Esst faire SchokoladeQuelle: Inkota
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Esst faire Schokolade!

Dunja, 28 Jahre

Frau isst SchokoladeQuelle: JANIFEST/istockphoto.comUnser Körper benötigt Aminosäuren, um Botenstoffe herzustellen. Tryptophan ist eine der Aminosäuren, die in Kakaopulver zu großen Anteilen enthalten ist. Mit ihr kann der Körper den „Glücksbotenstoff“ Serotonin herstellen, der uns vor Depressionen und Angstzuständen bewahrt. Ein*e Deutsche*r verdrückt durchschnittlich ganze 11,7 Kilogramm Schokolade im Jahr – umgerechnet in verkaufsübliche 100g-Tafeln ergibt das stolze 117 Stück. Wie viele von deinen Glücksgefühlen verdankst du der Schokolade?

Woher kommt die Schokolade?

Bis zur fertigen Schokolade ist es ein weiter Weg. Dieser beginnt in den Ländern rund um den Äquator, denn der Kakaobaum benötigt tropisches Klima, um gut zu gedeihen. Mittlerweile wachsen 70 % des weltweit angebauten Kakaos in Westafrika, wobei die Elfenbeinküste und Ghana als Hauptanbauländer gelten. Ursprünglich stammt der Kakaobaum aus Mittel- und Südamerika, wo heute nur noch 15 % des weltweiten Kakaos wachsen.

Von der Bohne bis zur Tafel

Kleinproduzent*innen und deren Arbeiter*innen bilden den Anfang der Lieferkette. Mit Macheten ernten sie die Kakaoschoten, aus deren Fruchtfleisch rund 20-30 Kakaobohnen ans Tageslicht gelangen. Die Bohnen werden fermentiert, gewaschen, getrocknet und danach in Säcke verpackt. Obwohl diese Schritte sehr arbeitsintensiv sind, erhalten Kakaobauern nur 6,6 % des Geldes, das Konsumenten für eine Tafel Schokolade bezahlen. Die fertig verpackten Kakaobohnen werden über Zwischenhändler an Exporteure verkauft und durch diese an Kakaoverarbeitungsunternehmen in den globalen Norden geliefert. Dort verarbeiten Unternehmen die Bohnen zu Kakaomasse, aus der neben Schokolade auch Kakaobutter und –pulver hergestellt werden. Bei den Schokoladenherstellern entsteht das fertige Produkt, was danach in den Einzelhandel gelangt. Schokoladenhersteller erhalten 35,2 % des Verkaufspreises, der Einzelhandel sogar 44,2 %, muss davon allerdings noch 7 % Mehrwertsteuer bezahlen.

Probleme in den Anbauländern

Aus der prozentualen Verteilung des Erlöses einer Schokoladentafel lässt sich ohne viel Aufwand feststellen, dass Kleinproduzent*innen und besonders ihre Arbeiter*innen ein schlechtes Geschäft machen. Geringe Löhne führen zu Armut, die es für viele Familien erforderlich macht, ihre Kinder auf den Plantagen arbeiten zu lassen, um die Familie zu versorgen. Auch die Anzahl an Kindersklaven, die meist aus Nachbarländern als billige Arbeitskräfte auf die Plantagen verschleppt werden, ist hoch. Oftmals ist es den Kindern nicht möglich, eine Schule zu besuchen. Die meisten Menschen arbeiten auf den Kakaoplantagen ohne Schutzkleidung, Krankenversicherung, Arbeitsvertrag, ausreichend Lohn…

Was hat Kakao mit Klimawandel zu tun?

Da sich viele Menschen erhoffen, durch eine höhere Produktion mehr zu verdienen, weiten sie ihre Plantagen aus. Die dort natürlicherweise wachsenden, zu großen Teilen geschützten, Regenwälder weichen Kakaoplantagen. Allein in der Elfenbeinküste ist die Regenwaldfläche – unter anderem für den Kakaoanbau – von 1960 mit 16 Millionen Hektar auf weniger als 2 Millionen Hektar im Jahr 2010 zurückgegangen. Die gerodete Fläche entspricht der doppelten Fläche Bayerns.
Durch Brandrodung und fehlende Bäume zur CO2 Bindung trägt die Ausweitung von Plantagen zur Erderwärmung bei. Forscher prognostizieren für die Elfenbeinküste und Ghana bis 2050 eine Klimaerwärmung von bis zu zwei Grad. Große Teile dieser Länder sind dann aufgrund von Trockenheit nicht mehr als Kakaoplantage nutzbar.

