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Was heißt hier extrem?

Quelle: Iconfinder: Nick Roach

Redaktion

Nazis, Islamisten oder andere Extremisten: Ihre Ziele sind verschieden, ihre Mittel und Wege unterscheiden sich kaum. Hier lest ihr, wie man Extremismus erkennt – und was dabei herauskommt.

 

28. Juli 2017, Hamburg-Barmbeck, bei Edeka: Ahmad A. sticht im und später vor dem Supermarkt mit einem Messer auf mehrere Menschen ein. Einer stirbt, mehrere andere sind zum Teil schwer verletzt. Der Täter wird festgenommen und steht drei Monate später vor Gericht. Dort sagt er, er hätte gern noch mehr Menschen umgebracht und selbst als Märtyrer sterben wollen. Das Gericht muss nun entscheiden: War der Mann psychisch krank oder ein islamistischer Extremist? Ein Gutachter schloss eine Psychose aus, Ahmad A. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bleibt die Frage: Warum tut ein Mensch so etwas, wie tickt ein Extremist?

Extremismus – Was ist das eigentlich?

Extremismus ist eine spezielle Form, eine politische oder religiöse Einstellung durchzusetzen – wenn es sein muss, mit Gewalt. Extremisten können Rechtsextreme sein oder Islamisten oder Linksextreme, zum Beispiel. Allen gemeinsam ist:

Demokratie, Toleranz, Meinungsfreiheit und die Rechte anderer sind ihnen egal.

 

Intoleranz – Das bedeutet, sie halten ihre eigene politische oder religiöse Einstellung für die einzig richtige.

 

Missionsbewusstsein – Da die eigene Meinung die vermeintlich einzig richtige ist, viele andere Menschen das aber (noch) nicht glauben wollen, müssen sie aus Sicht der Extremisten bekehrt werden, auch gewaltvoll.

 

Ziel ist die Errichtung einer Gesellschaft nach den eigenen Vorstellungen, auch wenn dafür unschuldige Menschen sterben müssen.

 

Die Ideologie der Nationalsozialisten: Die sogenannten „Arier“, in erster Linie die Deutschen, standen über allen anderen. Die Juden, weitere angeblich „minderwertige Rassen“ und alle politischen Gegner waren „minderwertig“. Sie sollten vernichtet werden, was am Ende auf schreckliche Weise auch geschah. Der Weg zur Macht, den die Nationalsozialisten gingen, war eine Mischung aus Gewalt und legalen Methoden. Mit einem „Ermächtigungsgesetz“ verhalf das vorher geschwächte deutsche Parlament Adolf Hitler endgültig zur Alleinherrschaft. Danach landeten die Gegner der Nazis – und das waren alle, die offen eine andere Meinung vertraten – massenweise in Konzentrationslagern oder wurden direkt ermordet. Wenn Extremisten die Macht erst mal haben, agieren sie meistens ziemlich hemmungslos. Die Nazis beispielsweise begannen den Zweiten Weltkrieg, bei dem 60 Millionen Menschen getötet wurden, darunter ein Großteil der europäischen Juden.

Die Ideologie der russischen Kommunisten Anfang des 20. Jahrhunderts: Alle Ungerechtigkeit der Welt basiert auf Ausbeutung, darum muss man den Ausbeutern („Kapitalisten“) die Macht nehmen und sie den Ausgebeuteten (Arbeiter und Bauern) geben. Dabei setzten diese Kommunisten von Anfang an auf Gewalt. Und nachdem sie die Macht errungen hatten, war damit noch lange nicht Schluss. Besonders in den 1930er und 40er Jahren schickte der sowjetische Diktator Stalin seine Gegner massenweise ins Straflager oder in den Tod. Genaue Opferzahlen sind umstritten, aber Stalin hat wohl nicht weniger Menschen auf dem Gewissen als Hitler. Dennoch war am Ende das Versprechen von Gerechtigkeit und Wohlstand für alle nicht einzuhalten: Die Sowjetunion und ihre Vasallenstaaten gingen vor allem wegen ihrer völlig maroden Wirtschaft unter.

