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#MASTERPLAN

Gesünder durch Achtsamkeit?

Leonie, 24 Jahre

#grüblerin #antipastiliebhaberin #naturverbunden

Atme tief ein, spüre, wie die Luft an den Nasenlöchern eintritt und sich langsam deine Bauchdecke hebt. Halte den Atem kurz an und genieße den Moment vollkommener Stille, um kurz darauf wieder mühelos auszuatmen.  

Mit Hilfe dieser kleinen Übung können Körper und Geist innerhalb weniger Minuten zur Ruhe kommen und Stressgefühle reduziert werden. Dies ist eine von unzähligen Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren. Doch was genau steckt eigentlich hinter diesem geheimnisvollen Begriff, der heutzutage in aller Munde ist und doch so ungreifbar erscheint?

 

Auf den Spuren des Buddha…

Achtsamkeit ist eine der zentralen Lehren des Buddhismus und taucht ab dem 19. Jahrhundert als Übersetzung des palischen Wortes (alt-indische Sprache) sati auf. Es beschreibt den Zustand, sich des gegenwärtigen Moments mit allen Sinnen bewusst zu sein, ohne einzugreifen (Schmidt, 2014). Im buddhistischen Kontext zählt die Achtsamkeitspraxis in Form von Meditationen und ethischen Verhaltensnormen zum festen Bestandteil eines umfassenden spirituellen Weges.

 

…zum Gesundheitstrend der heutigen Zeit

Jede*r kennt das Gefühl eines unruhigen Geistes: Man grübelt über Ereignisse in der Vergangenheit (die hitzige Diskussion im Seminar, der sorgenfreie Urlaub vor der Pandemie oder wann man sich zuletzt bei seinen Großeltern gemeldet hat) oder sorgt sich über Zukünftiges (der Ausgang der nächsten Klausurenphase, die Termine, die noch anstehen oder wie viel Geld man diesen Monat noch ausgeben darf).

Quelle: Pexels/Cristian Rojas

Diese ständigen Gedankenreisen, die fast 50 Prozent unserer Zeit füllen (Linz et al., 2021), versperren oftmals die Sicht auf das Wesentliche, das, was jetzt im Augenblick geschieht. Kinder leben meist ganz selbstverständlich im „Jetzt“. Für Erwachsene ist das in unserer digitalisierten und hektischen Gesellschaft oftmals ein fremder Zustand geworden. Durch bewusste Achtsamkeitsübungen kann dieser Zustand jedoch wieder erfahrbar werden.

 

Achtsamkeitsübungen heute sogar von Krankenkassen anerkannt

Das westliche Verständnis der Meditationspraktiken und bestimmte Grundhaltungen fernöstlicher Lehren formte sich unter anderem durch die Entwicklung der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR = mindfulness-based stress reduction) nach Jon Kabat-Zinn im Jahre 1979 (Kabat-Zinn, 2001).

Das MBSR ist ein komplementär-medizinisches Programm, d.h. es ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung, kann aber ergänzend eingesetzt werden. Allerdings zeigen empirische Untersuchungen, dass MBSR zur Behandlung einer Vielzahl von unterschiedlichen körperlichen und psychischen Störungen erfolgreich eingesetzt werden kann (Ruiz-Fernández et al., 2019). Die MBSR erfolgt als 8-wöchiger Kurs, der unterschiedliche Formen der Achtsamkeitsmeditation sowie Yoga beinhaltet. Als Präventionsmaßnahme wird MBSR heute von vielen Krankenkassen bezuschusst. Es scheint also ein Umdenken im Gesundheitsbereich stattzufinden: Psyche und Körper werden bei einer Behandlung zunehmend ganzheitlich  Quelle: Pexels/ Elly Fairytalebetrachtet, was den Einbezug achtsamkeitsbasierter Praktiken in der gesundheitlichen Aufklärung fördert (Heidenreich, 2006).