Mach mit: Kampagnen zum Thema „Faire Schokolade“

Geht’s auch anders?

Akteure im Fairen Handel haben es sich zur Aufgabe gemacht, Produkte so herzustellen, dass auch die Menschen am Anfang der Lieferkette von deren Tätigkeit leben können. Dazu schließen sich mehrere Kakaobäuer*innen zu einer, sich gegenseitig unterstützenden, Kooperative zusammen. Menschen entscheiden dort gemeinsam über Projekte wie Schulbau, Gesundheitsvorsorge oder Weiterbildung. Das Geld stammt von Prämien, die Bäuer*innen als Fair-Handels-Lieferanten neben besseren Löhnen erhalten. Für den Fairen Handel bestehen internationale Kriterien. Diese umfassen gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung, keine Kinder- und Zwangsarbeit, Respekt gegenüber der Umwelt, Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie Möglichkeiten für benachteiligte Produzent*innen am Markt teil zu haben.

Esst faire Schokolade!

Unter allen fair gehandelten Produkten in Deutschland belegt Schokolade mit einem Anteil von nur 4 % einen der hinteren Plätze. Damit Schokolade nicht nur uns glücklich macht, sondern auch den Produzenten in den Anbauländern bessere Perspektiven verschafft, teile dein Glück und kaufe faire Schokolade. Denn geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

Woran erkennst du Produkte aus Fairem Handel?

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

Dosen aus recyceltem ZeitungspapierQuelle: El Puente
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Aus Alt mach Neu

Lisa, 27 Jahre

Turnschuhe aus Plastikflaschen, Schmuck aus Zeitungspapier oder ein Sessel aus alten Stoffen. Beim Upcycling werden aus „alten“ Materialien neue Produkte geschaffen. Was bei uns als Trend gefeiert wird, ist woanders oft alltägliche Praxis: Den Dingen ein zweites Leben zu geben.

Nachhaltigkeit als Lifestyle

Upcycling: Tasche aus alten Plakaten
Upcycling: Tasche aus alten Plakaten

Der alternative Klassiker zum Fahrradkorb ist längst die alte Weinkiste und Euro-Paletten sind nicht Müll, sondern ein Statussymbol im Wohnzimmer. Nachhaltigkeit ist heute nicht mehr nur ein Wort von Umweltschutzverbänden und politischen Organisationen – es gehört für viele zum Lifestyle. Die Idee, Gebrauchtes wiederzuverwenden, ist natürlich nicht neu. Kleidung kann man auf Kleidertauschpartys weitergeben oder zu Putzlappen zerschneiden und kaputte Koffer reparieren. Im Gegensatz dazu setzen sich Upcycler*innen zum Ziel, aus alten, kaputten, gebrauchten oder vermeintlich wertlosen Gegenständen neue hochwertige Produkte zu machen. Also Abfall aufzuwerten, deswegen auch Up für „nach oben“ und Cycling für „Wiederverwertung“. Die Paradebeispiele dafür sind Papier und Glas. Zur Fairen Woche 2017 etwa hat der Weltladen an der Planie (Stuttgart) aus alten Plakaten Papiertüten gebastelt.

Auch Konzerne ziehen mit: Der Sport-Gigant Adidas hat sich die NGO „Parley for the Oceans“ an Bord geholt und produziert seit 2016 Turnschuhe und seit Kurzem auch eine Yoga-Kollektion aus recyceltem Plastik. Der schwedische Modekonzern H&M bietet Kund*innen Gutscheine im Tausch gegen alte Klamotten an. Die alten T-Shirts, Socken oder Schuhe sollen recycelt und zu neuen Kleidern verarbeitet werden.

Wie nachhaltig ist Recycling in der Mode wirklich?