Islamisten berufen sich auf den Islam und legen die Überlieferungen dieser Religion besonders streng aus. Das Ziel von Islamisten aus aller Welt ist ein Gottesstaat nach Regeln aus dem Mittelalter – nach dem vermeintlichen Willen Gottes. Gegen die immer kompliziertere und unübersichtliche Welt setzen sie die einfachen Regeln und klaren Strukturen ihres Weltbildes und versuchen so, das Denken und Handeln der Menschen zu beeinflussen. Damit konnten sie genügend Anhängerinnen und Anhänger gewinnen, um zwischen 2014 und 2018 ein großes Gebiet im Nahen und mittleren Osten zu erobern und einen „Islamischen Staat“ zu gründen – und zwar mit brutaler Gewalt. Auch in Europa und anderen Teilen der Welt operieren Islamisten oft mit Gewalt und Terroranschlägen. Deshalb machte ein breites Bündnis aus muslimischen und nicht-muslimischen Armeen der Herrschaft des „Islamischen Staates“ ein gewaltsames Ende. Besiegt ist der Islamismus damit nicht – seine einfache Ideologie findet immer noch Anhänger.

Gewalt als das Mittel, um die Macht zu erreichen

Quelle: Pixabay: von niekverlaanUnterschiedlich sind allerdings die Mittel, mit denen Extremisten ihr Ziel – die Macht – erreichen wollen. Gewalt ist nur eins davon. Bevor sie die Macht haben, operieren manche Extremisten erst mal mit legalen Mitteln, um möglichst viele Anhänger zu gewinnen. Wenn sie später an der Macht sind, werden alle Gegner dann doch gewaltsam bekämpft. Welche Strategien Extremisten gerade anwenden, kann also unterschiedlich sein. Die Auswirkungen sind aber ähnlich: Extremismus führt zu Leid und Unrecht, am Ende gibt es meistens Tote. In vielen Fällen sogar sehr, sehr viele.

Die Beispiele zeigen: Extremismus mündet am Ende immer in Gewalt und unermesslichem Leid. Eine humane Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn man Menschen mit einer anderen politischen oder religiösen Überzeugung die gleichen Rechte zugesteht wie sich selbst.

Manche extremistischen Ideen erscheinen nicht auf Anhieb komplett irre oder erscheinen gar „richtig“. Es hilft ein einfaches Gedankenexperiment: Stell dir vor, du bist von irgendeiner Sache so überzeugt, dass du es okay findest, sie mit Gewalt durchzusetzen. Dass du es okay findest, ihre Gegner sogar zu foltern oder grausam umzubringen. Nun stell dir die Sache mit vertauschten Rollen vor: Du selbst wärst in der Gewalt eines Extremisten, der von seiner Sache überzeugt ist. Oder dein Bruder, deine Schwester, dein Vater oder deine Mutter wären es. Du merkst schon: Extremismus, welcher Sorte auch immer, führt in die Hölle auf Erden, wenn man ihn lässt.

 

Wenn du Hass und Diskriminierung beobachtest, kannst du das zum Beispiel hier online melden. Das Portal ist ein Angebot von jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet.

Quelle: Pixabay: von Ohmydearlife
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Diskriminierung – Was kann ich tun?

Quelle: Iconfinder: Nick Roach

Redaktion

Wenn die einen die anderen doof finden, weil die eben anders sind, aussehen oder denken, dann ist Ärger vorprogrammiert. Schritt 1 im Kampf gegen Diskriminierung: Verstehe, wie sie funktioniert. Schritt 2: Reagiere richtig.

Loser!“, „Schwuchtel!“, „Kanake!“, „Kopftuchschlampe!“ – wahrscheinlich musste sich jeder, der nicht Mainstream ist, der mit Akzent spricht oder ein Kopftuch trägt, schon mal solche Worte anhören. Menschen werden diskriminiert, weil sie „anders“ aussehen, nicht exzellent deutsch sprechen oder eine „andere“ Religion haben. Diskriminierung geht aber natürlich auch subtiler: Wenn in Deutschland Menschen mit dunklerer Hautfarbe oft gefragt werden, wo sie herkommen, in der Bahn besonders akkurat kontrolliert werden oder ihre Noten immer einen Tick schlechter ausfallen, als sie es verdient hätten, dann ist das ebenfalls diskriminierend, selbst wenn es manchmal unbewusst passiert.

