"Das gibt mir nix"
Wie fühlt es sich an, zigtausende Follower zu haben? Youtuber „FloVloggt“ hat Milena auch verraten, wozu er garantiert nie etwas sagen wird.
Du hast über 145.000 Abonnenten auf Youtube – bist du heute schon auf der Straße angequatscht worden?
Heute war ich noch gar nicht auf der Straße, deswegen noch nicht, nee. Es wirkt vielleicht erstmal durch die vielen Abonnenten so, als würden mich viele erkennen, aber da sind ja auch viele dabei, die vielleicht nur einmal ein Video von mir geguckt haben. Die laufen auf der Straße natürlich an mir vorbei. Andererseits, wenn ich mit Freunden in die Dortmunder Innenstadt gehe, werde ich schon auch erkannt.
Wie viel Zeit verbringst du eigentlich damit, auf Kommentare und Mails von Fans zu antworten?
24 Stunden am Tag. Ich bin eigentlich immer auf Twitter, weil es schnell und interaktiv ist. Das heißt, ich schreibe irgendwas und die Leute stellen ihre Fragen dazu und geben ihre Kommentare dazu ab. Facebook mag ich nicht so sehr. Da bekomme ich meistens nur Nachrichten wie „Hallo, wie geht’s dir?“ und darauf antworte ich nicht mehr, weil es zu lang dauert und nichts bringt.
Und bei Youtube selbst?
Unter meinen Videos antworte ich schon, aber nur anfangs, die ersten ein, zwei Tage nach Veröffentlichung. Danach geht das zeitlich nicht mehr, dafür gibt es mittlerweile viel zu viele Videos von mir online.
Was schreiben dir deine Fans so?
Das hängt von meinen Videos ab. Ich habe ein Video über Flüchtlinge gemacht, danach kamen sehr viele konstruktive Kommentare, die man auf Youtube gar nicht erwarten würde. Manche Leute beleuchten neue Standpunkte, die mir selbst noch gar nicht aufgefallen sind. Manchmal verstehen Leute aber auch etwas im Video falsch, Ironie kommt nicht immer rüber. Dann gibt es immer User, die mein Aussehen kommentieren. Oder diejenigen, die schreiben: „Erster!“ Ich glaube, bis zu „Vierter!“ ist es gesellschaftlich akzeptiert, zu schreiben, der wievielte man ist. (lacht)
Wie sehr nimmst du dir das, was du an Feedback bekommst, zu Herzen?
Manchmal kommt Kritik, die echt berechtigt ist. Etwa, weil die Kamera wackelt oder etwas falsch geschnitten ist. Dann versuche ich das beim nächsten Mal besser zu machen. Ansonsten erkläre ich, warum ich etwas auf eine bestimmte Art gemacht habe. Ganz oft kommt dann auch zurück: „Ach so, so hab ich das noch gar nicht gesehen.“ Sehr, sehr beleidigende Kommentare lösche ich auch schon mal, das muss man sich nicht gefallen lassen.
Und andersherum? Was ist das schönste Kompliment, das dir ein Fan je gemacht hat?
Das größte Kompliment ist, wenn meine Arbeit Wirkung zeigt. Wenn jemand etwas, das ich gesagt habe, in einem eigenen Video aufgreift. Oder vielleicht einen längeren Text über ein Thema verfasst, das ich angestoßen habe. Nach dem Video über Flüchtlinge haben mir viele geschrieben, dass sie sich jetzt auch mehr damit beschäftigen wollen. Das hat mich gefreut.
Welche merkwürdigen Nachrichten hast du denn schon bekommen?
Es gab mal einen Typen, der wollte mir unbedingt meine Schuhe abkaufen und hat mir deshalb über Monate geschrieben. Und das waren keine neuen Schuhe, sondern welche, die mich über Jahre und auf vielen Reisen begleitet haben – echt abgeranzt. Ich meinte anfangs noch: „Ja, haha, die kannst du für 500 Euro haben“ und er wollte mir tatsächlich Geld dafür geben. Da habe ich den Kontakt schnell abgebrochen.
Hast du Stalker?
Nein, glücklicherweise nicht. Hoffentlich nicht … (lacht)
Wie oft triffst du deine Fans persönlich?
Ich war eigentlich immer auf den „Videodays“ in Köln, das größte Youtuber-Treffen in Europa, wo regelmäßig 15.000 Leute hinkommen. Dieses Jahr habe ich mich zum ersten Mal dagegen entschieden, hinzugehen. Es gibt mir nichts, mich anhimmeln zu lassen. Wenn man einen Bodyguard braucht oder die Leute eine Schlange bilden müssen, um ein Foto mit mir zu bekommen. Das bin ich nicht. Wenn es nur so 50 Leute sind, ist das hingegen okay. Als ich bei einer Tour in Dresden war, habe ich spontan über Twitter zu einem Treffen vor der Oper aufgerufen und das war ganz angenehm, weil man sich dann mit jedem kurz unterhalten konnte. Ich finde es auch okay, wenn jemand auf der Straße auf mich zukommt und sagt „Ich finde cool, was du machst“ und man dann ein Foto macht. Heimlich fotografiert zu werden, ist dagegen echt unangenehm. Denn man bekommt es immer mit.
Wie gehst du mit Hatern um?
Das ist schon immer der merkwürdige Punkt meiner Internetpräsenz gewesen: Ich hatte noch nie einen Hater oder mehrere, die etwas Schlechtes geschrieben haben. Und ich sage das nicht, um als cooler Typ dazustehen.
Man erfährt in deinen Videos so einiges von dir und über dich. Aber was ist und bleibt privat?
Familie! Familie bleibt für mich für immer privat. Meine Beziehungen möchte ich auch aus dem Internet raushalten. Wenn es dann doch mal in die Brüche geht, bekommt die Person auf der anderen Seite am Ende von tausend Leuten etwas Schlechtes zu hören. Die Leute müssen nicht wissen, mit wem ich rumhänge, um meine Arbeit schätzen zu können.
Zuletzt würde ich gerne noch wissen, von welchen Youtubern du selbst Fan bist und warum?
Also, Fan bin ich gar nicht. Seit ich selbst schon in der Rolle war, von Leuten umringt zu sein, Fotos und Autogramme geben zu müssen, habe ich aufgehört, Fan von irgendwas zu sein. Fan sein heißt für mich, dass man jemanden vergöttert, ohne darüber nachzudenken, welche negativen Seiten diese Person auch hat. Es gibt aber Leute, die mich inspirieren. So könnte man das sagen. Momentan ist das Fynn Kliemann, ein deutscher Youtuber, der ein Heimwerker ist und das wahnsinnig gut macht.
Über Flo:
Flo, 22, ist fast schon ein alter Hase bei Youtube. Seit 2009 lädt er Videos dort hoch, seit August 2010 hat er seinen eigenen Kanal „FloVloggt“, wo er über sich und die Welt redet – inzwischen heißt der Kanal schlicht nur noch „Flo“. Mails beantwortet er schneller, als ihr gucken könnt. Im wahren Leben studiert er Kulturwissenschaften, Journalistik und Politikwissenschaften in Dortmund.
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