Neun Kilo Kleidung landen pro Person im Jahr in der Tonne. Ließe sich dieser Kreislauf wirklich schließen, könnten wir immer weiter produzieren, konsumieren und recyclen. Aber nicht alles, was recycelt wird, ist auch wirklich nachhaltiger. Gerade bei Kleidung ist das Upcycling schwieriger. Interessante Details dazu hat die Journalistin Sophie Dezlhofer für den BR recherchiert. Der ganze Prozess frisst viel Energie, Wasser und Chemie. Dazu werden die Teile je nach Faser sortiert und dann geschreddert. Die recycelten Fasern sind allerdings kürzer als zuvor und so müssen für das neue Garn mehr als die Hälfte frische Fasern beigemischt werden. Die Qualität wird also schlechter – im ursprünglichen Sinne ist das dann eher ein Recyceln „nach unten“. Und auch das Engagement der großen Player, beispielsweise H&M, hat oft Haken: Dänische Journalist*innen fanden im Herbst heraus, dass der Modekonzern seit 2013 pro Jahr durchschnittlich zwölf Tonnen unverkäuflicher Kleidung verbrennt.

Upcycling im Globalen Süden

Kleidung, die Näher*innen in Ländern des globalen Südens, also in Ländern Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas, unter schwersten Bedingungen produziert haben. Während der Globale Süden Rohstoffe liefert, streichen die großen Unternehmen im Norden die Gewinne ein. Der Faire Handel will dem entgegentreten. Er stärkt die Position der Produzent*innen und fördert ihre Selbstorganisation. In vielen Ländern des Globalen Südens werden Materialien schon lange upgecycelt und verkauft, um sich ein Einkommen zu schaffen. El Puente, ein Importeur von Produkten des Fairen Handels, vermarktet in Deutschland solche Produkte von Handelspartner*innen: Etwa Wohnaccessoires aus altem Zeitungspapier, Wanduhren aus aussortiertem Blech, Schmuck aus recyceltem Glas oder Sessel aus alten Sari-Stoffen.

Die Fair-Handels-Kooperative MAI aus Vietnam beispielsweise stellt Dosen aus recyceltem Zeitungspapier sowie Taschen aus alten Reissäcken her:

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Markt in MarokkoQuelle: Pedro-Orihuela-Orellana/Shutterstock.com
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Fair handeln in Marokko

Constantin, 25 Jahre

Die erste Assoziation, die mir beim Thema Fairer Handel in den Sinn kommt, dreht sich um die klassischen Fair-Trade-Produkte aus dem Supermarkt oder in den Weltläden. Also Produkte, von denen auch die Produzenten und Arbeiter leben können, deren Herkunft mir als Konsument bekannt ist und die sogar ein „Fair Trade“-Siegel besitzen. Diese Siegel bieten einem Orientierung. Aber was ist auf Reisen, beispielweise? Vergangenes Ostern war ich in Marokko. Seit diesem Trip denke ich bei Fairem Handel auch an das faire Handeln: Verhandeln auf dem Markt.

Marokko ist ein Land, das auf den Tourismus angewiesen ist. Die sogenannten Souks, die Märkte beziehungsweise Basare der Innenstädte, sind für Touristen ein Pflichtprogramm. Auf dem Souk erhält man viele Handwerksprodukte, Stoffe, Teppiche, Lampen, Gewürze oder Lederwaren. Fast kein Tourist verlässt den Souk, ohne etwas erstanden zu haben. Doch gerade beim Kauf netter Mitbringsel gibt es einiges zu beachten.

Handeln ist Pflicht

So ist es nicht nur üblich, sondern geradezu Pflicht, um ein Produkt zu verhandeln beziehungsweise zu feilschen, was das Zeug hält. In fast jedem Reiseführer wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den angeschriebenen Preisen nie um den Endpreis handelt, sondern dass man den Verkäufer um mindestens 25 Prozent drücken kann.

Wir handeln nicht

Auch wenn es zuweilen anstrengend sein kann, sich wegen 20 Dirham, was umgerechnet circa 2 Euro entspricht, eine viertel Stunde um eine Teekanne zu streiten, hat solches Gefeilsche gerade für uns Mitteleuropäer einen gewissen Reiz. Weil das Verhandeln um kleinere Beträge bei uns sehr unüblich ist und wir nur festgesetzte Preise kennen, beschäftigt man sich als Käufer*in plötzlich viel mehr mit dem Wert eines Produktes und der Motivation es zu kaufen. Ein Prozess, der beispielsweise beim Onlineshopping meistens total verloren geht. Die Verkäufer*innen selbst arbeiten dabei mit einer großen Theatralik und versuchen, den Käufer mit einer vertrauten, persönlichen Atmosphäre zu umgeben – das alles hat seinen ganz eigenen Charme.