Wenn wir mal genauer hinschauen sehen wir: Diskriminierung ist keine Frage der Herkunft oder einer bestimmten Religion.

Da wird einer runtergemacht und als Loser betrachtet, weil er nicht in Marken-Sneakers durchs Leben springt, sondern in No-Name-Tretern.

 

Da kriegt eine(r) den Job nicht, weil Frauen beziehungsweise Männer das ja angeblich nicht so gut können.

 

Da wird einer als Schwuchtel beschimpft, weil er auf Jungs steht.

 

Da wird einer auf offener Straße geschlagen, weil er eine Kippa trägt.

 

Das sind alltägliche Situationen, die viele von uns schon mal erlebt haben. Als Beobachter, als Opfer, als jemand, der mitmacht.

Eine ganz alte Geschichte

Diskriminierung ist, genau genommen, ein Überbleibsel aus der Steinzeit. Schon unsere Vorfahren konnten sich in der eigenen Hood relativ sicher fühlen. Wenn sie aber auf eine fremde Sippe trafen, war Vorsicht geboten. Man konnte ja nie wissen, was „die anderen“ im Schilde führten. Auszutesten, wo der andere so steht, wie er sich unterscheidet oder welche Merkmale uns bekannt vorkommen, hilft uns, das Fremde einzuordnen. Diese Skepsis ist uns wahrscheinlich einprogrammiert, ganz egal, ob sie im Einzelfall begründet ist oder nicht. Ist Diskriminierung also ganz normal?

Ist sie nicht! Denn wie wir mit dieser Ur-Skepsis umgehen, liegt ganz bei uns. Im Grunde gibt es vier Möglichkeiten:

1. Rückzug – Wir machen unser Ding, ihr eures.

„Ok, die anderen sind sehr anders als ich, deshalb sollten wir nichts miteinander zu tun haben.“

Die Folge ist: Man sucht sich nur noch Freunde, die genau so sind wie man selbst. Die alle von da kommen, wo man selbst herkommt, die das Gleiche glauben, die genauso aussehen, die das Gleiche gut oder schlecht finden. Die eine Sippe hier, die anderen dort, die Fronten sind klar. Aus der gegenseitigen Skepsis können jedoch regelrechte Feindbilder werden. Es braucht dann nur einen Funken, damit der zerbrechliche Frieden platzt und umschlägt in offene Aggression.

2. Aggression – Die Antwort ist Krieg!

„Ok, die anderen sind sehr anders als ich, das kann nicht funktionieren. Der Stärkere gewinnt!“

Aus gegenseitigen Vorurteilen werden auch hier Feindbilder, und zwar auf beiden Seiten. Wenn dann Vertreter der einen Seite Dinge tun, die genau zu diesem Schubladendenken passen, wird das Feindbild vermeintlich bestätigt und auf die gesamte Gruppe übertragen. Das kann dann in Gewalt umschlagen. Angefangen haben natürlich immer die anderen, schuld sind immer die anderen. Entweder endet es damit, dass die eine Seite gewinnt und die andere Seite unterdrückt wird. Damit wollen sich die Verlierer natürlich nicht abfinden, denn wer ist schon gern Opfer. Also geht das Ganze von vorne los. Oder es gibt keinen eindeutigen Sieger und alles endet ebenfalls in einer endlosen Kette aus Gewalt und Gegengewalt.

3. Assimilation – Anpassung total

„Ok, die anderen sind sehr anders als ich, aber sie sind in der Mehrzahl. Deshalb, muss ich mich anpassen. Sonst gibt es nur Stress, will ja keiner.“

Kann man versuchen, wird aber unter Umständen nicht funktionieren, wenn man dafür alle seine Überzeugungen, Traditionen, Gewohnheiten über Bord werfen muss. Wenn man sich selbst verleugnen muss. Assimilation (Anpassung) ist nur dann eine Option, wenn man bereit ist, in jeder Beziehung so zu werden, wie „die anderen“, wie der Mainstream. Und womöglich funktioniert es auch dann nicht – falls man äußerlich immer noch „anders“ aussieht.