Die Zahl wissenschaftlicher Arbeiten zum Thema „Achtsamkeit“ entwickelte sich über die letzten Jahrzehnte rasant: Vergleichend zum Jahr 2007, in dem gerade mal 69 Artikel mit dem Titel „mindfulness“ veröffentlicht wurden, fanden sich 2017 bereits 692 Arbeiten mit diesem Themenfokus (Kabat-Zinn, 2019, S.13). Darunter gibt es mittlerweile zahlreiche empirische Befunde, welche die positiven Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen bestätigen. Achtsamkeitsbasierte Therapien wurden dabei beispielsweise erfolgreich zur Behandlung bei Ängsten und Depression angewandt (Hofmann et al., 2010).

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Wie werde ich achtsam? 

Achtsamkeit beginnt bei den kleinen Augenblicken des Alltags. Es ist nicht mehr und nicht weniger notwendig als die Besinnung auf das, was im Moment erlebt wird – und zwar mit allen Sinnen.

Quelle: Pexels /Gary Barnes

Beim nächsten Abwasch beispielsweise kannst du mal darauf achten, ob du den Schaum knistern hörst oder andere Geräusche wahrnimmst, wie sich deine Hände anfühlen, welche Gerüche dir in die Nase steigen oder ob du vielleicht die Farben des Regenbogens im Spülbecken entdeckst.

Natürlich können auch konkrete Achtsamkeitsübungen, wie eine Meditation, praktiziert werden. Integriert man diese beispielsweise genauso selbstverständlich in den Alltag wie das Zähneputzen, können sich bereits nach ein paar Wochen positive Effekte auf Psyche und Körper einstellen (Schmidt, 2014).

Meditation nach Jon Kabat-Zinn

„Meditation ist aktives Nicht-Tun. […] Die Meditation ist eine Art von Beschäftigung, wenn nicht gar die einzige, bei der es nicht darum geht, etwas zu erreichen oder irgendwohin zu gelangen, sondern darum, vollkommen da zu sein. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Da-Sein.“ (Kabat-Zinn, 2001, S. 51 ff.)

Nach dem Lesen dieses Beitrags sollte klar sein, dass diese Zeilen kein umfassendes Verständnis von Achtsamkeit vermitteln. Nur durch eigene Erfahrungen in einem Prozess persönlicher Transformation kann Achtsamkeit gesehen, gehört, gespürt und greifbar werden – in den unterschiedlichsten Facetten. Die Titelfrage lässt sich dementsprechend nur individuell beantworten, wenn auch die Studienergebnisse und Erfahrungen im Gesundheitswesen in der regelmäßigen Praxis mit Achtsamkeit vielversprechende Wirkungen für den Menschen und die Gesellschaft als Ganzes in Aussicht stellen.

Das Verfassen dieses Beitrags wurde für mich zu einer persönlichen Herausforderung. Es offenbarte mir den Konflikt, der sich ergibt, sobald ein lediglich erfahrbares Thema wie das der Achtsamkeit mit einem gewissen Informationsanspruch erklärt werden möchte. Das Tolle an diesem Blogbeitrag ist, dass er keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sollte eure Neugierde an den Vorteilen eines achtsamen Lebens geweckt worden sein, könnt ihr euch beispielsweise mit den hier verwendeten Quellen weiter auseinandersetzen.

 

Du möchtest Achtsamkeit jetzt direkt üben?

…Dann probier doch mal die Bodyscan-Methode aus! Im Folgenden findet ihr eine Anleitung dazu.

Quelle: Pexels/Karolina Grabowska

Hinweis: die Übung lässt sich leichter mit einem Partner/einer Partnerin durchführen. Er/Sie sollte sich die Anleitung vor Beginn der Übung durchlesen, damit Pausen beim Lesen und das Tempo richtig eingehalten werden können. Wenn ihr die Anleitung vorgelesen bekommt, könnt ihr euch ganz auf die Bodyscan-Meditation einlassen.