Was ist es mir wert?

In den meisten Fällen läuft die Verhandlung auf ein faires Geschäft hinaus. Zumindest in dem Sinn: Man geht als Käufer mit dem guten Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben und auch der Verkäufer macht dann meistens doch auch ein gutes Geschäft. Den Wert eines Produktes einzuschätzen, ist allerdings garnicht so leicht. Schließlich geht es nicht ums blinde Herunterhandeln. Als Tourist*in geht man schnell das Risiko ein, unfaire Angebote zu machen, da sich der echte Wert der Produkte schwer einschätzen lässt. Auch weil nicht transparent ist, woher die Produkte tatsächlich kommen, wer sie hergestellt hat und wer am Ende alles mitverdient. Diese Transparenz gehört zu den Grundpfeilern Fairen Handels – den mit Siegeln, wie es ihn bei uns gibt. Die Reise hat mir nochmal gezeigt, wie wichtig das ist. Dass die meisten Preise von vorne herein nicht ernst gemeint sind, habe ich spätestens gemerkt, als ich über den Preis eines Silbertabletts verwundert war, der Verkäufer*innen sofort kam und sagte:

„Sir, that‘s the price for the Americans, I make you a better price.“

Wer unter solcher Preispolitik leidet? Die Händler*innen, die Ware zu ehrlichen Preisen verkaufen wollen. Denn auch auf den Souks kommt es vor, dass Händler*innen eigentlich nicht oder kaum verhandeln möchten. Als Tourist*in wendet man sich dann entweder meistens ab oder die Verkäufer*innen müssen viel zu tiefe Preise hinnehmen, da die Alternative wäre, gar nichts zu verkaufen.

Ehrlich oder nicht?

Die wirtschaftliche Lage in Marokko ist sehr schwankend, viele Menschen sind arbeitslos oder leben am Existenzminimum. Umso unfairer und absurder ist es also, dass die Verkäufer*innen mit den viel zu hohen Preisen wesentlich mehr Profit machen, als die, die ehrliche Preispolitik betreiben. So werden Verkäufer*innen fast gezwungen, ihre Ware zu unehrlichen Konditionen zu verkaufen, nur um sich oder seine Familie versorgen zu können, oder?

Infos sind wichtig

Marokkos Souks mit ihren Gerüchen, Farben und Absurditäten sind ein Erlebnis, eine Überflutung an Reizen, beeindruckend in vielerlei Hinsicht. Und sie haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, verlässliche Informationen über Produkte zu bekommen, Unklarheiten zu hinterfragen, um dem tatsächlichen Wert näher zu kommen und so zu einer fairen Verhandlung und einem fairen Handeln beizutragen.

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Quelle: Galeras Coffee
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Student vertreibt Kaffee seines Opas

Lisa, 27 Jahre

Daniel Moncayo kam als Student aus Kolumbien nach Deutschland. Heute verkauft er mit seiner deutschen Geschäftspartnerin die Kaffeebohnen seines Großvaters.

Das Kaffeefeld von Polo Enriquez (76) ist zur Erntezeit im Juni ein weißes Meer aus Blüten. In 1.700 Metern Höhe kann man die Berg- und Talwölbungen der Region Nariño beobachten. Felder überziehen das Land wie grüne Flickenteppiche, in der Höhe wachsen Kaffee und Zuckerrohr, in den tieferen feuchtwarmen Tälern tropische Früchte. Sandoná heißt das 25.000-Einwohner-Dorf im Süden Kolumbiens an der Grenze zu Ecuador. Hier bedecken Polos Kaffeepflanzen den Hang des Galeras, einem aktiven Vulkan, der die Region hin und wieder nur mit seiner fruchtbaren Asche bestäubt. Von dem Galeras kommt auch der Name für einen Kaffee, der bald in deutsche Tassen tröpfeln wird.

