihr für euch einsteht. Wenn ihr die*den Richtige*n gefunden habt, dann wird er*sie sich bestimmt sogar freuen, dass ihr euch anvertrauen könnt und dies als gute Basis für eine Beziehung ansehen.

Liebt euch – mit all euren Grenzen

„Glück heißt, seine Grenzen kennen und sie lieben.“ (Romain Rolland)

Eure Grenzen zu lieben, bedeutet nicht weniger als euch zu lieben. Ihr seid alle individuelle Persönlichkeiten mit einem ganz wundervollen Charakter. Und da spielt es keine Rolle, ob ihr eher schüchtern oder leidenschaftlich seid. Euer Körper, eure Entscheidung – und das muss akzeptiert und ebenso respektiert werden. Es zählt, was ihr möchtet und nicht, ob der bzw. die andere gerade Bock hat, mit euch zu schlafen oder euch zu befummeln. Wenn ihr das erkennt, habt ihr einen verdammt wichtigen Schritt in Richtung eures eigentlichen Selbst gemacht. Also seid stolz auf euch, auch wenn das manchmal ein „Nein“ bedeutet. Das macht euch nicht weniger liebenswert, sondern zeigt euren Mitmenschen lediglich, dass sie wertschätzend mit euch umgehen sollen.

Macht Erfahrungen. Fallt hin und steht wieder auf. Seid neugierig auf die Welt und probiert euch aus, immer so viel, wie für euch in Ordnung geht. Das Leben lädt euch ein – und ihr dürft einfach „ihr“ sein. Wie cool ist das bitte!

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