  1. Leg dich bequem auf deinen Rücken. Dabei ist egal, ob auf dem Boden, dem Teppich oder dem Bett. Hauptsache, du bist ungestört. Schließe deine Augen.
  2. Nimm dir ein paar Augenblicke Zeit, und spüre die Bewegungen deiner Atmung. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Empfindungen in deinem Körper. Wo spürst du Berührungen und Druck? An welchen Stellen liegt dein Körper auf dem Boden auf? Lass dich mit jedem Ausatmen etwas tiefer in den Boden sinken.
  3. Erinnere dich daran, worum es bei dieser Aufgabe geht. Es geht einzig und allein darum, verschiedenen Körperteilen deine Aufmerksamkeit zu schenken und dabei aufkommende Gefühle wahrzunehmen. Es muss sonst nichts passieren.
  4. Lenke nun deine Aufmerksamkeit auf deine körperlichen Empfindungen im unteren Bauchraum. Spüre mit jedem Ein- und Ausatmen, wie sich deine Bauchdecke anfühlt. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, dem nachzuspüren, während du weiter ein- und ausatmest.
  5. Nachdem du deinen Bauchraum erspürt hast, lass deine Aufmerksamkeit jetzt dein linkes Bein hinunterwandern, bis zu deinem linken Fuß und den Zehen. Schenke jedem Zeh abwechselnd deine Aufmerksamkeit, und erforsche deine Empfindungen. Vielleicht spürst du den Kontakt zwischen den Zehen, aufkommende Wärme, ein Kitzeln oder gar nichts Besonderes.
  6. Löse mit dem Ausatmen die Aufmerksamkeit von den Zehen und lass sie in deinen gesamten linken Fuß wandern. Erforsche deine Empfindungen im Fußbereich. Im Hintergrund bist du dir deines Atems bewusst.
  7. Lasse den linken Fuß jetzt mit einem tiefen Ein- und Ausatmen los. Deine Aufmerksamkeit wandert jetzt Stück für Stück nach oben. Zuerst in die Wade, dann ins Schienbein, ins Knie, immer nacheinander.
  8. Mit behutsamer und sanfter Aufmerksamkeit erspüre nun auch deine anderen Körperteile. Unten angefangen von den rechten Zehen, zum rechten Fuß, das Bein entlang nach oben, zur Hüftgegend, zum Rücken, zur Bauchgegend. Nimm dir Zeit, und erforsche, was du wahrnimmst. Weiter geht es zur Brust, in die Finger hinein, über die Hände, die Arme entlang, zu den Schultern. Weiter hoch in den Nacken, bis zum Kopf, und schließlich zum Gesicht.
  9. Wenn du Anspannung in einem Bereich spürst, atme in sie hinein, und habe mit dem Ausatmen das Gefühl, sie zu lösen.
  10. Wenn du ab und zu von deinem Körper und deinem Atem abschweifst, ist das normal und in Ordnung. Beobachte, wohin der Geist abgeschweift ist, und lenke deine Aufmerksamkeit dann wieder behutsam auf das jeweilige Körperteil.
  11. Am Ende nimm deinen Körper als Ganzes wahr. Der Atem fließt frei hinein und hinaus.
  12. Die Übung kann auch im Sitzen oder mit offenen Augen durchgeführt werden.

(In Anlehnung an Margraf, J. & Schneider, S. (Hrsg). (2009))

  • Heidenreich, T. & Michalak, J. (Hrsg.). (2006). Sonderheft »Achtsamkeit und Akzeptanz«. Psychotherapie im Dialog, 3.
  • Hofmann, S. G., Sawyer, A. T., Witt, A. A., & Oh, D. (2010). The effect of mindfulness-based therapy on anxiety and depression: A meta-analytic review. Journal of consulting and clinical psychology78(2), 169–183. https://doi.org/10.1037/a0018555
  • Kabat-Zinn, J. (2001). Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. München: Barth.
  • Linz, R., Pauly, R., Smallwood, J. et al.Mind-wandering content differentially translates from lab to daily life and relates to subjective stress experience. Psychological Research 85, 649–659 (2021). https://doi.org/10.1007/s00426-019-01275-2
  • Margraf, J. & Schneider, S. (Hrsg). (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen. Heidelberg: Springer.
  • Ruiz‐Fernández, M. D., Ortíz‐Amo, R., Ortega‐Galán, Á. M., Ibáñez‐Masero, O., Rodríguez‐Salva-dor, M. del M., & Ramos‐Pichardo, J. D. (2019). Mindfulness therapies on health professionals. International Journal of Mental Health Nursing, inm.12652. https://doi.org/10.1111/inm.12652

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