Galeras Kaffee: Von Kolumbien nach Deutschland

Tanja Morgner ist zur Erntezeit genau richtig. Der Kaffeebauer hat die 26-jährige Kulturwirtin sechs Wochen in seiner Finca aufgenommen. Sie steht ab sechs Uhr morgens auf dem Feld oder fährt mit Polos Tochter in die nächstgrößere Stadt Pasto, um mit Exporteuren zu sprechen. Tanja und ihr Geschäftspartner Daniel Moncayo wollen den Galeras Coffee über Direkten Handel in Deutschland verkaufen.

Polo Enriquez ist für die beiden kein beliebiger Kaffeebauer. Daniel ist sein Enkel. Vor vier Jahren kam der 33-Jährige als Student der Europastudien nach Passau. Dort lernte er Tanja kennen, sie studierte International Cultural and Business Studies. Mit der Zeit setzte sich die Idee, die schon lange in seinem Kopf schwirrte und Lärm machte, durch.

Schlechte Zeiten auf dem Kaffeemarkt

Pro Kopf und Jahr werden in Deutschland 162 Liter Kaffee getrunken. Der Anteil von fair gehandeltem Kaffee ist in den letzten Jahren gewachsen, liegt aber nur bei 4,8 Prozent. Zuletzt ist der Kaffeepreis auf dem Weltmarkt immer weiter gesunken auf einen Tiefstand von 1,84 Euro pro Kilo (Stand Juli 2018). Verantwortlich für die Schwankungen sind Spekulationsgeschäfte und der spürbare Klimawandel. Die Säh- und Erntezeiten verändern sich, das Wetter wird ein Lotteriespiel. Außerdem können Krankheiten und Schädlinge die Früchte zerstören. Der Druck auf Kaffeebäuer*innen wächst also.

In diesem Jahr ist die Ernte von Polo um ein Drittel auf 5.000 Kilo gesunken. Schuld ist die Fruchtfliegenart Broca, die Kaffeekirschen ansticht und zerstört. Den ersten Schwung Bohnen verkauft Polo an einen kolumbianischen Unterhändler, der den Kaffee im Land vermarktet. Die zweite ist die Haupternte. Einen Teil verkauft Polo für rund 1,86 Euro pro Kilo. „Polo hat in diesem Jahr etwa 700 Kilo richtig guten Kaffee“, sagt Tanja Morgner. Die Reife stimmt, die Bohnen sind intakt und gesund. Sie werden zu Tanjas und Daniels Galeras Coffee und Polo erhält von ihnen 2,40 Euro pro Kilo.

Fairer Handel: Mehr als gerechte Preise

Polo sagt, eine gute Ernte kann man auch mit der besten Arbeit nicht garantieren. Umso besser ist es dann, garantiert höhere Preise zu bekommen. Zur Idee von Fair Trade gehört noch mehr: Es wird generell nur mit Kleinbäuer*innen zusammengearbeitet und die Genossenschaften erhalten Zuschüsse für Investitionen und Projekte. Längerfristig soll die Wertschöpfung, also die Gewinne im Land, erhöht werden, das schafft Arbeitsplätze auch in anderen Bereichen. Je weniger Zwischenschritte bis zur Tasse direkt im Land passieren, desto mehr Geld bleibt auf dem Weg von der Bohne bis in die Tasse bei Erzeuger*innen. Um Fairness zu garantieren, arbeiten große Fair-Trade-Importeure mit Zertifikaten wie dem Fairtrade-Siegel, Naturland Fair oder Fair for Life. Direct Trade, wie Tanja und Daniel, betreiben in den letzten Jahren zunehmend junge Unternehmen, sie wollen Transparenz bei allen Beteiligten, stellen Verträge und Einkaufspreise online und besuchen die Farmen regelmäßig. Bei Galeras Coffee gibt es Verträge nur für die Röster, es zählt das Wort vom Großvater zum Enkel und das Vertrauen der Kund*innen.

Polo Enriquez und 55 Nachbarn haben vor Kurzem die Kooperative ASOFESAN gegründet. Mehr als 4.300 Kilogramm werden für Galeras Coffee von Polos Kolleg*innen zugekauft. „Alle Gewinne investieren wir erstmal in das Projekt“, erklärt Tanja. Zuletzt wurden für die Kooperative Feuchtigkeitsmessgeräte angeschafft, als nächstes sollen Gewinne in weitere Trocknungstunnel fließen. „Wir wollen kein Unternehmen mit Wachstumsdrang sein“, sagt Daniel, „wir hoffen, uns in Zukunft ein Gehalt auszuzahlen und ansonsten Reserven für das Projekt aufzubauen“.