4. Integration – Miteinander statt nebeneinander

„Ok, wenn wir uns gegenseitig nicht verstehen, sollten wir mal miteinander reden.“

Es ist hilfreich, nicht gleich eine Abwehrhaltung einzunehmen, wenn uns der jeweils andere komisch vorkommt. Wir werden feststellen: Über manche Dinge denken wir gar nicht so verschieden. Über andere schon – dann sollten wir darüber diskutieren. Bei manchen Dingen werden wir unterschiedlicher Meinung bleiben, aber das muss auch nicht schlimm sein. Integration ist eine Aufgabe für beide Seiten. Und sie erfordert Neugier. Auch Neugier ist ein Mechanismus, den wir noch aus der Steinzeit geerbt haben: Sie ist vielleicht die wichtigste unserer menschlichen Eigenschaften. Jahrtausendelang hat sie dafür gesorgt, dass wir neue Erkenntnisse gewinnen, dass wir herausfinden, wo es das beste Essen gibt, wie man Feuer macht, wie man sich das Leben besser machen kann.

Nun ist die Welt leider nicht perfekt – bis wir uns alle gegenseitig integriert haben, wird es wohl noch ein bisschen dauern. Bis dahin kann es helfen, wenn wir ein paar Strategien haben, mit denen wir reagieren können, wenn wir selbst oder jemand anderes diskriminiert wird. Hier sind ein paar davon.

Du musst nicht über jedes Stöckchen springen, das man dir hinhält. Verbale Angriffe kann man auch mal ins Leere laufen lassen. „Für diesen Quatsch hab ich gerade keine Zeit“, kann eine Antwort sein, um den Angriff des Gegenübers auszubremsen. Manchmal ist auch keine Reaktion die beste Reaktion, schon um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, um sich selbst zu schützen.

Auf Dauer schafft man Diskriminierung nur aus der Welt, wenn man dagegen aufsteht. Egal, ob du selbst oder jemand anderes betroffen ist: Wenn du merkst, dass sich jemand diskriminierend verhält, sprich sie oder ihn darauf an. Bleibe höflich, reagiere nicht mit einer Gegenaggression, das bringt gar nichts. Manche Leute diskriminieren nicht absichtlich und können aus deinem Hinweis vielleicht was lernen. Weise den oder die Täterin auf Widersprüche, Fehler und falsche Verallgemeinerung in ihren Aussagen hin.

Wenn dich jemand diskriminiert, versucht er oder sie dich zu erniedrigen und sich selbst über dich zu stellen. Zeige in Sprache, Körperhaltung und Inhalt deiner Antwort, dass du kein leichtes Opfer bist. Bleib sachlich. Noch mal: Wenn du selbst aggressiv wirst, eskaliert die Situation unter Umständen. Damit schadest du nur dir selbst.

Beteilige dich aktiv an Aktionen und Organisationen, die sich gegen Diskriminierung stark machen. Die Gemeinschaft gibt dir Kraft und die Aktionen können zu Veränderungen führen. Egal ob politische Aktionen, Sport oder Kunst- und Kulturprojekte – es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren.

Lerne so viel du möchtest über Diskriminierung. Das kann dir helfen, die Diskriminierung zu durchschauen und zu verstehen, wann jemand eindeutig deine Rechte oder die Rechte anderer verletzt. Dann kannst du entsprechend reagieren und dich dagegen wehren.

Wenn du offen diskriminiert wirst: Sprich Umstehende an, damit sie dir gegebenenfalls helfen. Wenn Gewalt ins Spiel kommt und Gesetze gebrochen werden, sind die Polizei und die Gerichte dafür zuständig. Sie können aber meist erst aktiv werden, wenn es eine Anzeige gibt. Es gibt Beratungsstellen und Notfalltelefone, die dir weiterhelfen können, Sozialarbeiter in deiner Schule oder Antidiskriminierungsbeauftragte.

 

Wenn du Hass und Diskriminierung beobachtest, kannst du das zum Beispiel hier online melden. Das Portal ist ein Angebot von jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet.

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