Tanjas Tipp für einen fairen Kaffeekauf

Der Begriff fair ist rechtlich nicht geschützt, und Direct Trade nicht immer wirklich fair. So gibt es auch Händler*innen, die direkten Handel nur als Marketing nutzen. Wie also sichergehen, dass hinter dem Produkt ein guter Wille steht? „Am besten kauft man den Kaffee bei einer kleinen Rösterei vor Ort, fragt nach, woher er kommt und wie gehandelt wird“, so Tanjas Tipp. Auch in den mehr als 800 Weltläden und bei anerkannten Fair-Handels-Unternehmen wie El Puente, Gepa usw. gibt es fairen Kaffee. Und im Zweifelsfall? Hingehen und nachfragen!

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Quelle: View Apart/Shutterstock.com
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Fair shoppen - Modetipps

Maxi, 25 Jahre

„Kauft weniger, wählt bewusst aus, dann habt ihr lange was davon“, so ein Zitat der amerikanischen Modedesignerin Vivienne Westwood, das auf Konsum von Mode bezogen ist. Tatsächlich kauften die Deutschen im Jahr 2016 15 Kilogramm Kleidung pro Kopf – und warfen neun Kilogramm Kleidung weg, wie eine Studie von FEMNET e.V. und der AMD Akademie Mode & Design belegt. In den letzten Jahren hat sich der unschöne Trend der „Fast Fashion“ entwickelt. Die Bezeichnung erinnert nicht ohne Grund an „Fast Food“: Wir wollen die Klamotten schnell haben, auch wenn wir sie vielleicht gar nicht brauchen. Und: Wir wollen immer mehr!

Die Situation der Näherinnen im Ausland, vor allem im asiatischen Raum, wo das Produzieren am günstigsten ist, ist dramatisch. Neben täglichen Überstunden, manchmal sogar bis 2 oder 3 Uhr morgens, reichen die Löhne in der Textilbranche häufig nicht aus um Essen, Miete oder eine ärztliche Versorgung für die Arbeiterinnen und Arbeiter zu gewährleisten. Es gibt weder Urlaubs- noch Krankheitsgeld. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt der Lohn gerade mal bei 68 US-Dollar (etwa 59 Euro) pro Monat in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch. In Spitzenzeiten wird an allen sieben Wochentagen gearbeitet, manchmal sogar 16 Stunden pro Tag. Außerdem werden durch die unsachgemäße Entsorgung der giftigen Chemikalien Flüsse und Böden verunreinigt.

Hinzu kommen Skandale, die die ganze Welt erschüttern. Beispielweise 2013, als in Bangladesch das Rana-Plaza-Gebäude einstürzte und 1.100 Menschen tötete und mehr als 2.000 verletzte. Das Rana-Plaza war ein neunstöckiges Geschäfts- und Fabrikgebäude, bei dem mehrere Stockwerke ohne Genehmigung gebaut worden waren. Viele westliche Textilkonzerne ließen in diesem Gebäude produzieren.

Der Herstellung von Kleidung geht ein langer und komplexer Weg voran, denn es sind sehr viele Produktionsschritte notwendig, bevor ein Kleidungsstück in unserem Kleiderschrank hängt. Eine Faser, wie z.B. Baumwolle, wird angebaut, dann geerntet, weiterverarbeitet und zu Garn gesponnen. Danach wird das zukünftige Kleidungstück gewebt oder gestrickt und gefärbt. Anschließend wird der Stoff zugeschnitten und genäht, während manche noch bedruckt oder weiterverarbeitet werden. All diese Schritte benötigen viele Ressourcen und Arbeitskraft. Wer sich das vor Augen hält wird realisieren, dass bei einem Preis von 5 Euro für ein T-Shirt etwas einfach nicht stimmen kann. Deshalb wurde eine Reihe von Zeichen und Siegeln für faire und ökologische Kleidung eingeführt, z.B. das Siegel der „Fairtrade-Baumwolle“, „Fair Wear Foundation“ oder „Global Organic Textile Standard“. Eine Liste der Zeichen und Siegel findet ihr im Factsheet „Faire und ökologische Kleidung im Fokus“ vom Forum Fairer Handel.

Als immer mehr berichtet wurde, welch ausbeuterisches System hinter den bunten Teilen im Schaufenster steckte, entstanden auch immer mehr Projekte für faire Mode. Viele denken bei fairer Mode wohl zuerst an beige, sackartige Ökokleidung – so habe ich früher gedacht. Aber das stimmt absolut nicht! Fair gehandelte Mode ist genauso schick und stylisch wie unfair gehandelte. Model und Influencerin Marie Nasemann hat zum Beispiel den Blog „Fairknallt“ gegründet, auf dem sie regelmäßig über fair produzierte Kleidung berichtet. Neben ihrem Blog gibt es auch viele Instagramerinnen, die auf fair gehandelte Mode setzen, wie zum Beispiel @dariadaria.

Desweiteren gibt es viele Läden und Internetportale, die ausschließlich fair gehandelte ökogische Kleidung verkaufen, zum Beispiel den Avocadostore: dieser bietet neben Mode auch noch Deko-Artikel und Möbel an.

Laut einer Greenpeace-Umfrage haben 83 Prozent der Deutschen noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie weiterverkauft.

Erschreckend hohe Zahlen wenn man bedenkt, wie viel Kleidung die Deutschen pro Jahr neu kaufen, nämlich im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Das heißt unglaublich viel Kleidung landet im Müll und das, obwohl es viele andere Möglichkeiten gibt die Kleidung loszuwerden und auch noch Gutes zu tun.  Die kannst deine Klamotten zum Beispiel auf Kleiderkreisel weitergeben, oder spenden, zum Beispiel bei der Kleiderstiftung.

Eine weitere Möglichkeit, Kleidung loszuwerden und neue zu bekommen, sind Tauschpartys mit Freunden. Das ist ganz einfach: man sucht sich eine geeignete Party-Location mit viel Platz für Kleiderständer, besorgt Getränke und Knabberzeug und lädt sich Freunde ein, die auch ein paar Kleidungsstücke loswerden wollen. Dann stellt man ein paar Regeln auf, zum Beispiel, dass jeder fünf Kleidungsstücke mitbringen darf und wie ihr vorgehen wollt, wenn zwei Freundinnen dasselbe Teil wollen. Und schon kann es losgehen. Detaillierte Tipps findet ihr zum Beispiel beim Blogbeitrag von der Tagträumerin.

Greenpeace fand in seiner Umfrage ebenfalls heraus, dass 18 Prozent aller Kleidungsstücke nur zweimal überhaupt getragen, 20 Prozent von den Deutschen seltener als einmal im Vierteljahr getragen werden. Oft sind es die Spontankäufe, die man ein- oder zweimal trägt und dann feststellt, dass man das Kleidungsstück, das im Laden noch so unwiderstehlich gut aussah, eigentlich gar nicht mag. Deshalb immer nochmal eine Nacht darüber schlafen und sich mindestens drei Kombinationsmöglichkeiten mit Klamotten überlegen, die man bereits hat. Fällt einem nichts ein oder der Wunsch nach dem Kleidungsstück ist am nächsten Tag nicht mehr so stark, war es vielleicht besser, es nicht gekauft zu haben, weil es sonst nur im Kleiderschrank verstaubt wäre.

Mach mit: Kampagnen zum Thema „Faire Kleidung“:

  • Kampagne für saubere Kleidung: Die Kampagne für saubere Kleidung setzt sich weltweit für bessere Bedingungen in der Textilindustrie ein.
  • Fashion Revolution Week: Zur weltweiten Fashion Revolution Week im April gibt es on- und offline viele Aktionen unter dem Motto „Who made my clothes?“
  • Aktionspreis „SPITZE NADEL“: Inkota zeichnet mit dem Preis SPITZE NADEL besonders wirksame Aktionen aus, die auf die Missstände in der Textil-, Schuh- und Lederindustrie aufmerksam machen und sich für die Menschenrechte bei der Arbeit stark machen.

Die Faire Woche wird gefördert mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch MISEREOR und durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des

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